Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
mögen.
Sir Juffin opferte den Großteil der Nacht, um Lonely-Lokley und mir zu erzählen, welche Lebensgeschichte er sich für uns ausgedacht hatte. Es konnte ja sein, dass wir auf unserer Reise Neugierige trafen, die sich beim Abendessen über unsere Vergangenheit unterhalten wollten. Ehrlich gesagt hörte ich nur mit halbem Ohr hin, denn Lonely-Lokley war so zuverlässig, dass er nicht ein Wort von der Geschichte des Ehepaars Glama Eralga und Marilyn Monroe vergessen würde.
»Das klingt alles sehr hübsch, Juffin«, sagte ich und sah gedankenverloren in den rosigen Himmel. »Aber offen gestanden verstehe ich noch immer nicht, warum wir nach Kettari fahren.«
»Ehrlich gesagt: Als ich dich nach Cholomi geschickt habe, Max, habe ich dir einige wichtige Informationen vorenthalten. Aber diesmal ist es anders. Du weißt wirklich alles, was ich weiß. Ihr fahrt nach Kettari, damit ich Antwort auf zahlreiche Fragen bekomme. Aber wenn ich euch einen Rat geben darf: Wartet dort besser erst ein paar Tage ab, ehe ihr etwas unternehmt. Ihr solltet durch die Stadt spazieren und euch ein paar Teppiche kaufen. Vielleicht findet das Geheimnis ja zu euch. Ich weiß doch, dass du ein Glückspilz bist, Max. Und wenn nichts dergleichen passiert, müsst ihr eben versuchen, Kettari für einige Tage zu verlassen und dann zurückzukehren. Nur nichts überhasten! Haben wir uns verstanden? Ich hab das Gefühl, es wäre falsch, übereilt zu handeln. Aber jetzt ist es Zeit. Die Karawane bricht in einer Stunde auf. Ihr könnt noch ein Schlückchen nehmen.«
Mit diesen Worten reichte Juffin mir seine berühmte Flasche, und ich nahm genüsslich einen Schluck Balsam, der mich schon manches Mal geheilt hatte und mich auch von Morgenmüdigkeit und anderen Unannehmlichkeiten befreien konnte.
»Nimm, mein Lieber. Es ist auch noch was für dich drin«, sagte ich und reichte die Flasche an Lonely-Lokley weiter.
»Vielen Dank, Marilyn, aber das trinke ich nicht«, antwortete mein offizieller Freund und gegenwärtiger Ehemann.
»•Wie du willst, aber wir sind den ganzen Tag unterwegs.«
»»Es gibt Atemübungen, die schneller und effektiver von Müdigkeit befreien als dieses Gebräu«, sagte Lonely-Lokley.
»Kannst du mir die beibringen?«, fragte ich neidisch.
»Erst, wenn du alle Übungen gelernt hast, die ich dir gezeigt habe.«
»Die kann ich doch schon alle!«
»Denkst du! Wenn es gut läuft, beherrschst du sie in vierzig Jahren.«
»Oje! Aber wie unser Großer Magister Nuflin Moni Mach zu sagen pflegt: »Hoffentlich werde ich diesen Tag nicht erleben.- Na gut - gehen wir, mein Lieber.«
»Los, Leute«, sagte Juffin nickend. »Für Gespräche habt ihr Zeit genug, denn der Weg ist lang. Und bringt mir bitte etwas aus meiner Heimatstadt mit.«
Sir Lonely-Lokley setzte sich mit Schwung ans Steuer des A-Mobils.
»Vielleicht sollten wir die Plätze tauschen?«, meinte ich.
»Du hast eben Kachar-Balsam getrunken, Marilyn, und willst schon ans Lenkrad? Das geht nicht - das hab ich dir schon ein paar Mal gesagt. Meine Liebe, auf unserer Reise werden wir bestimmt noch oft die Plätze tauschen. Bist du eigentlich sicher, dass du dich dem Tempo der anderen anpassen kannst? Wenn wir alle überholen, stehen wir ohne Karawanenführer da. Natürlich wären die anderen darüber schockiert.«
»Schon gut«, meinte ich beschwichtigend. »Anders als unser alter Freund Max ist Lady Marilyn eine vorsichtige Dame. Ich werde mich am Riemen reißen.«
»Ist das ein neues Geheimritual?«, fragte Lonely-Lokley sichtlich interessiert.
»Ja. Ich kann es dir beibringen, Glama, aber das dauert mindestens hundertfünfzig Jahre«, meinte ich triumphierend. Lady Marilyn erwies sich als ebenso tückisch wie mein guter alter Bekannter Max.
Doch schon Sekunden später fürchtete ich, Lonely-Lokley könnte meinen Scherz missverstanden haben. Schuldbewusst lächelte ich ihn an und sagte: »Das war nicht ernst gemeint.«
»Das hatte ich mir schon gedacht. Aber du musst darauf achten, immer mit hoher Stimme zu sprechen, Marilyn. In ein paar Minuten reisen wir nicht mehr allein. Ich würde dir daher raten, auf solche Details zu achten.«
»Du hast Recht, Glama. Keine Sorge.«
Diese Reise mit Sir Schürf, dachte ich, wird meinen Charakter effektiver stählen als die Pädagogik der alten Spartaner.
Als ich ein Dutzend A-Mobile und eine Gruppe von Leuten erblickte, die allesamt reisefertig waren, besserte sich meine Laune. Als Kind war ich oft am Bahnhof, um
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