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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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halbe Stunde seines kostbaren Lebens damit zu verplempern, den Unterschied zwischen der Pastete Kalter Traum und dem Braten Himmlischer Körper zu klären, wollte ich nicht so unmenschlich sein, ihm diesen intellektuellen Genuss zu verderben.
    »Meine Herren, falls für Sie das Raffinement eher im Einfachen liegt, möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf diese Seite hier lenken«, sagte Itulo.
    »Was können Sie jemandem empfehlen, der mürbes Pferdefleisch gewöhnt ist?«, fragte Melifaro listig.
    »Na ja ... Ich habe einen ausgezeichneten Braten, den ich nach altem Rezept aus dem Herzen eines zu Tode gehetzten Pferdes zubereite. Das ist ein teurer Spaß, weil man das ganze Tier bezahlen muss. Sie können sich nicht vorstellen, meine Herren, was so ein Pferd kostet. Und dazu noch der, der es zu Tode reitet. Von den Gewürzen ganz zu schweigen.«
    »Hast du darauf Lust, Max?«, fragte Melifaro etwas besorgt. »Bei dir will ich ja nicht geizen.«
    »Ach komm«, murmelte ich. »Ich interessiere mich eher für das Raffinement des Einfachen. Außerdem ist es eine Schweinerei, Tiere so zu quälen.«
    »Das finde ich auch, mein Steppenkind«, stimmte mir der Hobbyanthropologe erleichtert zu und vertiefte sich wieder in die Speisekarte. Der bucklige Wirt brummte etwas in seinen Bart, und mein Freund blätterte genüsslich die Seiten um. Ich verfolgte mit halbem Ohr den sich hinziehenden Dialog und wandte mein glühendes Gesicht dem kühlen Lüftchen zu, das vom Korridor hereinwehte. Und plötzlich ...
    Sir Juffin Halli hatte wirklich Recht, was mein unerhörtes Glück anlangte: Das schwache Aroma, das ich nun witterte, war der gleiche merkwürdige Duft, den ich zuletzt in der Leichenhalle des Hauses an der Brücke geschnuppert hatte!
    »Ich will das!«, rief ich und zeigte mit dem Finger zur Tür.
    »Was möchten Sie?«, fragte der Wirt beunruhigt.
    »Das, was da duftet. Und du willst es auch, stimmt's?«, meinte ich und sah Melifaro, der sich ebenfalls zur Tür gewandt hatte, bedeutungsvoll an.
    Schon nach dem Bruchteil einer Sekunde zeigten seine dunklen Augen, dass er verstanden hatte.
    »Ja, Herr Itulo, wir haben uns entschieden. Das riecht einfach fantastisch. Welche Nummer ist das?«
    »Das geht nicht, meine Herren«, sagte der Wirt köpfschüttelnd. »Dieses Gericht steht nicht auf der Karte. Es wäre vergebens, danach zu suchen.«
    »Wieso denn?«, fragte Melifaro und sprang auf.
    »Es ist ein sehr teures Gericht.«
    »Na prima«, rief ich. »Wir wollten doch was Teures probieren, oder, mein armer Freund?«
    »Genau«, brummte Melifaro, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Wie dem auch sei, meine Herren - das ist leider unmöglich.« Der Wirt blieb unerbittlich. »Die Zubereitung dieses Gerichts dauert mindestens ein Dutzend Tage. Ich hab einige Stammgäste, die es im Voraus bestellt haben. Ich kann Ihnen natürlich entgegenkommen, aber Ihre Portion wird erst in ... nein, genau kann ich nicht sagen, wann sie fertig wird, da ich manche Zutaten sogar aus Arwaroch beziehe. In unserer Hemisphäre wachsen sie nicht. Ich kann Sie auf die Warteliste setzen, aber versprechen kann ich Ihnen nichts.«
    »Na gut«, meinte ich abwinkend. »Bringen Sie uns was Einfaches mit Raffinement. Aber bitte auf keinen Fall Pferdeherz. Was die übrigen Details anlangt, verlassen wir uns ganz auf Ihren Geschmack.«
    »Ich würde Ihnen zu den Nummern 37 und 39 raten, meine Herren«, sagte der Wirt sichtlich erleichtert. »Darauf müssen Sie höchstens eine Stunde warten, für hiesige Verhältnisse also sehr kurz. Was möchten Sie bis dahin trinken?«
    »Kamra!«, rief ich.
    »Kamra? Vor dem Essen? Aber Ihre Geschmacksknospen?«
    »Dann nehmen wir noch einen Krug Wasser dazu, damit unsere Geschmacksknospen hübsch sauber sind,
    wenn das wichtigste kulinarische Ereignis ihres Lebens auf sie zukommt. Und lassen Sie bitte die Tür auf - hier drin ist es sehr stickig.«
    Kaum waren wir allein, konnte Melifaro sich endlich aussprechen.
    »Es riecht wie bei uns in der Leichenhalle. Gelobt sei deine große Nase, Max!«
    »Ich nehme das mal als Kompliment. Schon immer hab ich mir gewünscht, eine größere zu haben - so eine wie Juffin Halli.«
    »Du hast wirklich einen furchtbaren Geschmack. Deine Nase ist doch der letzte Schrei«, stellte Melifaro fest.
    »Na ja, besonders schön ist sie nicht gerade. Setz dich jetzt bitte mit Sir Kofa in Verbindung. Ich werde leider schnell müde, wenn ich Stumme Rede benutze. Sag ihm, wir haben hier den gleichen Duft

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