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Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Titel: Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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überlassen.
    Jeder Schritt ging geschmeidig in den nächsten über – jeder einzelne Teil eines größeren Plans.
    Der Boden unter unseren Füßen beginnt sich zu bewegen und schleudert uns ans Ende des Flurs, wo wir durch die Glaswand krachen und durch eine Konstellation glitzernder Kristallstückchen wirbeln, während wir uns in den Himmel erheben.
    Wir fliegen über Berggipfel.
    Gleiten über dunkel glänzende Flüsse.
    Fliegen so viel höher, als ich es in der Gestalt des Rotschwanzbussards getan habe, mit dem ich vor ein paar Stunden verschmolzen bin. Das Gefühl ist so herrlich, so befreiend, dass ich gar nicht mehr landen will.
    Irgendwo in der Ferne schwingt Cree die Rassel schneller – winzige Perlen, die wild gegen das dünne Leder schlagen. Er ruft uns nach Hause. Doch ich bin noch nicht bereit.
    Wir sinken tiefer.
    Und dann noch tiefer.
    Kreisen über einer drastisch veränderten Landschaft. Einer zerstörten, wüstenhaften Savanne. Einem Ort unbeschreiblichen Verfalls und Niedergangs. Die windschiefen Häuser und die kaputten Menschen lassen auf den ersten Blick Enchantment erkennen.
    Ein tristes Loch von einer Stadt, durch das Treiben der Richters, der Sippe, der auch ich angehöre, bedenkenlos entweiht.
    Wir fliegen über das Rabbit Hole und sehen es in eine Wolke schmutzig braunen Dunsts gehüllt, die mir bisher noch nie aufgefallen ist.
    Wir fliegen über Palomas Lehmziegelhaus mit dem leuchtend blauen Tor, das auf ganzer Grundstücksgröße von einem strahlenden Lichterkranz umgeben ist.
    Die Stadt besteht aus hellen und dunklen Flecken.
    Aber vor allem aus dunklen.
    Überwiegend aus dunklen.
    Und dann kommt Cade.
    Wir tauchen hinab in die Gasse hinter dem Rabbit Hole. Bleiben unbemerkt, als er ein Mädchen brutal gegen die Wand presst und an ihrem T-Shirt zerrt.
    Ein Mädchen mit langem, dunklem Haar, das ihr so übers Gesicht fällt, dass ich sie nicht erkennen kann.
    Sie dreht den Kopf – versucht vergeblich zu schreien. Kann kaum mehr als einen kurzen Schreckenslaut hervorstoßen, ehe Cade sie mit einer Ohrfeige mitten ins Gesicht zum Schweigen bringt.
    Seine Augen lodern rot. Aus seinem Mund quellen Schlangen. Verwandelt in die Bestie, die er ist, stößt er ein entsetzliches Knurren aus und reißt ihr mit seinen Krallen die Brust auf.
    Stiehlt ihr die Seele.
    Genau wie in meinem Traum.
    Ich stürze auf ihn zu. Lasse meine Energie hart gegen seine prallen. Hoffe, ihn lange genug aus dem Gleichgewicht zu bringen, dass das Mädchen fliehen kann.
    Doch letztlich ist es, als würde ich mich in Schaum stürzen – die Landung ist weich, federnd und hat keinerlei erkennbare Wirkung.
    Trotzdem gebe ich nicht auf. Mein Wille, sie zu retten, ist unerbittlich. Während eine neu gefundene Kraft in mir aufsteigt, knalle ich brutal gegen Cades Seite, kann aber nur entsetzt zusehen, wie das Mädchen wegsackt und sich als Daire entpuppt, während mein Bruder zu mir herumwirbelt. Im Kiefer der aus seiner Zunge hervorschnellenden doppelköpfigen Schlange balanciert er eine perlmuttartig schimmernde Kugel.
    Ein Schrei ertönt. Er klingt so wütend, so archaisch, dass ich erstaunt mich selbst als seinen Ursprung erkenne.
    Ich stürme unablässig gegen Cade an, lasse meine Energie immer wieder gegen seine prallen. Doch es dauert nicht lange, bis ich merke, dass ich gegen Luft schlage. Verblüfft sehe ich zu, wie sich die ganze Szene vor mir in einzelne Pixel auflöst. Die einzelnen Fragmente lösen sich im Äther auf, als hätte es sie nie gegeben.
    Ich schaue hektisch in alle Richtungen und bemühe mich verzweifelt, mir einen Reim darauf zu machen, bis mir Leftfoot eine glühend heiße Hand auf die Schulter legt und auf die Backsteinmauer vor uns zeigt, auf der eine Folge wie von Geisterhand geschriebener Wörter abläuft. Jede Zeile verschwindet, sobald die nächste beginnt. Doch trotz ihrer Kürze bleiben die Worte in meinem Gedächtnis eingebrannt.
    Es ist die Prophezeiung.
    Das weiß ich, sowie ich es sehe.
    Es ist alles ganz genauso wie in meinem Traum.
    Als es vorüber ist, als die Worte dorthin verschwinden, wo sie hergekommen sind, spricht Leftfoot zum ersten Mal, seit diese Reise begonnen hat. »Dace, es tut mir wirklich leid«, sagt er in einem Tonfall, der das ganze Ausmaß seines Bedauerns offenbart. »Aber die Prophezeiung steht geschrieben; sie lässt sich nicht annullieren.«
    Ich will etwas erwidern. Einen langen, ausführlichen Protest, der mir schon auf der Zunge liegt, als das Rasseln

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