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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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- ich habe nicht vor, Ihnen meinerseits Fragen zu stellen, Sir Max, denn ich weiß, dass dafür die Zeit noch nicht reif ist«, sagte Lonely-Lokley versöhnlich. »Übrigens solltest du deine Mimik besser kontrollieren, Marilyn, und dafür die Übungen, die ich dir gezeigt habe, wirklich jeden Tag machen.«
    »Und zwar vierzig Jahre lang?«, fragte ich betrübt.
    »Das kann ich dir nicht genau sagen. Vielleicht stellt sich der Erfolg ja schon früher ein.«
    »Lassen wir meine Mimik mal auf sich beruhen, Glama. Erzählen Sie mir jetzt bitte Ihre Geschichte, Sir Lonely-Lokley.«
    »Vor genau siebzehn Dutzend Jahren wurde ein Junge namens Schürf Novize im Orden der Löchrigen Tasse. Seine Familie war dem Orden eng verbunden und ließ
    dem Jungen keine andere Wahl, aber damals war das ein durchaus beneidenswertes Los. Kaum sechs Dutzend Jahre später wurde der Novize zu einem Jüngeren Magister befördert und arbeitete seither als Fischexperte, war also Aufseher über die Löchrigen Aquarien des Ordens. Soweit ich weiß, hat Juffin Ihnen schon einiges über den Orden der Löchrigen Tasse erzählt, und das will ich nicht wiederholen.«
    »Die Mitglieder des Ordens haben sich nur von den Fischen in den Aquarien ernährt und löchriges Geschirr benutzt, das Ihrer berühmten Tasse ähnelte, stimmt's?«
    »Wenn man so will ... Jedenfalls erfüllte der Jüngere Magister Schürf Lonely-Lokley einige Jahre all seine Verpflichtungen aufs Beste.«
    »Daran habe ich keinen Zweifel.«
    »Das sollten Sie aber, Sir Max. Schließlich kennen Sie den Menschen, von dem ich rede, nicht. Ich habe selten einen so maßlosen, launischen und sentimentalen Kerl getroffen wie ihn. Das können Sie mir glauben, denn ich neige eher zu Unterals zu Übertreibungen. Die Ernährung der Magister des Ordens war der Selbstbeherrschung freilich nicht förderlich. Allerdings haben auch Mitglieder anderer alter Orden ungesund gelebt.«
    Ich nickte. »Das hat mir Juffin auch erzählt. Ich wäre gern - wenigstens für kurze Zeit - Zeuge dessen gewesen, was in der berüchtigten Epoche der Orden los war.«
    »Wenn Sie sich so für die Vergangenheit interessieren, kann ich Ihnen ein Gespräch mit Sir Kofa Joch empfehlen. Anders als ich ist er ein sehr talentierter Erzähler.«
    »Unsinn«, meinte ich abwinkend. »Du machst das ganz prima, Glama. Fahr bitte fort.«
    »Ich bin ein furchtbarer Erzähler, und so soll es auch sein. Aber Sie interessiert ohnehin weniger der Berichterstatter als das, was er zu erzählen hat«, stellte Lonely-Lokley ungerührt fest. »Ich habe schon gesagt, dass ich früher sehr ungestüm war. Diese Charaktereigenschaft erklärt vielleicht meine sinnlose Tat«, fuhr Schürf fort, unterbrach sich dann aber und blickte mit finsterer Miene auf die Straße.
    »Welche Tat denn?«, fragte ich und platzte fast vor Neugier.
    »Ich wollte innerhalb kürzester Zeit möglichst kräftig werden und habe deshalb das Wasser all der Aquarien ausgetrunken, auf die ich eigentlich hätte aufpassen sollen.«
    Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen und sah Sir Schürf plastisch vor mir, wie er ein riesiges Aquarium nach dem anderen leer trank. Sündige Magister! Wie hatte er nur solche Flüssigkeitsmengen in sich hineinschütten können?
    »Verzeih mir, Glama, aber das ist wirklich zu komisch«, kicherte ich etwas später schuldbewusst.
    »Verstehe. Natürlich starben alle Fische, und der unbesonnene Jüngling Schürf bekam wirklich ungeheure Körperkräfte, konnte damit jedoch nicht umgehen. Das hätte späteren Generationen eine Lehre sein sollen. Es ist für mich schwierig, weitere Geschehnisse zu beschreiben, da ich nicht mehr weiß, was der dumme Jüngling nach Verlassen seines Ordens alles getrieben hat. Jedenfalls hat mir jemand den Spitznamen Verrückter Fischer verpasst. In der Epoche der Orden hat man sich noch schwer anstrengen müssen, um sich so einen Titel zu verdienen. Und niemand konnte mir verweigern, was ich haben wollte - egal, ob es sich um Frauen, Diener, Geld oder andere Dinge handelte, die mancher zum Glücklichsein braucht. Ich war besessen. An manchen Tagen fand ich Gefallen daran, Menschen zu ängstigen, an anderen zog ich es vor, sie umzubringen. Aber eigentlich fand ich es erniedrigend, unbescholtene Bürger zu töten, und träumte stattdessen davon, das Blut der Großen Magister zu saufen. Ich kam und ging, wie es mir passte, und vollbrachte Wunder, die ich bis heute nicht verstehe, aber die Kehle der Großen Magister blieb

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