Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
würde vor Neid platzen, wenn er wüsste, wie leicht du die Tür zwischen den Welten gefunden hast.«
»Das klingt zwar ganz gut, aber ich habe Angst, dass ich bei jedem Einschlafen dorthin gerate.«
»Du hast mich offenbar noch nicht verstanden. Du bist kein Gefangener dieser Tür, sondern eher ihr Miteigentümer.«
»Und Sie?«, fragte ich klopfenden Herzens.
»Ich hab mich dort gut eingelebt und weiß, wovon ich rede.«
Nach einer halben Stunde kam Sir Kofa zu uns. Er wirkte müde.
»Na, hast du die Füchse aus Mahagon erledigt?«, fragte er. »Wie ich höre, hast du das wieder prima hinbekommen.«
»Wirklich? Hat sich das schon herumgesprochen?«
Kofas Worte schmeichelten mir, weil er nicht dazu neigte, mich mit Komplimenten zu überschütten.
»Die ganze Stadt spricht über dich«, meinte unser Meister des Verhörs lächelnd. »Es gibt sogar Gerüchte, wonach du den Kopf von Sir Dschifa in einem Sack mitgebracht hast. Die Einwohner der Hauptstadt rümpfen die Nase über so eine Grausamkeit, denken aber, das sei typisch für einen Barbaren aus den Leeren Ländern.«
»Guten Abend, meine Herren.«
Mit diesen Worten tauchte Lonely-Lokley auf, musterte mich und schüttelte dann den Kopf.
»Du siehst angegriffen aus«, meinte er.
»Dafür bin ich noch am Leben.«
»Stimmt auffallend.« Schürf setzte sich neben mich und goss sich Kamra ein.
»Seid ihr etwa schon am Essen?«, tönte es von der Bürotür her, und Sir Melifaro trat mit verärgertem Gesicht ein. »Ich möchte auch was abbekommen, denn ich bin unglaublich hungrig. Wisst ihr, wo das Diebesgut der Füchse aus Mahagon versteckt war?«
»Vermutlich im Wagen von Lady Tana und ihrem Bruder Atwa. Die beiden hatten vor, Echo für immer zu verlassen.«
»Sehr gut, Max. Der seltsame Förster Zwachta hat den Wagen gefunden. Ich habe ihn zwar im Verdacht, sich das eine oder andere in die Taschen gestopft zu haben, aber für eine gute Tat darf man sich notfalls auch mal selbst belohnen«, erklärte Melifaro, setzte sich und schob sich eine Pirogge in den Mund.
»Max, wir müssen gehen. Wir haben noch was vor«, sagte mein Chef.
»Gute Nacht, Freunde«, meinte ich und ging zur Tür. An der Schwelle drehte ich mich um. »Schön, dass es euch gibt.«
Ich hatte vor Verlegenheit einen Kloß im Hals, doch Juffin beruhigte mich: »Das hast du richtig gemacht, Max. Solche Sachen sollte man ruhig öfter sagen.«
Der Wagen von Sir Juffin wartete bereits vor dem Haus. Am Steuer saß Kimpa, der alte Diener meines Chefs. Ich wusste, dass Juffin mich nie ans Steuer seines Wagens lassen würde - mochte geschehen, was wolle.
Während der Fahrt schwiegen wir. Juffin schien sich per Stummer Rede zu unterhalten, und ich schwelgte in Vorfreude, dieses seltsame Abenteuer endlich hinter mich zu bringen.
»Willkommen in meiner bescheidenen Hütte, Max«, sagte Juffin, öffnete die Tür und komplimentierte mich mit theatralischer Verbeugung über die Schwelle. Ich zögerte kurz, dachte mir dann aber, es müsste endlich etwas geschehen.
Ich zog mich aus, schlüpfte unter eine warme, weiche Decke, schloss die Augen und schlief binnen Sekunden ein.
Wovon ich in dieser Nacht geträumt habe, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls habe ich ungemein viele Welten besucht, von denen manche sehr real, manche dagegen wie ein schrilles Fantasieprodukt wirkten. In einer dieser Welten traf ich sogar den rothaarigen Dschifa, doch auch an die Details dieser Begegnung kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur, dass er sehr zufrieden aussah.
Auch in meiner alten Heimat schaute ich kurz vorbei und konnte feststellen, dass sie weder besser noch schlechter als die übrigen Welten war.
Auf keinen dieser Besuche legte ich gesteigerten Wert. Ich fühlte mich nicht wie ein Mensch, sondern wie ein Windhauch, der mühelos weite Entfernungen zurücklegt.
Dann hatte ich es satt, im Traum einsam von Abenteuer zu Abenteuer zu ziehen, und wollte nach Echo zurück. Kaum hatte ich festgestellt, dass ich mich in der Tür zwischen den Welten mühelos zurechtfand, erwachte ich.
Einige Zeit lag ich da, ohne die Augen zu öffnen. Als ich schließlich die Lider aufschlug, musste ich mich erst ans Tageslicht gewöhnen. Ich sah mich um. Das war nicht das Schlafzimmer von Sir Juffin Halli, in dem ich am Vorabend eingeschlafen war, sondern ein kleines Zimmer, das mir durchaus bekannt vorkam. Jetzt wusste ich, wo ich mich befand: im Schlafzimmer meiner ersten Wohnung in Echo, die in der Straße der alten
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