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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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unterhalb seiner Vorstellung von Kunst.«
    »Nicht schlecht. Damit wird der Kreis der Verdächtigen deutlich kleiner. Sie erleichtern mir meine Arbeit wirklich sehr. Welche Wirtshäuser erfreuten sich denn der besonderen Wertschätzung Ihres Mannes?«
    »Lassen Sie mich kurz nachdenken. Er hat die Konkurrenz nur ungern gelobt, aber das Fressfass und der Bucklige Itulo waren natürlich die allerbesten. Der Gefräßige Truthahn und der Dicke Mann an der Kurve gehörten auch dazu. Von den Wirtshäusern mit einem Skelett im Namen hat er nur am Tanzenden Skelett ein gutes Haar gelassen. Wissen Sie, der Koch dort hat irgendwann bei dem legendären Wagata Wach als Aushilfe gearbeitet. Karri hat immer behauptet, die besten Köche seien ohnehin bei reichen Leuten angestellt. Dort hätten sie Zeit genug für ihre Kunst und müssten sich nicht damit herumschlagen, eine Horde angetrunkener Dummköpfe zu ernähren, wie er zu sagen pflegte. Er träumte davon, Schuta Wach kennen zu lernen, den Sohn des großen Wagata, aber das war unmöglich. Die reichen Familien und ihre Köche - das ist wirklich eine geschlossene Gesellschaft. Vielleicht hat Karri sich ja in die Küche eines Privathaushalts eingeschlichen? Aber eigentlich glaube ich nicht daran. Das wäre selbst für ihn eine zu abenteuerliche Recherche gewesen.«
    Vielen Dank, Lady Tanita. Jetzt weiß ich genug. Seien Sie mir bitte nicht böse, wenn ich mich irgendwann per Stummer Rede bei Ihnen melde. Mir kann stündlich eine dumme Frage in den Sinn kommen. Machen Sie sich also auf das Schlimmste gefasst.«
    »Als ob es noch schlimmer werden könnte«, meinte Lady Tanita lächelnd. »Sir Max, ich kann niemanden sonst um Rat fragen - vielleicht können Sie mir ja sagen, was ich machen soll, um nicht verrückt zu werden, wie Sie es gestern genannt haben.«
    »Was Sie machen sollen, weiß ich nicht. Ich weiß nur, was ich an Ihrer Stelle täte.«
    »Nämlich?«
    »Ich würde die Vergangenheit vergangen sein lassen und ein neues Leben beginnen. Ich würde also versuchen, alles zu ändern, also in eine andere Stadt ziehen, mindestens aber in ein anderes Haus. Ich würde die Arbeitsstelle wechseln, falls es sich irgend einrichten ließe. Ich würde mir neue Kleider kaufen und meine Frisur ändern, und ich würde mir sogar einen neuen Bekannten- und Freundeskreis aufbauen. Etwas in der Richtung jedenfalls. Außerdem würde ich so viel arbeiten, dass ich jeden Abend vor Müdigkeit aus den Latschen kippe. Dann würde der Schlaf mich suchen, nicht ich den Schlaf. Und schon nach einem Dutzend Tagen würde mir aus dem Spiegel ein Unbekannter entgegenblicken, der nicht annähernd so viel Unglück erlebt hat wie ich. Das ist ein dummer Rat, stimmt's?«
    Lady Tanita sah mich überrascht an.
    »Er klingt tatsächlich etwas seltsam, aber ich werde es versuchen, Sir Max. Das ist jedenfalls besser, als nach Hause zurückzukehren, wo Karri sowieso nicht mehr ist. Und was Sie da angesprochen haben ... Es ist so einfach, aber allein wäre ich nie im Leben darauf gekommen. Haben Sie schon mal nach Ihrem Rezept gehandelt?«
    »Zweimal. Das erste Mal lief es nicht besonders, aber ich bin wenigstens nicht verrückt geworden. Doch beim zweiten Mal hatte ich damit großen Erfolg.«
    »Als Sie aus den Leeren Ländern nach Echo gekommen sind?«
    »Genau, aber ich hatte auch viel Glück. Hätte es damals nicht Sir Juffin gegeben ...«
    »Wir hatten mit Ihnen viel Glück«, sagte Lady Tanita lächelnd. »Wenn sich sogar unter dem Todesmantel ein so netter Mensch wie Sie verbirgt, wird die Welt nicht so schnell untergehen. Ich fahre noch heute in die Neustadt und eröffne dort ein Wirtshaus. Da gibt es kaum Konkurrenz. Ich suche mir neue Mitarbeiter und werde mich entweder behaupten oder ruinieren. Und ich glaube, bis dahin hab ich mich an den Gedanken gewöhnt, dass Karri bloß verreist ist.«
    »Sie sind ungemein tapfer, Unvergessliche«, sagte ich begeistert.
    Dabei dachte ich, dass ich mir gern selbst so kluge Ratschläge geben würde, wenn mich das Schicksal mal wieder auf die Probe stellte.
    Kaum war Lady Tanita verschwunden, ging ich ins Große Archiv. Dort warf Sir Lukfi Penz versehentlich einen Stuhl um, so gedankenverloren bewegte er sich zwischen den kichernden Buriwuchen. Melifaro saß in einem Sessel und schlenkerte genauso geistesabwesend mit den Beinen.
    »Und?«, fragte ich schon auf der Schwelle.
    »Nichts, absolut nichts«, gab Melifaro zurück und betonte dabei jede Silbe. »Kein einziger

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