Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
verrückter Magister hat sich bisher eine einfache Methode ausgedacht, schnell und lecker einen Festschmaus zuzubereiten. Apropos Essen: Ich bin bereit, mein Versprechen dir gegenüber auf der Stelle einzulösen. Und ob mit dir oder ohne dich, liebes Nachtantlitz - ich geh jetzt was futtern. Sonst gibt es noch eine Leiche.«
»Sir Lukfi, möchten Sie nicht mitkommen?«, fragte ich.
»Das ist leider nicht möglich, Sir Max«, antwortete unser Oberster Wissenshüter und breitete schuldbewusst die Arme aus. »Erstens muss ich bis zur Abenddämmerung hierbleiben, und zweitens besitzt meine Frau ein Restaurant, sogar ein sehr gutes. Als wir uns kennen lernten, hab ich ihr versprochen, nie in einem fremden Wirtshaus zu essen. Abgesehen vom Fressfass natürlich -wer für Sir Juffin arbeitet, kommt um den Laden ja nicht herum, und dafür hat Waruscha Verständnis. Ich hatte ihr eigentlich nur eine Freude machen wollen, doch nun bin ich an mein Versprechen gebunden.«
»Und wie heißt das Wirtshaus Ihrer Frau? Dort können wir ja auch mal essen.«
»Aber natürlich, Sir Max. Es heißt Der dicke Mann in der Kurve und liegt in der Neustadt. Wissen Sie, wo?«
»Na sicher!« Der Gedanke, dass die vergötterte Gattin von Sir Lukfi zum kleinen Kreis der Verdächtigen gehörte, verbesserte meine Stimmung und meinen Appetit.
Der Bucklige Itulo war das teuerste Restaurant von Echo und lag ziemlich weit vom Haus an der Brücke entfernt. Deshalb war ich dort erst zweimal gewesen.
Das erste Mal war ich zufällig dort gelandet. Damals war ich noch damit beschäftigt, mich in der Hauptstadt zu orientieren. Die Preise dieses Wirtshauses hatten mich erschüttert. Sie sind viel höher als im Fressfass, das auch nicht gerade billig ist. Klar, dass die astronomischen Preise meine Neugier weckten - ich musste unbedingt herausfinden, was man für so viel Geld bekam.
Mehr als alles andere hatte mich die Inneneinrichtung irritiert, denn es gab weder Theke noch Tische - nur einen breiten Korridor mit vielen Türen. Eine ältere, dunkelhaarige Kellnerin mit finsterem Gesicht hatte mir eine davon geöffnet. Dahinter befand sich ein kleines Separee mit rundem Tisch, auf dem ein Springbrunnen plätscherte. Die Kerzen erzeugten ein sehr anheimelndes Halbdunkel. Die Einrichtung hatte mich beeindruckt, und das Essen gefiel mir nicht minder. Ich hatte nur das Gefühl, zu wenig Gourmet zu sein, um alle Nuancen der ausgezeichneten Küche würdigen zu können.
Erst vor kurzem war ich zum zweiten Mal im Buckligen Itulo gewesen und hatte dort für Chuf ein wenig Gebäck gekauft.
Offenbar gehörte auch Melifaro nicht zu den Stammkunden.
»Ich fühle mich hier wie ein Dummkopf«, gestand er und nahm Platz. »Wie ein Dummkopf, der nichts anderes zu tun hat, als sich den Bauch mit Delikatessen vollzuschlagen.“
»Darum wollte ich ja hierher«, bemerkte ich trocken.
»Willst du dich auch wie ein Dummkopf fühlen?«
»Auf keinen Fall! Ich wollte nur, dass du merkst, wie teuer ich dich zu stehen kommen kann.«
»Sir Nachtantlitz, hast du etwas zu tief ins Kachar-Balsam-Glas geschaut? Ich will dir Gutes tun, und du machst dich über mich lustig? Du hast eine rätselhafte Seele, mein Kind der Leeren Länder.«
Die Tür öffnete sich, und der legendäre Itulo kam herein. Er war nicht nur für seinen Buckel bekannt, sondern auch dafür, alle dreihundert Gerichte auf der Speisekarte eigenhändig zuzubereiten. Darum mussten die Gäste enorm viel Geduld haben und mitunter mehr als drei Stunden warten.
»Lassen Sie bitte die Tür auf. Die Luft ist ein wenig dick.«
»Ich hab doch gesagt, dass du mit dem Balsam übertrieben hast«, meinte Melifaro und zwinkerte mir freundlich zu. Atemnot ist nämlich das erste Zeichen einer Überdosis.
»Zu den Magistern mit dir! Was würdest du wohl sagen, wenn du den ganzen Tag in diesem Aufzug verbringen müsstest«, meinte ich und wies mit Abscheu auf meinen Todesmantel.
»Herr Itulo! Wir lüften hier eins der größten Geheimnisse des Universums: Der Tod schwitzt! Allerdings nur manchmal.«
Melifaro verzog das Gesicht und gestikulierte vor der Nase des Wirts herum. Der gehörte allerdings nicht zu den humorvollsten Menschen von Echo, sondern lächelte lediglich pflichtbewusst und legte dabei einen Folianten auf den Tisch, der eher einer Gutenbergbibel ähnelte als einer Speisekarte.
Ich überließ Melifaro die Auswahl - schließlich würde er auch die Rechnung übernehmen. Und wenn ihm der Sinn danach stand, eine
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