Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
prächtige Sänfte, während Sir Juffin graziös die zweite bestieg. Die Träger brachten uns in einen großen Saal, der sich bescheiden Kleines königliches Arbeitszimmer nannte. Dort war die Einrichtung nicht so karg, wie es in Echo Sitte ist. In der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs neigt man nämlich nicht dazu, die Raumwirkung durch übertriebene Möblierung zu beeinträchtigen, und das ist auch gut so.
Die Träger verschwanden mit den Sänften, und wir blieben im Arbeitszimmer zurück.
»Das verlangt die Etikette«, erklärte Juffin. »Seine Hoheit erwartet uns zwar ungeduldig, aber die Konvention erlaubt ihm nicht, uns sofort zu empfangen. Allerdings hält er es selten länger als eine Minute aus.« Mein Chef strich sanft über den befiederten Nacken des Buriwuchs. »Wach auf, mein Lieber. Es gibt was zu tun.«
Kurusch plusterte sich unzufrieden auf, denn er wurde nur ungern geweckt. Als Mensch verstand ich ihn sehr gut.
Seine Hoheit König Gurig VIII. schaffte es nicht mal, uns eine volle Minute warten zu lassen. Eine kleine Tür öffnete sich, und vor uns stand ein junger Adonis, der große Ähnlichkeit mit Alain Delon hatte. Er trug einen purpurnen, üppig bestickten Lochimantel und statt des Turbans -
des typischen Ausdrucks urbaner Eleganz - eine schlichte Mütze. Später erfuhr ich, diese königliche Kopfbedeckung sei Ausdruck jahrhundertealter Tradition. Auch Mjenin hatte vor mehr als einem Jahrtausend so eine Mütze getragen, und Mjenin war einer der bedeutendsten Herrscher des Vereinigten Königreichs.
»Ihr seid es wirklich!«, rief der König, schirmte die Augen mit der Hand ab und wandte sich an mich.
Ich lächelte. Schon lange hatte ich diese Formel nicht mehr gehört, die man in Echo Menschen gegenüber benutzt, die man gerade erst kennen lernt. In letzter Zeit hatte ich offenbar nur mit Leuten zu tun, die sich nicht an solche Formalitäten hielten. Den Magistern sei Dank: Ich hatte genug Erfahrung, dem König die richtige Antwort zu geben.
»Sie besuchen mich nur, wenn Ihnen keine Ausrede einfällt abzusagen«, erklärte der König und schüttelte den Kopf. »Ich hatte Sie schon vor hundert Tagen erwartet -nicht zu einem Rapport wie heute, sondern als Gast. Sie hatten damals eine Einladung bekommen.«
»Stimmt«, antwortete Juffin seufzend. »Aber Ihr wisst doch, was diesen Frühling im Haus an der Brücke los war. Wir mussten ohne Sir Max auskommen - wie in den guten alten Zeiten. Darum hatte ich keine Zeit, bei Euch vorbeizuschauen, sondern musste in der ganzen Stadt nach dem entlaufenen Magister Bankori Jonli suchen. Unter uns gesagt, hätte dieser Mann beinahe unseren Melifaro umgebracht. Seitdem läuft mein Tagesantlitz mit einer kleinen Narbe im Gesicht herum. Ich vermute, dass er zu wenig Kachar-Balsam auf die Wunde gegossen hat, um wie ein echter Held auszusehen.«
»Was? Der Sohn von Sir Manga war in Lebensgefahr? Es wäre schade um ihn gewesen! Wer ist eigentlich dieser Jonli? Ich erinnere mich nicht an ihn«, meinte der König finster.
»Bankori Jonli ist der Große Magister vom Orden des Klirrenden Huts. Erinnert Ihr Euch noch an die geheimnisvolle Sekte der Anhänger von König Mjenin? Er hat Echo noch zu Lebzeiten Eures Vaters verlassen. Im Vorfrühling ist er zurückgekommen, um mit dem Großen Magister Nuflin abzurechnen. Ich verstehe nur nicht, was es da abzurechnen gab. Unser Nuflin Monimach ist dafür bekannt, nie einer Fliege etwas zuleide getan zu haben.«
Seine Hoheit erlaubte sich ein kurzes Lachen. Auch ich konnte mich nicht beherrschen, obwohl ich ziemliche Hemmungen verspürte. In Gesellschaft eines mir kaum bekannten Menschen fühle ich mich immer ein wenig befangen und brauche etwas Zeit, um Sicherheit zu gewinnen. Und weil ich bisher nicht allzu viele Könige kennen gelernt hatte, waren meine Hemmungen ausgeprägter als sonst.
Aber auch König Gurig VIII. war nicht gerade locker, und ich erkannte in ihm eine verwandte Seele. Ich hätte nie gedacht, dass auch Monarchen sich mit solchen Problemen herumschlagen müssen, und empfand tiefe Sympathie für ihn. Es war nett zu wissen, dass wir ein Problem gemeinsam hatten.
»Setzen Sie sich, meine Herren«, sagte der König und wies auf zwei weich gepolsterte Sessel am halb geöffneten Fenster. »Speis und Trank für Kurusch habe ich schon kommen lassen - Sie können also anfangen, Herr Buriwuch.«
Mir gefiel es, dass Gurig den Vogel siezte, und ich bedauerte, es selbst nie getan zu haben.
Auf dem Tisch
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