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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Nimm das alles nicht so ernst. Ich werde Schürf per Stummer Rede alles erklären. Sonst noch Wünsche?«
    »Im Moment nicht. Ich bin nur von Wenigem wirklich überzeugt, und dazu gehört, dass ich mich in Gesellschaft von Sir Lonely-Lokley sicherer fühlen werde. Juffin, ich habe Ihnen noch nie davon erzählt, doch ich bin ein ziemlich ängstlicher Junge. Vergessen Sie das nicht.«
    »Stell dir vor - auch ich werde mich ruhiger fühlen, wenn du mit Schürf unterwegs bist«, gab Juffin zu. »Ich hab dir auch noch nicht erzählt, dass ich ein vorsichtiger alter Fuchs bin. Du musst lernen, dich geschickter auszudrücken, Max. Ich hab das Gleiche gesagt wie du, doch meine Formulierung hat der Eitelkeit sehr viel mehr geschmeichelt als deine Worte.«
    Kaum hatte ich das Haus meines Chefs verlassen, packte mich die Verwirrung. Ich wollte mir einreden, Juffin glaube zu Recht, ich könne selbständig arbeiten und eine Operation allein durchführen, kam mir dabei allerdings etwas heuchlerisch vor. Plötzlich erwachte in mir ein streberhaftes Gefühl und flüsterte, ich müsse entweder alles perfekt erledigen oder sterben, um mein Elend nicht länger mit anzusehen. Wo war dieser Streber bloß, als ich noch zur Schule ging? Das wüsste ich gern.
    Obwohl ich noch weit länger hätte grübeln können, war mir eins sofort klar: Wenn alles überstanden wäre, würde ich glücklich sein, von Sir Juffin Halli ein Lächeln und ein paar dieser gönnerhaften Worte zu bekommen, die einen Menschen fertigmachen können, der gerade einen Berg erobert hat - Worte wie: »Na siehst du, Max, ich hab dir doch immer gesagt, dass alles prima klappen wird, und du hast mir nicht geglaubt!« Ich musste mich also damit abfinden, wer weiß wie heroische Taten zu vollbringen, nur um mir ein wohlwollendes Lächeln meines Chefs zu verdienen. So tief war ich gesunken!
    Die Nacht war kalt - eine der kältesten des Winters. Das Quecksilberthermometer in meiner Heimat freilich hätte sicher kaum mehr als null Grad gezeigt. Das Klima in Echo ist im Allgemeinen sehr gemäßigt. Es gibt hier weder extreme Kälte noch starke Hitze, und das hat mir an meinem neuen Zuhause immer gefallen. Für verschneite Winterromantik war ich nie empfänglich. Ich kann es nicht ertragen, in der Dämmerung zur Arbeit zu gehen, mit verfrorenen Beinen in halbnassen Schuhen über den Gehsteig zu schlurfen und darüber nachzudenken, was mich neue Schuhe kosten werden. Und im Hochsommer wiederum bin ich bereit, mein Seelenheil für ein wenig frische Luft zu verkaufen. Deshalb macht mich das angenehme Klima von Echo richtig glücklich. Aber irgendwas muss mich ja auch glücklich machen - den Magistern sei Dank!
    Ich fuhr nach Hause und versuchte, nicht an die anstehende Aufgabe zu denken, sondern mich auf etwas anderes zu konzentrieren - zum Beispiel darauf, ob ich es am Morgen noch schaffen würde, Lady Melamori zu sehen.
    Meine Sympathie für sie hatte bereits gefährliche Ausmaße angenommen. Am schlimmsten jedoch war, dass ich sie oft nicht verstehen konnte. Vielleicht brauchte ich ja einen Dolmetscher. Seit dem Abend, an dem wir uns kennengelernt hatten, sah sie mich mit unverhohlener Anbetung an. Vielleicht sogar mit ein wenig Angst. Doch soweit ich weiß, führt maßlose Begeisterung selten dazu, dass Menschen einander nahekommen. Darum wusste ich selber nicht, ob ich noch hoffen oder gar die Initiative ergreifen sollte, ehe es endgültig zu spät wäre. Und woher sollte ich wissen, ob es nicht längst zu spät war? Das war mein Problem.
    Ein paar Tage zuvor hatte Lady Melamori mich überrascht und mir vorgeschlagen: »Besuchen Sie mich doch heute Abend, Max! Sie wissen noch nicht, wo? Es ist leicht zu finden: Ich lebe in der Nähe des Stadtteils Rendezvous. Lustig, was?«
    Mir war ganz schwindelig geworden. Innerlich platzte ich schier vor Stolz und war eitel wie ein Pfau. Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich im Bad und verließ dann im besten Lochimantel das Haus. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte mir das Gesicht gepudert, obwohl sich das in Echo für Männer nicht gehört - auch nicht in Fällen schwerster Verliebtheit. Doch vor diesem letzten, verhängnisvollen Schritt bewahrte mich meine gute Erziehung.
    Mit der Aufsicht über mein Büro betraute ich den Vogel Kurusch, für den solche Aufträge ein Klacks waren. Dann ging ich zu Lady Melamori und traf dort auf den fast vollzählig versammelten Kleinen Geheimen Suchtrupp. Zuerst konnte ich meine Enttäuschung

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