Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
»Du bist also unschuldig, Max. Toll, dass du überhaupt aufgetaucht bist.«
Ich wandte mich an die Frau.
••Wie heißen Sie, Unvergessliche?«
Sie lächelte unter Tränen. Ausgezeichnet, Max - langsam wirst du trotz deines Todesmantels zum größten Playboy von Echo.
»Mein Name ist Tanita Kowareka. Mein Mann heißt Karri, ich wollte sagen Karwen Kowareka. Wir haben ein kleines Wirtshaus hier in der Altstadt, die Trunkene Flasche. Vielleicht kennen Sie es. Doch jetzt hat Karri ...«, setzte die Lady an, verstummte dann und schluchzte leise, aber verzweifelt.
»Ich glaube, wir gehen am besten zu Ihnen nach Hause«, sagte ich. »Unterwegs können Sie mir alles erklären, falls sich überhaupt etwas erklären lässt. Macht es Ihnen etwas aus, zu Fuß zu gehen? Soweit ich weiß, ist es von hier nur zehn Minuten entfernt.«
»Selbstverständlich nicht. Mir tut Frischluft zur Beruhigung sicher gut.«
Bevor wir das Haus verließen, streichelte ich Kurusch noch mal. Man soll ihn verwöhnen und nochmals verwöhnen - das befehlen Sir Juffin und mein Herz.
Draußen hüllte uns samtweicher Nebel ein, und Lady Tanita beruhigte sich tatsächlich. Der Mensch kann nicht mehr erdulden, als er zu ertragen imstande ist. Wenn unsere Leidensfähigkeit erschöpft ist, wenden wir uns etwas anderem zu. Das ist die beste Therapie.
»Alle haben Angst vor Ihnen, Sir Max - dabei tut mir Ihre Gesellschaft so gut«, sagte Lady Tanita und machte mir damit ein großes Kompliment. »Es heißt, der Ehrwürdige Leiter habe Sie aus einer anderen Welt geholt. Stimmt das?«, fragte sie plötzlich.
»Nein«, antwortete ich rasch, »ich stamme aus dieser Welt - aus dem Gebiet zwischen der Grafschaft Wuk und den Leeren Ländern.«
»Schade«, sagte meine Gesprächspartnerin seufzend. »Wenn Sie tatsächlich aus der anderen Welt gekommen wären, könnten Sie mir erzählen, wie Karri dort leben wird.«
Herr Kowareka war offenbar ein Glückspilz. Auch wenn er wirklich tot sein sollte, war er doch zu Lebzeiten sehr geliebt und umsorgt worden.
»Warten Sie ein wenig ab, Lady Tanita«, meinte ich. »Es kann durchaus sein, dass nichts Schlimmes passiert ist.«
»Aber es ist etwas Schlimmes passiert«, flüsterte sie. »Das ist keine normale Pastete, sie hat eine menschliche Gestalt. Und sie trägt den Pyjama von Karri.«
Lady Tanita seufzte erneut, vermochte aber keine Tränen mehr zu weinen, sondern redete immer weiter, weil das die einzige Methode war, ihren Schmerz zu lindern.
»Wir sind sehr früh schlafen gegangen, weil wir sehr müde waren. Na, das sind ja zurzeit alle. Bei uns im Wirtshaus saßen ohnehin keine Gäste, doch das ist zum Jahreswechsel völlig normal. Mitten in der Nacht erwachte ich plötzlich. Wissen Sie, Sir Max, ich wache immer auf, wenn meinem Mann etwas wehtut oder er nur etwas trinken will. Wir leben schon sehr lange zusammen - vielleicht deswegen. Wir haben sehr früh geheiratet, was unsere Eltern nie begreifen konnten. Jedenfalls wachte ich in der festen Überzeugung auf, dass mit Karri etwas nicht stimmte. Und dann sah ich diese schreckliche Pastete in seinem Pyjama stecken. Wissen Sie, sie hatte sogar eine Art Gesicht. Ach, da sind wir ja schon, Sir Max. Verzeihen Sie, aber ich bringe es nicht fertig, mit ins Schlafzimmer zu gehen.«
»Das schaffe ich schon allein. Und wissen Sie was? An Ihrer Stelle würde ich eine Freundin besuchen. Oder jemanden aus der Familie. Gehen Sie einfach hin und erzählen Sie von Ihrem Unglück. Dann bekommen Sie reichlich zu essen und zu trinken, und irgendwann werden die tröstenden Worte, die Sie zu hören kriegen, Sie einlullen. Und dann schlafen Sie. Es bleibt zwar furchtbar, aber so werden Sie wenigstens nicht verrückt. Ich melde mich per Stummer Rede, wenn ich mit Ihnen sprechen muss. Aber ich glaube, das wird nicht vor morgen früh sein.«
»Gut, dann gehe ich zu Schatti, der jüngeren Schwester meines Mannes. Mit vollem Namen heißt sie Lady Schattoraja Kowareka. Sie ist ein nettes Mädchen, und ich fürchte, letztlich werde ich sie trösten müssen, nicht umgekehrt. Sir Max, Sie sind wirklich ein guter Mensch. So einen Rat kann einem nur jemand geben, der weiß, was Schmerz bedeutet. Vielen Dank.«
»Soll ich Sie begleiten?«, rief ich in die Dunkelheit.
»Nein, nein, Schatti wohnt nur eine Straße weiter«, drang die schon schwächer gewordene Stimme von Lady Tanita durch die düstere Straße.
Seufzend betrat ich das Haus. Das Wohnzimmer war sehr klein. Natürlich nahm
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