Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
Raumtemperatur kann daran nichts ändern.
Er fährt schweigend den Feldweg entlang, bis er vor Palomas blauem Tor anhält und sich zu mir umwendet. »Das ändert nichts an meinen Gefühlen für dich. Nichts könnte daran je etwas ändern.«
Ich schlucke schwer. Kehre seinen Worten den Rücken zu. Greife mit brennenden Augen und einer zum Antworten viel zu zugeschnürten Kehle nach dem Türgriff.
»Wenn du willst, fahre ich dich morgen zur Schule, aber danach solltest du dich vielleicht nach einer anderen Mitfahrgelegenheit umsehen. Wir müssen es uns nicht schwerer machen, als es ohnehin schon ist.«
Ich stoße die Tür auf und husche hinaus. Ich spüre das Gewicht seines Blicks auf mir, als ich langsam durch das blaue Tor trete. Sowie das Tor hinter mir ins Schloss fällt, stürme ich ins Haus, wo ich in Palomas Armen zusammenbreche und nur noch bitterlich weinen kann.
Neun
N i eta ?« Paloma drückt mich fest an ihre Brust und gurrt mir beruhigende Laute ins Haar. » Nieta , was ist denn passiert ?«
Ich mache mich los und wische mir wütend mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht. Weinen ist etwas, was ich mir nur selten gestatte, und vor anderen zu weinen, finde ich eigentlich nahezu unerträglich. Ich versuche zu sprechen, doch die Worte verhaspeln sich und bleiben in meiner Kehle stecken, als wollte ich ihnen nicht noch mehr Gewicht, mehr Macht geben, mich zu verletzen, als sie ohnehin bereits haben.
Paloma sieht mich forschend an. Mit einer weichen, papiertrockenen Hand streicht sie mir über die Stirn. Aus ihren Augen leuchtet das Mitgefühl, und sie beginnt mit einem leisen Seufzen: »Jetzt fängt es also an.«
Ich blinzele und habe keine Ahnung, was das heißen soll. Paloma hatte schon immer eine unheimliche Art, meine Emotionen zu lesen, doch diesmal kommt es mir anders vor. Es kommt mir vor wie von langer Hand geplant. Als hätte sie an der Tür gelauert und darauf gewartet, dass ich hereingestürmt komme.
»Es tut mir leid, nieta . Ich hatte schon befürchtet, dass das passiert.« Ihre Stimme klingt aufrichtig, doch die Worte beunruhigen mich.
Sie reicht mir ein Taschentuch, mit dem ich mir das Gesicht abtupfe, bis das Tuch so durchweicht und unbrauchbar ist, dass ich es in der Faust zusammenknülle. »Gefürchtet, dass was passieren würde ?« Ich versuche, aus ihr schlau zu werden, doch wie gewohnt ist ihre Miene undurchschaubar. »Ich habe dir doch noch gar nichts erzählt.«
Sie sieht mir fest in die Augen und antwortet ohne Zögern: »Das Leben einer Suchenden ist schwer.« Sie greift nach mir, doch als sie sieht, wie ich vor ihrer Berührung zurückzucke, lässt sie den Arm rasch fallen. »Und Liebe fordert immer ihren Tribut.«
»Du hast es also gewusst ?« Ich verschränke trotzig die Arme und denke mir, dass es nett gewesen wäre, wenn sie mir das mitgeteilt hätte. Aber vielleicht hat sie das ja getan, und ich habe bloß nicht zugehört.
Sie hat im Lauf der Zeit eindeutig ein paar Hinweise fallen lassen. Auch in der Nacht direkt nachdem sie ihre Seele zurückbekommen hatte und sie mir gesagt hat, dass Dace und ich vom Schicksal auserkoren seien. Ich war von der Neuigkeit total begeistert, während Palomas Reaktion alles andere als das war.
Ich wende mich ihr wieder zu, und bei ihren nächsten Worten laufen mir kalte Schauer über den Rücken. »Nein, nieta , sicher wusste ich es nicht. Ich habe nur vermutet, was das Pendel und dein momentaner Zustand bestätigt haben.«
»Aber ich habe überhaupt nichts bestätigt. Ich habe kein Wort über das gesagt, was heute geschehen ist. Also woher kannst du es wissen ? Spionierst du mir auch nach ?«
»Auch ?« Sie zieht eine Braue hoch.
Statt eine Erklärung abzugeben, presse ich die Lippen aufeinander und sage kein Wort mehr. Doch mein Widerstand hält nur ein paar Sekunden lang, ehe ich den Blick zu ihr hebe. »Paloma, bitte«, flehe ich sie an, »ich muss wissen, was du weißt – und ich muss es jetzt gleich wissen.«
Sie nickt einsichtig und will schon zu sprechen beginnen, als Xotichl den Kopf durch den Türbogen steckt, der zu Palomas Arbeitszimmer führt. »Soll ich lieber gehen ?«, fragt sie. Ihr Blick scheint zwischen Paloma und mir hin- und herzujagen, als könnte sie uns sehen.
Toll. Jetzt weine ich auch noch vor einer Freundin. Kann es noch schlimmer werden ?
Da ich weiß, dass Xotichl Palomas Hilfe ebenso dringend braucht wie Paloma das Geld, das ihre Patienten ihr einbringen, schüttele ich den Kopf und wende
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