Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
Zeitungen dabei, die ich deinetwegen heute Morgen nicht zu Ende lesen konnte.«
»Meinetwegen? Immer bin ich an allem schuld! Willst du mich wirklich loswerden?«
»In diesem Zustand ja. Es ist für mich viel besser, wenn du jetzt losziehst und nicht bleibst und mir mit deiner ungestillten Neugier auf die Nerven fällst. Übrigens ist dein Teller noch immer voll. Geh am besten dem geheimnisvollen Mann nach. Oder such Mochi Fa - ein aufmerksamer Wirt wie er darf wirklich nicht so lange abtauchen.«
»Na, wenn du meinst«, sagte ich und stand entschieden auf. Doch dann fiel mir etwas ein, und ich setzte mich wieder.
»Du willst den Geheimnissen also doch ihren Lauf lassen und in Ruhe essen?«, fragte Techi erfreut. »Ich hab ja geahnt, dass du klüger bist, als es den Anschein hat.«
Im Gegenteil - ich bin viel dümmer als ich aussehe, dachte ich verstohlen. Aber weil ich so mächtig bin, habe ich aufgehört, über mein Handeln nachzudenken. Womöglich sollte ich mich ab und an besinnen.
Das eigentliche Problem bestand nämlich darin, dass ich nicht einfach jemandem auf die Spur treten durfte, denn das tötete durchschnittlich gesunde Menschen binnen Minuten - und ich konnte nicht sicher sein, den Mann im Lochimantel so rasch zu finden, und wusste nicht, ob Mochi Fa, dessen Leben mir immer wichtiger wurde, so kerngesund war, wie es schien. Ich kenne so manchen, der kräftig und gesund aussieht, aber ein schwaches Herz hat.
Also beschloss ich, unsere Verfolgungsmeisterin Lady Melamori Blimm zu rufen. Ich meldete mich per Stumme Rede bei ihr und versuchte, ihr die komplizierte Situation in aller Kürze zu schildern. Es war zwar noch nichts Ernstes geschehen, doch meine Ahnungen täuschten mich nie. Davon konnte Melamori inzwischen ein Lied singen.
Ihre Reaktion war für mich völlig überraschend.
»Max«, sagte sie streng, »gib mir bitte dein Ehrenwort, dass mein Großvater Kima Blimm nicht neben dir sitzt und dir eingeredet hat, er wünsche sich nichts mehr, als sich mit mir zu versöhnen. Ich kenne seine Tricks - so was würde gut zu ihm passen.«
»Wie kommst du denn darauf? Seit wann bist du so misstrauisch? Dein Opa ist nirgendwo zu sehen. Außerdem bin ich im Moment gar nicht zu erkennen, da Techi mein Gesicht verändert hat. Ich habe kleine Augen, eine durchschnittliche Nase und einen sehr markanten Unterkiefer - vermutlich den hübschesten von Echo.«
»Du hast dein Äußeres verändert?«, fragte Melamori erstaunt. »Na gut, ich komme. Geh mir doch entgegen, um mich abzuholen. Ich kenne den Weg zu Juffins Dutzend nämlich nicht. Warum hast du überhaupt dein Aussehen geändert? Hast du von vornherein mit etwas Unangenehmem gerechnet?«
»Nein, das war Techis Idee. Sie hat mich heute wohl zum ersten Mal bei Tageslicht gesehen und daraufhin beschlossen, alle Fehler, die die Natur bei mir gemacht hat, zu verbessern. Aber ich fürchte, das hat nicht hingehauen.«
»Wirklich nicht? Ich hätte schwören mögen, es könnte nicht schlimmer werden als es war.«
»Ach, hör schon auf, dich über mich lustig zu machen. Komm besser möglichst schnell zu mir. Ende.«
Nach diesem merkwürdig bezaubernden Gespräch sah ich Techi schuldbewusst an und sagte: »Jetzt gehe ich wirklich. Ich habe eben Melamori per Stumme Rede gerufen und muss ihr entgegenlaufen.«
»Mochi Fa ist tatsächlich nicht zurückgekehrt«, seufzte Techi. »Deine Vorahnungen haben nicht getrogen - leider.«
»Wirst du meine Abwesenheit denn überleben?«, fragte ich, weil ich um jeden Preis Kavalier bleiben wollte.
»Das schaffe ich schon«, meinte sie nur und winkte ab. »Ich habe schließlich auch deine Anwesenheit überlebt.«
Trotz ihrer Kulleraugen und ihrer wie gemeißelt wirkenden Nase war meine Techi noch immer, wie sie eigentlich war, nämlich wunderbar.
Als ich auf die Straße kam, bog eben Lady Melamoris Wagen um die Ecke. Das Wetter war nicht gerade für Abenteuer gemacht, denn es regnete stark. Aber ich hatte keine Wahl.
»Toll!«, rief ich Melamori zu. »Du fährst von Tag zu Tag schneller.«
»Und du siehst wirklich lustig aus«, sagte sie kichernd. »Hat Techi dich so zugerichtet? Profiarbeit!«
»Was hast du denn erwartet?«, brummte ich. »Na schön, lass uns Mochi suchen.«
»Gut, Max. Vergiss bitte, was ich dir über Kima erzählt habe. Was den angeht, hat mich der Vorfolgungswahn gepackt, fürchte ich. Aber in den letzten Tagen hat meine Familie alles Mögliche unternommen, um sich mit mir zu versöhnen. Sie
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