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Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit

Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit

Titel: Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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nass, und mich fror ein wenig, aber das verleidete mir den Spaziergang nicht weiter. Die abendlichen Straßen erschienen mir fremd und dadurch wunderschön. Überrascht stellte ich fest, dass ich mich in diese Stadt womöglich hätte verlieben können, wenn mein Aufenthalt nicht so knapp bemessen gewesen wäre. Vielleicht lag es daran, dass die Nacht alles in ein anderes Licht tauchte; vielleicht aber waren mir die breiten Straßen meiner früheren Heimatstadt inzwischen auch ganz fremd geworden. Es ist leicht, fremde Orte zu lieben: Wir nehmen sie, wie sie sind, und sind dankbar für jeden neuen Eindruck.
    Ich trank Kaffee und Cognac in einer sympathischen Bar, deren Namen ich sofort wieder vergaß, die aber auch in Echo hätte stehen können. Es gefiel mir dort so gut, dass ich zum Abendessen blieb. So gestärkt konnte ich mein Abenteuer fortsetzen und auf die Tram in der Grünen Straße warten. Ich hoffte innig, mein Ausflug auf die Erde werde so glimpflich enden wie meine früheren Unternehmungen.
    Die Uhr zeigte kurz vor Mitternacht. Ich bat um die Rechnung, zahlte und verließ das Lokal. Die Zeit schien stehen geblieben, und ich bewegte mich wie durch Watte.
    Nichtsdestotrotz zog ich Schritt für Schritt durch die Nacht. Ich hatte den Eindruck, die Ewigkeit kitzle mich im Nacken. Als ich in die Grüne Straße einbog, zeigte die Digitaluhr 00:00. Das hatte ich schon immer für ein gutes Omen gehalten, und ich sah weg, um nicht erleben zu müssen, dass eine 1 das harmonische Zahlenbild störte.
    Kurz darauf rumpelte die Tram aus der Ferne heran. Dieses Geräusch hatte ich das letzte Mal vor fast zwei Jahren gehört. Mir schwindelte, doch nach ein paar Atemübungen von Sir Schürf war mir besser. Wenn Lonely-Lokley mir in Echo über den Weg lief, musste ich ihn dringend zum Abendessen einladen, denn auch diesmal hatte mir seine Atemgymnastik das Leben gerettet.
    Der Mond tauchte einen Moment lang zwischen den Wolken auf, und ich sah das Haltestellenschild der Linie 432. Den Magistern sei Dank: Die Ritze zwischen den Welten war noch an Ort und Stelle.
    Ich sah die Tram um die Ecke biegen und war ganz aufgeregt. Alles lief viel besser als erhofft. Der mystische Express zwischen den Welten stand mir zu Diensten.
    Diesmal musste ich mit dem Fahrer sprechen, den Sir Maba Kaloch als Doperst bezeichnet hatte. Der alte Magier hatte mir erzählt, Doperste kämen aus dem Nichts und lebten von unseren Ängsten und bösen Ahnungen. Manchmal nähmen sie menschliche Gestalt an, gäben sich als Bekannte aus und schürten dadurch unsere Ängste noch. Maba hatte mir sogar einzureden versucht, ich hätte den Doperst, der bei meiner letzten Reise in der Tram gesessen hatte, selbst erschaffen. Ich wüsste gern, wie und warum ich das getan haben soll! Na ja, andererseits hab ich schon etliche dumme Sachen gemacht.
    Wie dem auch sei - mit einem Doperst würde ich schon fertig werden. Ich warf einen Blick auf den Fahrersitz und sah ein breites Gesicht mit rotem Schnauzbart. Hatte mich diese Gestalt vor zwei Jahren wirklich so tief erschreckt? Ich nahm meinen Mut zusammen und beschloss, in die Tram zu steigen.
    Die Straßenbahn hielt, und direkt vor mir öffnete sich eine Tür. Schwungvoll stieg ich ein, und das Wesen mit Schnauzbart starrte mich gleichgültig an.
    »Auf dich hab ich gerade noch gewartet«, rief ich ihm zu und lächelte schief. »Diesmal mach ich dich fertig. Es ist wirklich unfair von dir, unerfahrene Reisende zwischen den Welten zu erschrecken.«
    Der Fahrer sagte nichts, doch sein Gesicht veränderte sich. Nach ein paar Sekunden wirkte es wie ein konturloser Fleck, um kurz darauf eine neue Gestalt anzunehmen. Jetzt sah mich der Große Magister Machligl Anoch an, das kurzbeinige Gespenst aus dem Cholomi-Gefängnis. Dann verdunkelte sich sein Gesicht, und einen Moment darauf blickten mich die blauen Augen des toten Magisters Kiba Azach an.
    Rasch verstand ich, was los war.
    »Versuchst du, das Gesicht von Menschen anzunehmen, die mich in letzter Zeit erschreckt haben? Das funktioniert nicht, mein Freund. Heute habe ich mich verloren und wiedergefunden. Und ich glaube nicht, dass mich jetzt noch etwas erschrecken kann. Heute Abend habe ich verdammt gute Laune.«
    Ich hob meine Linke. Sie war natürlich nicht so mächtig wie die berühmte Hand von Sir Schürf, aber ich war zufrieden mit dem, was ich hatte.
    »Fang gar nicht erst an, Kugelblitze auf mich abzufeuern - das wäre nur Zeitverlust«, sagte der Doperst

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