Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
stand ein Teller Nüsse und Trockenobst. Kurusch flatterte von Sir Juffins Schulter und begann, davon zu naschen.
»Die Etikette macht mich fertig«, murmelte der König. »Meine Höflinge behaupten, man solle in einem Arbeitszimmer nur arbeiten, in einem Esszimmer nur essen. Schlimm, was? Und wenn ich nun diese Genüsse verbinden möchte - so wie Sie es zu tun pflegen, Sir Juffin? Sir Max, was meinen Sie dazu?«
Erschrocken stellte ich fest, dass Seine Hoheit an meiner Meinung interessiert war.
»Natürlich bin ich absolut Eurer Meinung. Im Haus an der Brücke ließe sich anders gar nicht arbeiten.«
Ich musste mich zwingen, normal zu reden, weil ich am liebsten nur gemurmelt und dabei auf den Boden gesehen hätte.
»Das freut mich. Es gibt offenbar noch Menschen, die ein normales Leben führen«, sagte Gurig und sah gleich fröhlicher drein. »Heute Morgen hab ich meinem Zeremonienmeister erklären müssen, dass er kündigen könne, wenn er sich weiter weigert, mir im Arbeitszimmer Kamra zu servieren. Schließlich hat er zähneknirschend nachgegeben. Endlich muss ich mich nicht mehr als der geizigste Gastgeber von Echo fühlen. Sir Kurusch, könnten Sie uns jetzt etwas erzählen?«
Der kluge Vogel verließ den Teller mit Nüssen und begann, die Erfolge meiner Kollegen zu schildern. Ich hörte ihm so aufmerksam zu wie der König, denn ich bekam erst jetzt Gelegenheit zu erfahren, was sich in meiner Abwesenheit alles im Haus an der Brücke zugetragen hatte. Der Alltag dort erwies sich als viel spannender als meine einsamen Abenteuer, und ich stellte irritiert fest, wie sehr ich es bedauerte, ein ganzes Jahr nicht im Dienst gewesen zu sein.
Kurusch redete vier Stunden lang und schaffte es, derweil einen zweiten Teller Nüsse zu verspachteln.
Auch Juffin und ich brauchten weder Hunger noch Durst zu leiden, doch es stellte sich heraus, dass man am Hof eine schlechtere Kamra kochte als im Fressfass. Ich beschloss daher, mir die Karriere als König endgültig abzuschminken.
Als Kurusch endlich schwieg, schüttelte Gurig begeistert den Kopf.
»Sie sind die Einzigen im Vereinigten Königreich, für die die Romantik der alten Zeit kein Fremdwort ist. Ehrlich gesagt beneide ich Sie.«
»Ach, ich glaube, wir sind nicht die Einzigen«, sagte Juffin lächelnd. »Unsere Kunden haben ein viel romantischeres Leben.«
»Stimmt, aber sie müssen einen hohen Preis dafür zahlen«, bemerkte der König.
»Manchmal ja«, pflichtete Juffin ihm bei.
»Aber zu hoch ist der Preis nicht - schließlich haben sie die Ehre, mit Ihnen zu tun zu haben. Ihre Gesellschaft hat mir viel Freude gemacht, meine Herren. Kann ich beim offiziellen Besuch der Kämpfer aus Arwaroch auf Ihre Anwesenheit zählen?«
»Um wie viel Uhr erwartet Ihr sie denn?«, fragte Juffin.
»Bald«, sagte Seine Hoheit und blickte aus dem Fenster. »Wenn mich der Sonnenstand nicht trügt, dürften sie gleich im Kleinen Empfangssaal auftauchen. Ich würde mir sehr wünschen, dass Sie bleiben. Ich glaube, auch die Herren aus Arwaroch hoffen auf Ihre Unterstützung.«
»Sir Max und ich sind glücklich, Eure Wünsche erfüllen zu dürfen, Hoheit.«
»Prima«, sagte der König und lachte plötzlich. »Ich könnte um hundert Kronen wetten, dass ich noch viele Wünsche in petto habe, die Sie längst nicht so gern erfüllen würden.«
Juffin überlegte kurz und sagte dann leise: »Diese Wette möchte ich lieber nicht riskieren.«
»Eben!«, sagte der König und zwinkerte ihm zu.
Ich wurde allmählich zum echten Monarchisten, denn das Oberhaupt des Vereinigten Königreichs gefiel mir von Minute zu Minute besser. Schade, dass wir beide so beschäftigte Leute sind, dachte ich. Wir üben auch ganz verschiedene Berufe aus, aber unter anderen Umständen würde ich mich mit diesem Mann sicher rasch befreunden. Offensichtlich hatte ich bereits vergessen, dass ich als Fangachra aus Fangachra von ebenso königlichem Blut war wie Gurig.
»Dieser Herr schläft bereits«, sagte der König und zeigte auf Kurusch.
»Ich glaube, das ist sein Naturzustand«, meinte Juffin und nahm den Vogel vorsichtig unter die Fittiche seines Mantels. »Habt Ihr etwas dagegen, wenn er während des Empfangs weiterschläft?«
»Sir Kurusch kann in meinem Schloss machen, was er will.«
Gurig VIII. betrachtete den schlafenden Buriwuch mit der Begeisterung eines jungen Naturfreunds.
Der Kleine Empfangssaal erwies sich als so groß, dass die Gesichter der Höflinge an der dem Eingang gegenüber
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