Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
gerochen wie in der Leichenhalle, und bitte unseren Meister des Verhörs, uns zu sagen, was er über die Sache denkt.«
»Ermüdet dich die Stumme Rede wirklich?«, fragte Melifaro erstaunt.
»Versetz dich doch mal in meine Lage«, konterte ich. »Hast du schon mal eine fremde Sprache erlernt?«
»Irgendwann schon. Es ist schwer, der Sohn meines Vaters zu sein, ohne seltsame Sprachen exotischer Dummköpfe büffeln zu müssen, die kein normales menschliches Idiom beherrschen.«
»Dann verstehst du mich also?«
»Ich bemitleide dich sogar. Deshalb also hört sich die Stumme Rede bei dir so seltsam an.«
»Na los, melde dich bei Sir Kofa Joch, du oberschlauer
neunter Band der Enzyklopädie von Sir Malifaro
Ich bin schon sehr gespannt darauf, was er sagt.
»Ich mach ja schon«, meinte Melifaro und setzte eine kluge Miene auf. Offenbar hatte er mit unserem Meister des Verhörs bereits Verbindung.
Nach einigen Minuten bekamen wir zwei Krüge gebracht - einen mit Kamra, den anderen mit Wasser -, und Melifaros Gesicht bekam wieder einen menschlichen Ausdruck. Sogar mehr als das, weil der Arme vor Informationen und Schlussfolgerungen beinahe platzte. Als die finstere Kellnerin verschwunden war, befand er sich am Rande einer Ohnmacht.
»Deine Nase ist einfach phänomenal!«, rief er begeistert. »Erstens glaubt Sir Kofa zu wissen, um welches Gericht es sich handelt, nämlich um die Pastete König von Bandscha. Dieser Leckerbissen ist schon seit langem legendenumwoben. Selbst in der Ordensepoche konnte nicht jeder Koch ihn zubereiten - und heutzutage erst recht nicht. Das Problem ist, dass dafür mindestens Magie zehnten Grades nötig ist. Itulo aber gehört zu den gesetzestreuesten Bürgern von Echo. Seit der Epoche des Gesetzbuchs hat er sich nicht das kleinste Vergehen zuschulden kommen lassen. Das ist recht widersprüchlich, findest du nicht? Sir Kofa Joch erzählt auch, die Sache mit der Pastete sei sehr geheimnisvoll. Diese Spezialität steht tatsächlich auf keiner Speisekarte. Auch unser Meister des Verhörs hat mehrmals versucht, sie zu bestellen, und man hat ihm immer versprochen, ihn auf die Warteliste zu setzen - genau wie uns. Aber unter den Bürgern unserer Stadt gibt es einige, die dieses Gericht gekostet haben. In letzter Zeit hat Sir Kofa mehrere Gespräche darüber aufgeschnappt. Und es gibt noch etwas Interessantes: Unter den Glückspilzen, die dieses Essen kosten durften, waren keine reichen Leute, sondern nur normale Bürger, die sich so ein teures Restaurant allenfalls einmal im Jahr leisten können. Und Itulo tut immer so, als ob unsere beiden Gehälter für den Besuch seines Lokals nicht ausreichen würden.«
»Kein Wunder - mit Leuten wie uns will er einfach nichts zu tun haben«, sagte ich nickend.
»Mit Mitgliedern des Geheimen Suchtrupps? Das ist vernünftig. Irgendwas stimmt mit dieser komischen Pastete nicht.«
»Waren das schon alle Neuigkeiten?«
»Wo denkst du hin! Weißt du, wo General Bubuta Boch gestern zu Mittag gegessen hat?«
»Sündige Magister! Doch wohl nicht hier?«
»Und ob, Max! Und nicht zum ersten Mal! Schon vor zwölf Tagen hat er diese Leckerei hier genossen. In letzter Zeit hat er nur noch hier gegessen.«
»Ich glaube, sein Gehalt ist nicht kleiner als unseres. Aber täglich hier zu futtern, geht doch wohl schwer ins Geld.«
In mir erwachte ein kleiner, geiziger Junge, der sich um Bubutas Portemonnaie sorgte.
»Er verdient weniger als wir, Max. Er bekommt nur die Hälfte dessen, was Geheimagenten verdienen. Wusstest du das nicht?«
»Nein. Die ganze Geschichte gefällt mir nicht, Melifaro. Hier passt nichts zusammen. Soweit ich weiß, geben Leute wie Bubuta ihr Geld ungern diskret aus. Und hier gibt es überall Separees. Mich stören zwar fremde Fratzen beim Essen, aber einen wie Bubuta doch nicht! Warum soll er so viel fürs Essen zahlen, wenn ihm nicht alle dabei Zusehen, wie er tafelt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bubuta allein in einer Spelunke sitzt und genüsslich jeden Bissen kaut.«
»Was ist denn eine Spelunke, Max?«, fragte Melifaro. »Du benutzt heute unglaublich viele merkwürdige Worte.«
Ich rieb mir die Schläfen. Was bedeutete Spelunke? Und warum besuchten die Helden meiner Lieblingsbücher - allen voran Sherlock Holmes - immer solche Orte? Ach, ja: weil sie Opium rauchen wollten! Und wie endeten ihre Besuche dort? Armer Bubuta! Aber wo konnte man in Echo Opium bekommen? Und wozu brauchte man es hier, da man doch jederzeit
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