Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
nicht auf Abenteuer aus.«
Ich zucke unter seinem Blick zusammen, zwinge mich dann aber, mich wieder aufrecht hinzusetzen, da ich ihm die Sache unbedingt erklären will. »So habe ich es nicht gemeint – als ob es ein romantisches Rendezvous gewesen wäre. Ich wollte damit sagen, dass er sie eingewickelt hat. Mit Hexerei und Schwarzer Magie. Die Richters wissen, wie man die Wahrnehmung anderer verändert – das tun sie ja schon seit Jahrhunderten. Es geht darum, wie sie diese Stadt und fast jeden in ihr beherrschen. Es geht darum, wie Cade uns glauben gemacht hat, dass die Quelle nach wie vor verzaubert sei, obwohl sie längst verdorben war. Leandro hat Chepis Träumen Nahrung gegeben, sie sehen lassen, was sie am liebsten sehen wollte, und als sie dann völlig weggetreten war …« Ich lasse den Satz unvollendet, da ich die Sache nicht weiter ausführen will.
Dace winkt ab, gestikuliert heftig in den leeren Raum vor sich, die Augen so müde und rotgerändert, wie ich sie noch nie gesehen habe. »Ich bin das Produkt einer Gewalttat.« Sein Blick ist kalt und leer. »Da helfen keine Beschönigungen. Ich hätte nie geboren werden sollen.«
»Sag das nicht !« Ich klammere mich an die Tischplatte und kämpfe gegen den Drang an, aufzuspringen und ihn eng an mich zu drücken. Im Augenblick ist er eine Insel – mit einer Bevölkerung von einer Person. Er würde einen Eindringling nicht willkommen heißen.
»Weißt du, wie viel einfacher ihr Leben ohne mich wäre ?« Seine Stimme klingt flach und tonlos. »Jedes Mal, wenn sie mich sieht, wird sie an den schlimmsten Tag ihres Lebens erinnert.«
»Das glaube ich nicht. Und du solltest auch nicht so denken.«
Er ignoriert meinen vielsagenden Blick. »Wirklich, Daire ? Wie soll ich es denn stattdessen sehen ?« Er spuckt die Worte regelrecht aus.
Ich sitze ruhig da und weigere mich, den Köder zu schlucken. Ich starre lediglich auf meine Hände und registriere, dass mein Finger von Sekunde zu Sekunde roter und dicker wird.
»Und, wo wir schon dabei sind, wie soll ich es denn finden, dass du das alles wusstest, es aber nicht für nötig gehalten hast, es mir zu sagen ?«
Ich hebe das Kinn, bis mein Blick seinem begegnet. Mir ist klar, dass die drei Worte »Tut mir leid« nicht ganz ausreichen, aber mehr habe ich nicht zu bieten. »Ich wünschte, ich hätte es dir gesagt, glaub mir. Ich wünschte, du hättest es nicht auf diese Art erfahren müssen.« Seufzend schüttele ich den Kopf. »Der Punkt ist, dass ich Paloma versprechen musste, es dir nicht zu sagen. Sie meinte, du seist eine wahrhaft gute und reine Seele und es stehe mir nicht zu. In dem Fall tut es mir leid, dass ich auf sie gehört habe statt auf mein Herz.«
»Eine gute und reine Seele ?« Er zieht eine finstere Miene. »Ich bin eine Abscheulichkeit ! Das Resultat einer so bösen Tat …«
»Bist du nicht !«, schreie ich, um ihn daran zu hindern, diesen Gedankengang weiterzuverfolgen. »Das ist dein Bruder, nicht du.« Ich richte den Blick auf seinen Arm, auf die Stelle, wo Kojote ihn angefallen hat. Ich wünschte, er ließe mich die Wunden versorgen, doch als ich Anstalten dazu gemacht habe, hat er nur abgewinkt, sich ein Geschirrtuch geschnappt und es um die verletzten Stellen gewickelt.
»Er ist ein Monster.« Er macht das blutgetränkte Geschirrtuch ab, wirft es in die Spüle und ersetzt es durch ein frisches. Und obwohl die Worte wie eine Aussage klingen, liegt eine Frage in seinem Blick.
»Allerdings.« Ich nicke bekräftigend.
»Und dennoch sind wir ein Echo voneinander.«
Ich scharre mit der Schuhspitze auf dem abgenutzten Linoleumboden herum und habe keine Ahnung, was ich sagen soll.
Seine Stimme klingt matt und trostlos, als er weiterspricht. »Wir dürfen uns nicht mehr treffen.«
Die Worte kommen aus dem Nichts.
Versetzen mir eine Breitseite.
Treffen mich mit voller Wucht.
»Was ?« Ich starre ihn verständnislos an. Spüre, wie der Boden unter meinen Füßen ins Wanken gerät, unter mir wegzurutschen und mich mit Haut und Haaren zu verschlingen droht.
»Es tut mir leid, Daire, aber wir haben keine Wahl. Ich muss dich schützen, und das kann ich nur dadurch tun, dass ich dich nicht mehr treffe.«
Seine Worte machen mich sprachlos. Ich kann nur noch mit offenem Mund dasitzen.
»Ich bin nicht völlig ahnungslos, weißt du.« Er fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Ich habe im Lauf der Jahre Gerüchte gehört. Registriert, wie die Stammesältesten, vor allem Leftfoot, mich
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