Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
ganz unwichtig. Übrigens haben Sie längst nicht alle unterschiedlichen Stadtpläne aufgetrieben.«
Ich war so überrascht, dass ich meine Kamra auf einen Satz austrank und mich dabei verschluckte. Der Schachspieler, dessen unauffällige Gegenwart ich bereits vergessen hatte, schaute mich so freundlich wie mitleidig an.
»An all dem sind nur die verflixten Brücken schuld«, sagte er so leichthin, als würde er von kleinen familiären Reibereien erzählen. »Ich kann sie einfach nicht in die richtige Reihenfolge bringen.«
Schweigend starrte ich den seltsamen Mann an. Hatte er wirklich »Sir Max« gesagt? Oder hatte ich mich nur verhört? Lady Marilyn war doch die echteste Illusion, das hübscheste Geschöpf von Sir Kofa Joch, unser aller Stolz!
Der Schachspieler lächelte schief unter dem roten Schnauzbart, stand auf und kam zu mir. Er hatte einen eigenartig federnden Gang und ein ebenso eigenartig unauffälliges Gesicht, das mir nicht bekannt vorkam. Seinen seltsamen Gang hingegen erkenne ich sicher noch in dreihundert Jahren wieder.
»Mein Name ist Machi Ainti«, sagte er sanft und setzte sich zu mir. »Ich bin der ehemalige Sheriff von Kettari. Wissen Sie jetzt, worum es sich handelt?«
Ich nickte schweigend. Das Herz schlug mir im Hals, und ich hätte die Stadt am liebsten mit Siebenmeilenstiefeln verlassen. Die Armlehnen knirschten unter dem Druck meiner geballten Finger.
»Locker bleiben!«, meinte Machi lächelnd. »Sie glauben gar nicht, Sir Max, wie lange ich auf dieses Treffen gewartet habe. Ich freue mich sehr, Ihnen endlich zu begegnen.«
Ich verstand nur Bahnhof. Dieser Mann wollte lange auf mich gewartet haben? Und sich freuen, mich endlich kennen zu lernen? Woher wusste er überhaupt, wer ich war? Meines Wissens stand Sir Juffin mit seinem Lehrer nicht in Briefkontakt.
»Na gut - falls Sie darauf bestehen, sich die ganze Zeit zu wundern, gehe ich wieder an meinen Tisch. Wenn Sie mit dem Staunen fertig sind, melden Sie sich bitte.«
»Sie brauchen nirgendwo hinzugehen. Ich habe mich schon beruhigt«, sagte ich und lächelte verlegen. »Natürlich kann derjenige, der dem ungemein klugen Juffin Halli so viel beigebracht hat, über alles auf der Welt Bescheid wissen.«
»Eine ausgezeichnete Antwort! Wissen Sie, ich habe mit Maba Kaloch gestritten ...«
»Oh, der ist auch hier?«
»Tja, wie soll ich sagen ... Im Moment anscheinend nicht. Aber bei Maba weiß man nie. Wie auch immer -er besucht mich manchmal. Wir haben über Sie gestritten und uns nicht einigen können. Ich hatte nicht geglaubt, dass Sie mal hier landen würden, und darum selbst einen Besuch bei Ihnen geplant. Und diese Idee wollte Maba Kaloch mir ausreden und behauptete, Sie würden innerhalb von ein, zwei Dutzend Tagen den Weg hierher finden. Dass es so schnell gehen würde, hatten wir beide nicht gedacht. Wissen Sie eigentlich, dass Sie ein Glückspilz sind?«
»Sir Juffin verkündet es mir regelmäßig. Was das anlangt, weiß ich freilich jede Menge Gegenargumente, aber die zählen nicht, wie ich vermute.«
»Richtig. Ihr Glückspilze seid einfach alle gleich. Aber dass Sie durch ein Wunder geboren worden sind, wissen Sie doch?«
Erstaunt schüttelte ich den Kopf. Bisher hatte ich nicht den Eindruck, meine Frühgeschichte sei allzu dramatisch gewesen.
»Details brauchen Sie nicht zu wissen. Glauben Sie mir ruhig! Ich habe übrigens das Gefühl, Sie würden jetzt gern eine Zigarette rauchen.«
Ich nickte. Das Problem war allerdings, dass meine Schachtel leer war und das Wunderkissen zu Hause lag.
»Maba hat Ihnen ein kleines Geschenk dagelassen und mich gebeten, Ihnen zu sagen, Sie würden alles so schnell lernen, dass Sie sich dieses Mitbringsel redlich verdient haben.«
Machi reichte mir eine volle Packung meiner Lieblingsmarke mit den drei goldenen Fünfen auf gelbem Hintergrund.
»Das ist ja eine tolle Überraschung!«, rief ich. »Sie haben Recht, Sir Machi - ich bin wirklich der größte Glückspilz des Universums.«
»Fast.« Mein Gesprächspartner nickte geistesabwesend. »Was kann ich Ihnen noch anbieten? Vielleicht etwas, das Ihre Nostalgie weckt? Fräulein Gelica!«
Die lächelnde Kellnerin tauchte erneut hinter meinem Rücken auf, stellte wortlos ein Tablett mit zwei Tassen auf unseren Tisch und verschwand still wie ein Schatten.
»Sie ist tatsächlich ein Schatten«, beantwortete Sir Machi meine nur in Gedanken gestellte Frage. »Aber ein sehr netter Schatten. Zufrieden?«
Schweigend betrachtete ich
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