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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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durch viele Straßen und trank in winzigen Imbissstuben, die die ganze Nacht geöffnet waren, einige Portionen Kamra und manch anderes Getränk. Unerschrocken öffnete ich fremde Gartentore, betrat dunkle Höfe, rauchte dort meine Zigaretten und betrachtete dabei den grünlichen Mond am schwärzlichen Himmel. Einmal trank ich etwas Wasser von einem Springbrunnen. In einem anderen Garten pflückte ich ein paar süßsauer schmeckende Beeren von einem kleinwüchsigen Busch, der -den Magistern sei Dank! - keine Ähnlichkeit mit dem Baum der Erkenntnis hatte.
    Bei Sonnenaufgang fand ich mich an derselben Brücke wieder, an der meine nächtliche Reise begonnen hatte. Ich hätte die drachenartigen Gesichter küssen mögen, die mich so unerschrocken anstarrten, beschloss aber, mich zu beherrschen, denn das wäre vulgär gewesen und hätte eine falsche Note ins Finale dieser herrlichen Nacht gebracht. Und hier in Kettari wollte ich vollkommen erscheinen.
    Darum ging ich gleich nach Hause, zog mich aus, rollte mich im Bett zusammen und schlief selig ein.
    Gegen Mittag erwachte ich und fühlte mich, als hätte ich eine Spritze Kachar-Balsam bekommen und als würde die wohltuende Flüssigkeit nun durch meine Adern rollen. Ein tolles Gefühl!
    Sir Lonely-Lokley war nicht zu Hause, und das machte mich etwas nervös. Ich spürte zwar keine Unruhe, aber eine gewisse Sorge, gemischt mit Neugier und Verantwortungsgefühl.
    »Wie lange der wohl verschwunden bleibt?«, brummte ich. Nach einigem Überlegen meldete ich mich per Stummer Rede bei ihm.
    »Sir Schürf, geht es Ihnen gut?«
    »Durchaus. Ich bin allerdings beschäftigt. Lassen Sie uns später reden. Und seien Sie bitte nicht verärgert.«
    »So, so - der Herr ist beschäftigt! Sieh mal einer an! Ich wüsste gern, womit«, sagte ich streitlustig halblaut vor mich hin. Aber das Problem war eigentlich erledigt: Sir Schürf war wohlauf, und mehr brauchte ich erst mal nicht zu wissen.
    Meiner Hauptsorge ledig, beschloss ich zu frühstücken. Ich überlegte kurz und entschied, bei Tageslicht durchaus allein als Lady Marilyn durch Kettari spazieren zu können. Ich brauchte mich also diesmal nicht mit Verkleiden aufzuhalten.
    Kurz darauf begeisterte eine elegant gekleidete Lady mit ihrem mächtigen Appetit die Wirtin einer kleinen Imbissstube.
    Als Lady Marilyn satt war, machte sie einen Einkaufsbummel. Ich brauchte unbedingt einen Stadtplan von Kettari! Erstens konnte er mir nützlich sein, und zweitens üben Karten und Atlanten seit jeher eine magische Anziehung auf mich aus. Eigentlich hätte ich sie sammeln sollen, aber ich bin kein Typ dafür: All meine Sachen verschwinden stets in den dunkelsten Ecken der Wohnung oder bleiben bei Freunden liegen.
    Ich kaufte mir also einen sorgfältig skizzierten Stadtplan von Kettari, nahm in einem kleinen, namenlosen Wirtshaus Platz, bestellte Kamra und schaute mir meine Neuanschaffung genau an. Ich machte mein Quartier ausfindig, die Brücke mit den drachenartigen Figuren, die Gaststätte Altes Haus am Lustigen Platz ... Ja, diesen Namen verdiente der Platz durchaus, wenn ich bedachte, wie Sir Schürf dort am Vortag getobt hatte.
    Als ich meine Kamra ausgetrunken hatte, ging ich weiter. Ich war in die Brücken von Kettari verliebt und wollte mindestens zweihundert Mal den Mijer überqueren, den hiesigen Fluss also.
    Ich ging über eine mit roten Ziegeln gepflasterte Brücke ans andere Ufer, bummelte ein wenig durch die Stadt und versuchte, die Orte aufzusuchen, die mich in der Nacht so begeistert hatten. Einmal mehr musste ich feststellen, dass Dunkelheit die Welt bis zur Unkenntlichkeit verändert: Ich entdeckte keine einzige Gasse wieder!
    Dieser merkwürdige Umstand brachte mich dazu, etwas recht Seltsames zu tun. Ich betrat einen winzigen Laden, kaufte mir einen Bleistift und trug meinen Weg in den neu erworbenen Plan ein. Ich dachte, so wäre es leichter, ihn zu wiederholen und meine Eindrücke zu vergleichen.
    Nachdem ich damit fertig war, sah ich mich im Laden um. Er stand voller Dinge, die so hübsch wie nutzlos waren, und sah aus wie viele Antiquitätenläden in der Altstadt von Echo, in denen ich normalerweise den Löwenanteil meines Gehalts ließ. Das Angebot des Ladens war ein einziger Appell an meine Verschwendungssucht, und ich sah kurz in die Manteltasche.
    Sündige Magister! Ich fühlte mich fast wie ein Bettler: Unser gesamtes Reisegeld befand sich - in Tagesrationen aufgeteilt - in einem Beutel, den Lonely-Lokley am Gürtel

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