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Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Titel: Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Gardinenpredigt ab, die sie vermutlich im Lauf der Nacht eingeübt hat. Ihre Stimme wird lauter und leiser, während ich in verschiedenen Stadien des Angezogenseins zwischen Badezimmer und Schrank hin- und herrenne.
    Es ist die gleiche Tirade, die ich schon zu hören bekam, als sie vor ein paar Monaten aus Enchantment abgereist ist. Weitere Warnungen über die Gefährlichkeit von Jungen – vor allem gut aussehenden wie Dace. In Jennikas Weltbild haben es solche Jungen nur darauf abgesehen, einem Mädchen mithilfe ihrer Süßholzraspelei an die Wäsche zu gehen und es dann postwendend sitzen zu lassen, wenn sie ihren Spaß gehabt haben.
    So ähnlich, wie es ihr mit Django ergangen ist.
    Nur dass Django sie nicht sitzen gelassen hat.
    Er ist gestorben.
    Und Jennika ist nie darüber hinweggekommen.
    Und genau deshalb will sie mich unbedingt daran hindern, ihre Fehler zu wiederholen, indem ich mein Herz an jemanden hänge, der mir auch wegsterben könnte.
    Doch dafür ist es zu spät. Ich habe mein Herz bereits an einen Jungen verloren, der in meinen Träumen gestorben ist, ganz zu schweigen von der Prophezeiung. Wenn ich allerdings irgendetwas dabei mitzureden habe, wird er im richtigen Leben nicht sterben – noch viele Jahre nicht.
    »Was ist mit Vane ?« Ich stehe vor ihr, eine Hand auf meine jeansbekleidete Hüfte gestemmt, in der anderen die neuen Stiefel, die sie mir gekauft hat. Sie sieht mich verständnislos an. »Du weißt schon – Vane Wick ?«, fahre ich fort. »Der internationale Herzensbrecher – einer der jüngsten und heißesten Hollywood-Stars – der, den ich auf diesem Platz in Marokko angefallen habe ?«
    »Was ist mit ihm ?« Sie zupft an ihren glitzerblauen Fingernägeln und zieht den Lack genau auf die Art ab, die sie mir immer verboten hat, da sie meint, es schade den Nägeln.
    »Also, ich kann mich nicht erinnern, diesen Vortrag damals gehört zu haben.« Ich stecke meine Füße in die Stiefel und muss leise schmunzeln, als ich feststelle, dass sie perfekt passen.
    »Weil ich wusste, dass du viel zu klug bist, um auf jemanden wie Vane hereinzufallen. Du warst nie beeindruckt von Stars, Daire. Dafür bist du viel zu clever. Ich wusste, dass du seine Show sofort durchschaut hast, und deshalb habe ich mir auch keine Sorgen gemacht, als du mit ihm herumgezogen bist.«
    Ich wende mich zum Fenster und mustere den Traumfänger über dem Sims. Dabei muss ich an den Abend denken, als mich Vane in diese Gasse gelockt hat, an die erfahrene Art, wie er mich geküsst hat. Wie er mich beinahe dazu überredet hätte, die Dinge zu tun, vor denen mich Jennika immer warnt. Und wie mich nur die Visionen von den leuchtenden Gestalten davor bewahrt haben.
    Doch das verrate ich ihr nicht.
    Ich schüttele die Erinnerung ab und lausche geduldig, als sie weiterspricht. »Ich wusste im ersten Moment, als ich euch zusammen gesehen habe, dass es mit Dace anders ist«, sagt sie mit finsterer Miene. Wahrscheinlich denkt sie an den Abend, als sie uns in seinem Auto erwischt hat. Wir wollten uns gerade küssen, als sie uns aufgeschreckt und uns erfolgreich davon abgehalten hat. »Daire, Liebes.« Ihre grünen Augen blicken tief in meine. »Du weißt doch, dass ich dich nur davor bewahren will, die gleichen Fehler zu machen wie ich.«
    »Ja, weiß ich.« Verdrossen stopfe ich einen Stapel Bücher in meine Tasche. »Und nur damit du es weißt, ich finde es einfach traumhaft, wenn du mich als einen Fehler bezeichnest. Ehrlich. Da krieg ich gleich ein ganz warmes und heimeliges Gefühl im Bauch.«
    Sie schnaubt leise. Und obwohl ich ihr den Rücken zukehre, kenne ich sie gut genug, um zu wissen, dass sie die Augen geschlossen hat und leise bis zehn zählt. »Du weißt genau, was ich meine«, sagt sie, sobald sie es hinter sich gebracht hat.
    Ich runzele die Stirn und will ihr schon eine gehässige Entgegnung an den Kopf werfen, als sie so klein und schutzlos auf mich wirkt, dass sich in mir etwas löst und ich weich werde.
    Irgendwie kann ich fühlen , wie es für sie war, als sie mit sechzehn Jahren von einem Jungen schwanger wurde, der dann plötzlich umkam – und nur wenige Jahre später ihre Eltern zu verlieren.
    Aus der Bahn geworfen.
    In den Bauch getreten.
    Atemlos nach Luft schnappend und darum ringend, sich ein neues Leben aufzubauen.
    Ich greife nach einem Stuhl, umklammere mit beiden Händen die Lehne. Ich bin überwältigt von der Wucht dieses Eindrucks – davon, wie ich unwillkürlich in Jennikas inneres Erleben

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