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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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dass ich ein wenig Kachar-Balsam bekommen würde - das süßeste Erzeugnis der Verbotenen Magie und das einzige Mittel, mein Wohlbefinden in jeder Lage zurückkehren zu lassen. In meiner damaligen Verfassung kam es wie gerufen.
    »Da klopft mir doch jemand auf den Rücken«, meinte ich plötzlich. »Ist vielleicht Sir Kofa in der Nähe?«
    »Wer sonst?«, murmelte ein älterer Herr mit langer Nase, der sich gerade am Nachbartisch niederließ.
    Na bitte - Sir Kofa Joch höchstpersönlich, wie immer, aber in fremder Gestalt, die konspirativen Zwecken diente.
    »Gerade wollte ich Sie verhaften, meine Herrschaften. Aber eventuell nehme ich auch Bakschisch von Ihnen, Max. Denn anders als Sie habe ich in den letzten vierzig Stunden kein Auge zugetan. Na ja, so gut wie kein Auge ... Zu den sündigen Magistern mit den letzten Tagen des Jahres!«
    Mit Feuereifer öffnete ich die Flasche.
    »Ihr seid ja außer Rand und Band, Kinder«, meinte Juffin lächelnd. »Magie achten Grades an einem öffentlich zugänglichen Ort? Das ist Amtsmissbrauch!«
    »Na schön, Juffin. Wenn Sie wollen, zeigen Max und ich uns an ... und Sie natürlich auch. Dann werden wir ja sehen, wie Sie damit umgehen.«
    Schon lange hatte ich Sir Kofa Joch nicht mehr so ausgelassen erlebt. Er wirkte so verjüngt, als wäre er noch nicht mal geboren.
    Am Mittag landeten wir in der Kanzlei für Auszeichnungen und Stipendien, wo sich schon andere Preiswürdige versammelt hatten. Noch nie hab ich so viele Geheimagenten auf einem Haufen gesehen, dachte ich und konnte mir ein Lächeln kaum verkneifen. Glücklicherweise wollte es die Ironie des Schicksals, dass ich gegen das Zeremoniell verstoßen durfte, da ich den Todesmantel trug. Auch im Haus an der Brücke konnte ich mir vieles herausnehmen, und weder die zitternden Mitarbeiter von General Bubuta Boch noch ihr Chef, der unter seiner Wichtigkeit schnaufte, durften mir etwas befehlen.
    Heute aber wirkte Bubuta geistesabwesend. Mir fiel auf, seine langen und lauten Monologe seit Tagen nicht gehört zu haben. Auch ihn nahm sicher die schweifende Unruhe des Jahreswechsels in Beschlag.
    Schließlich gab mir der dicke und sympathische Sir Kumba vorab die Königliche Schatulle, und ich konnte nach Hause gehen. Meine Portion Kachar-Balsam im Fressfass war - da man solche Köstlichkeiten für bessere Anlässe aufbewahren sollte - rein symbolisch gewesen und hatte darum längst aufgehört zu wirken. Daheim warteten meine Katzen auf mich, die die Bekanntschaft mit Melifaro gewiss erschüttert hatte. Meine Tiere verdienten jetzt Zuwendung und Trost.
    »Max«, erreichte mich Juffins Stimme auf der Türschwelle. Ich drehte mich um.
    »Was gibt's denn noch?«
    »Du hast noch ein Versprechen zu erfüllen. Es ist besser, so was bis zum Jahresende zu erledigen.«
    »Was für ein Versprechen denn?«
    »Als du letztes Mal bei mir zu Besuch warst, hast du dem Hund Chuf versprochen, ihn bald zu besuchen.«
    »Ist das eine Einladung?«
    »Eine Vorladung ist das. Und wenn du meiner Gegenwart noch nicht überdrüssig sein solltest, nimm zur Kenntnis, dass ich bei Sonnenuntergang nach Hause komme und keine Minute später. Ich glaube nicht, dass heute irgendwer im Büro bleiben muss. Bis Mitternacht jedenfalls schafft Kurusch sicher alles allein.«
    »Vielen Dank. Natürlich besuche ich Sie gern und esse alles, was auf den Tisch kommt. Danach lande ich bestimmt auf dem Friedhof.«
    »Daran zweifle ich nicht. Na gut, geh dich ein wenig erholen.«
    Armstrong und Ella begrüßten mich mit unzufriedenem Miauen. In den letzten Tagen hatten sie ihr Frühstück später bekommen als sonst, was an Melifaros Anwesenheit lag, und die Katzen mochten diese Veränderung gar nicht.
    »Meine Wollknäuel«, flüsterte ich den beiden sanft zu, während ich ihre Fressnäpfe füllte. »Das alles ist für euch. Jetzt beginnt wieder das normale Leben.«
    Meine Neugier war stärker als meine Müdigkeit. Also öffnete ich vor dem Einschlafen die Schatulle des Königs. Vor nicht allzu langer Zeit war es noch schwierig für mich gewesen, eine ähnliche Schachtel zu öffnen, doch jetzt ging es beinahe automatisch. Ich hatte also schon Magie vierten Grades erlernt ... und noch weit mehr.
    Diesmal bekam ich etwas sehr Hübsches: eine nicht besonders große Medaille aus weißem Stahl. Dieses Metall hat in Echo, das nicht gerade reich an Bodenschätzen ist, großen Wert. Auf der Medaille war ein dickes, wildes, allem Anschein nach sympathisches Tier dargestellt.

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