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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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zu können. Aber bisher haben wir nur darüber geredet, ohne uns dazu aufzuraffen. Einige Dutzend Tage wären für den Anfang ganz wunderbar. In dieser Zeit können Rera und ich herausfinden, ob wir es unter einem Dach aushalten. Mein Haus ist ganz in der Nähe, und zwölf Tage kosten nur zehn Kronen.«
    »O lala - das ist ja teurer als in der Hauptstadt!«
    »Na schön, also acht. Aber dafür müssen dein Mann und du mir helfen, das Notwendigste in die Wohnung meiner Freundin zu bringen«, sagte die Alte resolut. »Viel ist es nicht, und ihr habt ein A-Mobil - also wird das nicht schwierig sein.«
    »Das Notwendigste« erwies sich als so viel, dass der Umzug in sechs Etappen vonstattengehen musste. Aber wir nutzten die Zeit: Lady Charaja - wie unsere Vermieterin hieß - zeigte uns, wo wir frühstücken konnten und zu Abend essen sollten, und warnte uns etwa dreihundert Mal davor, mit den Bewohnern von Kettari Mau-Mau zu spielen. Das war wirklich nett von ihr.
    Nachdem wir für zwei Dutzend Tage im Voraus bezahlt hatten, wünschte uns die glückliche alte Dame Gute Nacht und verschwand im Haus ihrer Freundin.
    »Ich vermute, die alten Ladys werden die Nacht durchfeiern«, sagte ich. »Wir fahren jetzt nach Hause, Schürf. Seien Sie mir nicht böse, aber ich hab's satt, Sie ständig Glama zu nennen.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst - ich bleibe vorsichtig. Hauptsache, du machst in Gegenwart Fremder keinen Fehler.«
    »In Gegenwart welcher Fremder denn? Unsere Mitreisenden sind längst in irgendwelchen heruntergekommenen Hotels gelandet und haben dafür vermutlich viel mehr zahlen müssen als wir. Macht dir meine Sorglosigkeit Angst, mein Freund?«
    »Natürlich«, nickte Lonely-Lokley ungerührt. »Aber ich hatte von Anfang an damit gerechnet. Deshalb staune ich jetzt auch nicht. Hoffentlich bist du darüber nicht enttäuscht.«
    »Ach was. Das gibt mir das Gefühl, alles in der Welt sei in bester Ordnung. Ihre Gelassenheit, Sir Schürf, ist ein Bollwerk meines seelischen Gleichgewichts. Also bleiben Sie am besten, wie Sie sind. Wir fahren jetzt nach Hause, waschen uns, ziehen uns um, gehen zum Abendessen und sehen danach weiter. Soweit ich mich erinnern kann, hat uns Juffin eine seltsame Instruktion gegeben: Wir sollen das Leben genießen und warten, bis uns ein Wunder begegnet.«
    »Diese Instruktion hat Sir Juffin nicht uns, sondern Ihnen gegeben. Ich soll Sie hier bestmöglich vor Unannehmlichkeiten schützen.«
    »Aber mein Herz flüstert mir, dass es in Kettari für mich keine Unannehmlichkeiten geben wird - auf keinen Fall.«
    »Schauen wir mal«, meinte Lonely-Lokley und zuckte die Achseln. »Marilyn, bleib stehen. Wo läufst du denn hin? Das ist doch nicht unser Haus! Wir wohnen an der Alten Promenade 24 - schon vergessen?«
    »Wie dumm von mir! Aber wie Sir Lukfi zu sagen pflegt: Manche Leute sind wirklich verwirrt.«
    Das Bad befand sich im Keller - was das anging, waren sich alle Bewohner von Echo einig. Leider aber gab es dort keinen Luxus, sondern nur eine einzige Badewanne, und die sah genauso aus wie die Wannen meiner Heimat. Sir Schürf verzog angeekelt das Gesicht.
    »Nach dieser langen Reise hatte ich mich ehrlich gesagt auf drei bis vier Wannen gefreut.«
    Ich seufzte mitfühlend. »Bei Ihnen stehen sicher mindestens zwölf, Schürf. Aber da kann man nichts machen -du musst dich ans einfache Leben gewöhnen, Glama.«
    »Zwölf? Achtzehn!«, meinte Lonely-Lokley empfindlich. »Und das ist nicht zu viel, wie ich finde.«
    »Hoho!«, rief ich und nickte respektvoll. »Ich wüsste gern, ob einige davon Löcher haben.«
    »Mit solchen Extravaganzen kann ich leider nicht dienen. Lady Marilyn, du kannst dich waschen gehen - ich warte so lange.«
    Als ich nach einer Viertelstunde zurückkam, zog Sir Schürf erstaunt die Brauen hoch.
    »Du hättest dich nicht so zu beeilen brauchen, meine Liebe. Oder wäschst du dich immer so schnell?«
    »Meistens«, sagte ich lächelnd. »Dreist, was?«
    »Jedem Tierchen sein Pläsierchen«, meinte Lonely-Lokley kühl. »Aber ich muss um Verständnis und um Verzeihung dafür bitten, dass ich mich nicht so schnell herrichten kann wie du.«
    »Kein Thema«, winkte ich ab. »Ich weiß mich zu beschäftigen.«
    Kaum war ich allein, packte ich mein Kopfkissen aus, schob die Hand darunter und wartete. Nach ein paar Minuten hatte ich die erste Zigarette geangelt, die allerdings schon zur Hälfte geraucht war. Ich drückte sie vorsichtig aus und legte sie in eine Schachtel,

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