Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
kannst du natürlich nicht essen. Das schaffst du, oder? Wenn du dich wirklich bemühst?«
»Toll!«, seufzte ich. »Und ich hatte schon gehofft, hier in Kettari hätte ich etwas Ruhe vor Scherzen a la Melifaro. Na schön, gehen wir. Vergiss bitte nicht, dass ich Marilyn heiße und du ...«
»Du glaubst doch wohl nicht, dass uns alle Einwohner von Kettari belauschen?«, fragte Lonely-Lokley spöttisch. »Dass sie nichts Besseres zu tun haben, als vor dem Fenster des Wirtshauses stehen zu bleiben, nur um herauszubekommen, wie wir uns gegenseitig nennen?« Er kicherte erneut. »Sündige Magister, Max - vor den Fenstern ist doch viel zu wenig Platz! Weißt du, wie viele Bewohner dieses grässliche Städtchen hat?«
»Keine Ahnung.«
»Ist ja auch egal. Auf jeden Fall ist es unterm Fenster zu eng«, meinte er und wieherte wie ein Pferd. »Na los, gehen wir. Ich war noch nie so hungrig. Und du, Marilyn, solltest nicht so mit dem Hintern wackeln. Sonst bekommst du Ärger mit den Männern. Aber vielleicht legst du es ja darauf an?«
»Ich bin gegen Ärger aller Art«, meinte ich verärgert. »Na los, gehen wir, du Naturwunder.«
»Ich? Ein Naturwunder? Sieh dich doch an!«, rief Lonely-Lokley und kugelte sich ausgiebig vor Lachen. Dennoch gelang es uns schließlich, die Wohnung zu verlassen.
Unterwegs kicherte Sir Schürf pausenlos. Er fand alles lustig: meinen Gang, die Gesichter der wenigen Passanten, die Wunder der hiesigen Architektur. Eigentlich konnte ich ihn verstehen. Nach meiner Einschätzung hatte er seit zweihundert Jahren nicht gelacht und endlich die Chance dazu bekommen. Er ähnelte einem Beduinen, der unvermutet in eine Schwimmhalle geraten ist. Es war angenehm, ihn dabei zu beobachten, wie er sein Glück genoss, doch ich hatte Angst, er würde vor lauter Freude Schluckauf bekommen. Was hatte ich bloß angerichtet! War das eine gute Tat gewesen oder die dümmste Aktion meines Lebens? Noch war diese Frage nicht zu beantworten.
»Was essen wir denn?«, fragte ich aufgeräumt und nahm an einem Tisch im Alten Haus Platz. Lady Sotova hatte das Lokal mal erwähnt.
»Egal! Es wird ohnehin nicht schmecken«, prophezeite Lonely-Lokley und kicherte erneut.
»Dann vereinfachen wir die Sache«, sagte ich, schloss die Augen und zielte mit dem Finger auf die Speisekarte. »Ich hab Nummer acht. Und du?«
»Eine super Methode, Entscheidungen zu treffen«, erklärte Sir Schürf und tat es mir nach. Wie zu erwarten, entgleiste sein Arm: Mein Glas fiel zu Boden, und er kicherte erneut. Ich seufzte. Ausgerechnet dieser Knilch sollte mich vor Unannehmlichkeiten schützen?
»Tja, ich muss es wohl noch mal versuchen«, meinte Sir Schürf, nachdem er sich leidlich beruhigt hatte. Weil er diesmal vorsichtiger war, landete sein Finger zwar auf der Speisekarte, durchbohrte sie aber auch - und das direkt neben Nummer dreizehn. Prompt wieherte der Bekiffte wieder los.
»Du hast aber Hunger«, meinte ich und lächelte so höflich wie distanziert. »Wem so ein Loch gelingt, der bekommt die doppelte Portion. Ich wünsche dir, dass es was Leckeres ist.«
»Vergiss es. Hier gibt's nichts Leckeres!«, rief Lonely-Lokley vergnügt und brüllte dem Kellner, der gerade vorbeikam, zu: »Quatsch Nummer acht und eine doppelte Portion Quatsch Nummer dreizehn - aber dalli, Amigo!«
»Du entpuppst dich als grausam«, meinte ich und sah dem davoneilenden Kellner nach. »Ich könnte mir vorstellen, ...«
»Nichts kannst du dir vorstellen! Gar nichts! Und das ist auch gut so! Jetzt schlagen wir uns den Bauch voll! Schau mal, wie dämlich der Kerl da vorn guckt. Aber deine Bestellmethode ist wirklich gut. Siehst du, was sie uns bringen?«
»Ja«, meinte ich kleinlaut und nickte verlegen.
Der Kellner stellte zwei schmale Gläser vor Lonely-Lokley hin, in denen sich etwas Weißliches befand, das an Schimmel, Honig und Rum zugleich erinnerte. Ich bekam einen großen Topf, der bis zum Rand mit Fleisch und Gemüse gefüllt war.
»Bringen Sie mir das Gleiche, aber zack, zack«, rief Lonely-Lokley und zeigte dabei auf meine Portion. »Und nehmen Sie diesen Quatsch im Doppelpack gleich wieder mit! Wir haben schon daran gerochen - das reicht vollkommen.«
»Eine Portion können Sie dalassen«, mischte ich mich ein. »Ich muss wissen, was für ein Zeug du dir da bestellt hast.«
»Probier ruhig!«, rief Lonely-Lokley so generös wie pampig und zuckte die Achseln. »Ich jedenfalls will für so einen Quatsch nicht mein Leben riskieren! Sündige
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