Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
an.«
Ich versuchte, mich auf meine Empfindungen zu konzentrieren. Wie üblich geschah alles ganz plötzlich. Zuerst spürte ich nichts, dann aber trugen mich meine Beine mitten in den Wald, wo es schon dämmrig war. Mein Herz warnte mich erneut, doch ich beschloss, nicht darauf zu hören. Ich lief wie mit Siebenmeilenstiefeln, doch Melamori und der Förster hielten Schritt.
Nach einigen Minuten endete die Verfolgung unvermittelt, und ich wusste wieder nicht, wohin ich mich wenden sollte. Also blieb ich stehen und machte dann halbherzig einen Schritt nach vorn. Kaum hatte ich den Fuß aufgesetzt, konnte ich mich nicht mehr rühren. Die kluge Melamori begriff sofort, was los war, und stieß mich in die Kniekehlen. Meine Füße lösten sich vom Boden, und ich fiel mit einem Seufzer der Erleichterung ins Gras. Ich war am Leben!
»Das hätte mir klar sein müssen«, sagte Melamori schuldbewusst. »Aber ich hab es zu spät durchschaut.«
»Was denn?«
»Dschifa hat den, der ihn von den Toten erweckt hat, huckepack genommen. Das hat ihm offenbar schwer zugesetzt.«
»Das ist gut«, sagte ich und stand auf. Nach der zweiten Landung taten mir allmählich die Knie weh.
»Um diese Jahreszeit wird es im Wald rasch dunkel«, sagte der Förster ungerührt. »Wir sollten uns deshalb beeilen.«
»Uns macht die Dunkelheit nichts aus, aber beeilen können wir uns natürlich«, meinte Melamori. »Wo ist die Spur jetzt?«
Finster musterte sie einen schmalen Waldweg und betrat ihn dann entschlossen. Der Förster und ich folgten ihr. Ich mochte meinen Augen kaum trauen: Noch am Morgen war Lady Melamori schwer ermüdet davon gewesen, am Vortag auf Dschifas Spur getreten zu sein - so ermüdet, dass es weh getan hatte, sie nur anzuschauen. Jetzt hingegen hielt sie sich unglaublich tapfer, und in ihrer Miene standen Ärger und Freude zugleich.
»Hast du dich an Dschifa gewöhnt?«, fragte ich.
»Ich weiß nicht, aber ärgerlich zu sein erleichtert mir die Verfolgung. Und ich finde, Dschifa ist schwächer geworden, deutlich schwächer. Melde dich vielleicht mal per Stummer Rede bei Juffin und erzähl ihm alles. Er sollte Bescheid wissen.«
»Das sollte er.«
Ich berichtete unserem Chef die Neuigkeiten.
»Ihr seid meine tapfersten Mitarbeiter«, meinte er. Juffin lobt seine Leute einfach gern. Ob tapfer oder nicht - seine Komplimente reichen für mindestens ein Jahrhundert. »Ich verstehe langsam, warum es Melamori so leichtfällt,
Dschifas Spur zu folgen«, fuhr er fort. »Weißt du, wann er umgebracht wurde?«
»Vor dreißig Jahren.«
»Nein, Max, ich meine die Tageszeit, zu der es ihn erwischt hat. Es war eine Stunde nach Sonnenuntergang -genau wie jetzt. Versucht, ihn so schnell wie möglich zu stellen, denn morgen früh hat er wieder frische Kraft.«
»Alles klar«, sagte ich und begann zu begreifen. »Hat der Todeszeitpunkt so eine große Bedeutung?«
»Natürlich. Wer von den Toten erweckt wird, schwächelt Tag für Tag zur Todesstunde und kommt danach wieder zu Kräften. Also los.«
»Wir sind fast da«, sagte Melamori und zog leicht an meinem Lochimantel. »Hier ist die Höhle, aber ich kann ihn nicht wie gestern rufen.«
»Wir stehen am Höhleneingang«, sagte ich zu Juffin.
»Keine Sorge. Jetzt, wo ihr Sir Zwachta dabeihabt, wird alles gutgehen. Achtet aber darauf, ihm auf Schritt und Tritt zu folgen. Und bedenkt, dass er kein guter Kämpfer ist.«
»Ich auch nicht. Und damit Ende.«
»Einen schönen Ausflug wünsche ich euch! Ende und over!«
Ich schüttelte den Kopf. Manche Sprüche meines Chefs sollte man unbedingt aufschreiben.
»Was hat er gesagt?«, fragte Melamori besorgt.
Sie hockte neben einem großen, moosbedeckten Stein, und Sir Zwachta musterte mit Kennerblick den Höhleneingang.
»Er meint, wir haben Glück. Dschifa ist gerade schwach, und wir sollen ihn sofort fangen. Morgen früh ist es wieder viel schwerer.«
»Also los«, sagte Melamori und wandte sich an den Förster. »Kennen Sie diesen Eingang?«
»Ich kenne alle Eingänge.«
»Gut. Melamori, du gehst als Erste, ich folge dir, und Sie, Sir Zwachta, passen auf, dass wir uns nicht verlaufen.«
Melamori ging forschen Schrittes in die Höhle, und ich blieb ihr auf den Fersen. Das schwere Atmen in meinem Rücken bewies mir, dass der Förster den Anschluss nicht verloren hatte.
Auf allen vieren zu kriechen stimuliert die Fantasie. Ich kam auf die Idee, mit Melamori in den Hades geraten zu sein. Die ihr hier eingeht, lasst alle Hoffnung
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