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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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gemacht. Und statt mich zu töten, hat er mich gerettet - einen Menschen, der ob seiner Taten eigentlich schon gerichtet war.«
    »Sündige Magister - klingt das romantisch!«, seufzte ich.
    »Stimmt. Natürlich hatte Sir Juffin das perfekte Timing: Er ist genau in dem Moment aufgetaucht, als ich wusste, dass meine Schlaflosigkeit langsam zu Ende ging, mein Leben also so gut wie vorbei war. Eigentlich habe ich mich damals aufs Sterben gefreut: Der Tod erschien mir als die beste Lösung. Und als mich der Freiwillige aus Kettari überraschte, empfand ich eine unvergleichliche Freude: Ich sollte im Kampf sterben, und das ist viel lustiger als Selbstmord.«
    »Hast du gerade -lustiger« gesagt, Glama?«, fragte ich und dachte, ich hätte mich verhört.
    »Ja. Anders als der gegenwärtige Lonely-Lokley liebte der Verrückte Fischer Spaß. Aber es gab keinen Kampf -Sir Juffin hat mich einfach in Tiefschlaf versetzt. Vermutlich war das für ihn nicht schwer, da ich ohnehin von der Sehnsucht nach Schlaf besessen war. Juffin stieß mich probeweise in die Arme des Todes und ließ mich kosten, wie es war, eine Ewigkeit ohnmächtigen Schmerzes zu erleben. Dann riss er mich wieder aus diesem Alptraum und erklärte, ich hätte nur eine Chance.«
    »Nämlich?«
    Ich kannte mich mit den Wundern dieser Welt noch nicht gut aus, doch die Kraft der hiesigen Alpträume hatte ich bereits am eigenen Leibe erfahren.
    »Es war ganz einfach: Da alle den Verrückten Fischer suchten, musste ich ein anderer werden. Eine Metamorphose, wie wir zwei sie vor unserer Abreise durchgemacht haben, wäre zu wenig gewesen. Die toten Magister lassen sich nämlich nicht so leicht betrügen. Sir Juffin brachte mich an einen seltsamen Ort, gab mir ein paar Ratschläge und verschwand.«
    »An was für einen Ort denn, Sir Schürf?«, fragte ich, und mein Herz hätte beinahe aufgehört zu schlagen.
    »Keine Ahnung. Es ist unmöglich, sich an Dinge zu erinnern, die nicht wahrnehmbar sind.«
    »Und welche Ratschläge hat er dir gegeben, Glama? Verzeih bitte meine Aufdringlichkeit, aber ich wüsste wirklich gern, was man einem Menschen in deiner Lage noch sagen konnte.«
    »Nichts Besonderes. Er hat mir nur erklärt, wer ich bin und was ich tun sollte. Und er hat mir ein paar von den Atemübungen gezeigt, die ich dir beigebracht habe. Vergiss bitte nicht, dass ich damals über gewaltige Kräfte verfügte und imstande war, enorme Taten zu vollbringen. Juffin hat mir lediglich ideale Bedingungen dafür verschafft, meine Kräfte zu entwickeln. Ich weiß nur noch, dass ich mich dort einzig mit diesen Übungen beschäftigen konnte. Es war sogar unmöglich zu essen, zu schlafen oder zu denken. Zeit im herkömmlichen Sinn gab es dort auch nicht: Die Ewigkeit glich einem Moment - anders kann ich es nicht sagen. Ich habe nicht mal bemerkt, wann der "Verrückte Fischer starb. Der junge Mann, der ich mal war, war plötzlich einfach verschwunden, und an seine Stelle trat der Mensch, den du als Schürf Lonely-Lokley kennst. Ich stelle keine besonderen Ansprüche an meine neue Person. Sie soll mich nur nicht dabei stören, mich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren.«
    »Unglaublich«, flüsterte ich. »Sündige Magister - wer hätte das gedacht!«
    »Es klingt wirklich unfassbar«, stellte Sir Schürf ungerührt fest. »Eines Tages konnte ich den seltsamen Ort verlassen und nach Echo zurückkehren. Sir Juffin hatte viel Arbeit für mich: In der Endphase der Traurigen Zeit hatte ein Mensch mit meinen Händen übergenug zu tun. Irgendwann das Blut Großer Magister zu trinken, war längst kein Wunsch mehr, sondern Realität, doch das bereitete mir keine Gewissensbisse, da es meiner neuen Persönlichkeit egal war, ob ich tötete oder nicht. Verzeih, Marilyn, aber ich war nie ein guter Philosoph.«
    Ich schwieg schockiert. Die vertraute Welt, in der ich mich schon so hübsch eingerichtet hatte, zerbrach vor meinen Augen. Wo war der unfehlbare, zuverlässige und unerschütterliche Sir Schürf geblieben? Und als was mochten sich meine übrigen Kollegen erweisen? Oder Sir Juffin Halli, der sich mir als zur Vernunft gekommener Freiwilliger aus Kettari präsentiert hatte? Was wusste ich über sie? Doch nur, dass sie nette Leute waren und es Spaß machte, mit ihnen Zeit zu verbringen. Welche Überraschungen mochten sie für mich noch in petto haben?
    »Marilyn, meine Liebe, du solltest wieder mal die Atemübungen machen, die ich Sir Max beigebracht habe«, sagte mein Begleiter ruhig.

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