Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
werde ich im Spiegel also den Mann deiner Träume sehen. Ich zittere schon vor Angst.«
»Nein, das geht nicht«, entgegnete Techi und lachte los. »Um aus dir den Mann meiner Träume zu machen, müsste ich nur eine Kleinigkeit verändern, und nach diesem Eingriff würde dich weiterhin jeder erkennen.«
»Und welcher Eingriff wäre das?«, wollte ich wissen.
»Ich müsste nur deine Zunge verkürzen.«
»Du könntest wirklich netter zu mir sein! Ich habe eben mit Melifaro gesprochen. Im Vergleich zu ihm bin ich geradezu still.«
Techi schwieg und umarmte mich herzlich. Das war auch besser so.
Nachdem wir den ganzen Tag bei mir verbracht hatten, erschien mir das Haus in der Straße der gelben Steine endlich gemütlich. Zum ersten Mal empfand ich Gefallen an meiner so praktischen wie geräumigen Wohnung. Für mich allein hatte ich zwar zu viel Platz, aber zu zweit war es durchaus gemütlich. Das erschien mir eine gute Voraussetzung, um in meinen vier Wänden gemeinsam glücklich zu sein.
Gleich nach dem Frühstück begann Techi zu zaubern. Sie konnte ihre Klienten zwar nicht so gut maskieren wie Sir Kofa und brauchte für das, was bei ihm nur Sekunden dauerte, viel mehr Zeit und Anstrengung, aber ihre Bemühungen waren alles andere als vergeblich. Nach einer halben Stunde sahen wir völlig verändert aus.
Für meinen Geschmack hatte Techi ein wenig übertrieben. Wir waren ein absolut unauffälliges Paar, und mein neues Gesicht erweckte bei niemandem große Begeisterung. Doch auch Techi hatte sich in eine sympathische, dabei aber ganz durchschnittliche Frau verwandelt. Solche angenehmen, aber völlig ausdruckslosen Gesichter trifft man in Echo überall. Doch meine Freundin war mit dem Ergebnis sehr zufrieden, und auch ich leistete keinen Widerstand. Schließlich wollte ich alles tun, damit aus unserem ersten gemeinsamen Ausgehen ein unvergessliches Erlebnis wurde. Schon jetzt wünschte ich mir, die einmalige Prozedur zur Gewohnheit zu machen.
»Ich habe das seltsame Gefühl, fremde Leute gehen für uns essen, und wir müssen dafür zahlen«, sagte ich angesichts unserer Metamorphose.
»Das macht doch nichts. Schließlich bist du ziemlich reich, mein Nachtantlitz«, entkräftete eine Unbekannte meine finanziellen Bedenken.
Glücklicherweise war es Techi nicht gelungen, sich auch von ihrem Charakter zu trennen. Das machte mir die Frau mit dem fremden Gesicht viel sympathischer.
Wir traten auf die Straße.
»Ich fürchte, wir müssen zu Fuß gehen, meine Partisanin, denn mein Wagen fällt garantiert auf«, sagte ich.
»Natürlich machen wir das. Es ist ja nicht weit. Außerdem erwarte ich, von dir aufs Beste unterhalten zu werden. Wenn ich dir sage, seit wie vielen Jahren es mir nicht mehr vergönnt war, mit einem Mann Hand in Hand durch die nächtliche Stadt zu spazieren, wird mein Greisenalter dich die Flucht ergreifen lassen.«
»Nie und nimmer, Liebste. Unter uns gesagt: Du weißt auch nicht, wie alt ich bin.«
Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie sie reagieren würde, wenn sie erführe, wie alt ich wirklich war. In dieser Welt kommt ein Mensch von zweiunddreißig Jahren gerade erst in die Schule. Daher musste mein Alter in unserer Beziehung eines der wenigen süßen Geheimnisse bleiben.
Nachdem ich es einmal mehr geschafft hatte, mich zu verirren, erreichten wir schließlich Juffins Dutzend. Erst beim vierten Anlauf fand ich den Eingang, doch Techis Geduld war unendlich, und sie tat, als wäre mein fieberhaftes Suchen ganz normal.
»Hier ist es aber gemütlich«, sagte sie, kaum dass wir das Lokal betreten hatten. »Du hast Recht - das ist ein sehr nettes Wirtshaus.«
»Es ist immer wieder schön, wenn die Meinung eines Profis mit der eines Laien übereinstimmt«, erklärte ich und führte sie am Ellbogen an einen Tisch. »Mach dich auf einen Kampf gefasst, Liebste. Gleich kommt der grausame Sir Mochi und versucht, uns von der tolanischen Küche zu überzeugen. Dagegen müssen wir uns mit Händen und Füßen wehren.«
»Ich hab noch nie tolanisch gegessen. Ist das wirklich so schlimm?«
»Na ja, eigentlich schmeckt es wunderbar.«
»Dann verrate mir doch bitte, Liebster, wogegen wir uns wehren sollen.«
»Keine Ahnung. Wir bräuchten Sir Kofa. Der würde uns das sicher erklären. Ich kann seine Worte nur wiederholen, ohne sie zu verstehen.«
»Guten Abend, meine Herrschaften.«
Mochi Fa sah mich gleichmütig an, und ich merkte, dass er mich nicht erkannte. Techi hatte sich nicht umsonst
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