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Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit

Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit

Titel: Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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noch nicht.
    »Ja, ich habe eine andere Frisur«, sagte ich beiläufig. »Darf ich reinkommen? Ich bleibe auch nicht lange.«
    »Ja, natürlich - komm rein«, antwortete sie.
    Ich zog eine kleine Tüte aus der Tasche. »Ich hab mal wieder was Süßes für dich dabei. Das kennst du wahrscheinlich noch nicht.«
    »Stimmt«, sagte sie und drehte das Päckchen erstaunt in den Händen. »Ich mach uns einen Tee. Du bist doch nicht mehr sauer auf mich, oder?«
    »Schon lange nicht mehr«, antwortete ich ehrlich. »Ich habe den Grund unserer Trennung vergessen, aber ich schätze, es wird schon seine Ordnung gehabt haben.«
    Ich blieb im Wohnzimmer und sah mir Julias DVD-Sammlung, ihren Fernseher und ihren DVD-Player an. Seit meinem letzten Besuch hatte sich ihre Sammlung kaum vergrößert, denn Julia war sparsam und warf ihr Geld nicht für Filme heraus.
    Vorsichtig zog ich das Kabel des DVD-Players aus der Steckdose. Jetzt konnte ich das Gerät jederzeit in meiner Hand verschwinden lassen. Aber das hatte keine Eile. Schließlich wollte ich noch mit ihr Kaffee trinken. Inzwischen erweckte Julia bei mir nur mehr reine Sympathie.
    Und was die Rechenmaschine in ihrem Kopf anlangte: Was gingen mich die Probleme der Erdenbewohner an? Das Leben hier jedenfalls war kein Zuckerschlecken.
    »Komm, Max! In der Küche ist es angenehmer«, rief Julia.
    Ich tat, wie mir geheißen, und sah, dass der Kaffee fast fertig war. Auf dem Tisch saß eine kleine weiße Ratte.
    »Hast du dir eine neue Freundin zugelegt?«, fragte ich.
    Julia nahm das Tier und versenkte es wortlos in der großen Tasche ihrer Bluse.
    »Dieses kleine Mädchen hat Angst vor Fremden«, erklärte sie hastig.
    »Und das ist auch gut so. Schließlich weiß man nie, was sie im Schilde führen. Aber jetzt erzähl mir doch mal, was bei dir in der Zwischenzeit so alles passiert ist.«
    Julia begann, mir die Ereignisse der letzten Jahre zu berichten, doch ich hörte nicht allzu aufmerksam zu. Immerhin bekam ich mit, dass es ihr gut ging. Aber es war ihr offenbar nicht gelungen, den Wunsch nach Familienglück in die Tat umzusetzen. Wozu hatte sie dann aber das ganze Unheil gestiftet?
    Ihr Kaffee schmeckte auch nur durchschnittlich, und nach der ersten Tasse merkte ich, dass mir die Lust an diesem Besuch, der mich sehr an eine mittelmäßige Nachmittagsserie erinnerte, schon vergangen war.
    »Ich gehe jetzt - einverstanden?«, wollte ich wissen.
    »Ja«, sagte sie, sah finster drein und fragte vorsichtig: »Warum bist du überhaupt gekommen?«
    »Ich weiß es nicht«, log ich. Dann versuchte ich, etwas ehrlicher zu sein, und fügte hinzu: »Ich wollte mich mit dir versöhnen.«
    »Fährst du irgendwohin?«
    »So kann man es auch nennen«, meinte ich achselzuckend.
    »Schön. Dann sind wir jetzt versöhnt. Ich freue mich, dass du gekommen bist.«
    Sie sagte das, als wäre ich das Schwein gewesen und als hätte ich sie im Stich gelassen und ihr obendrein silberne Löffel gestohlen. Welch heitere Verdrehung der Tatsachen!
    Sie ging ins Wohnzimmer, und ich folgte ihr. Als wir in der Nähe des Regals waren, auf dem ihre Filme und Geräte standen, setzte ich zum Showdown an. Mit kaum merklicher Bewegung ließ ich all diese Schätze in meiner linken Hand verschwinden. Julia war so baff, dass sie keinerlei Widerstand leistete.
    »Verzeih, Liebste«, sagte ich und verließ die Wohnung.
    Mit meinem Gesicht musste etwas Seltsames passiert sein. Auf alle Fälle riss Julia erschrocken die Augen auf und trat einen Schritt zurück, doch ich beugte mich vor und küsste sie sanft auf die Nasenspitze. Mein Leben lang hatte ich wissen wollen, was Judas bei seinem berühmten Kuss empfunden haben mochte. Offenbar große Erleichterung!
    Ich nahm die Treppe und rechnete damit, dass Julia im Treppenhaus Alarm schlug. Ich hätte sogar Stein und Bein geschworen, dass sie es täte, und stellte mir schon vor, wie sie in Beweisnot geriet. Aber ich wartete vergeblich.
    War sie womöglich in Ohnmacht gefallen? Oder telefonierte sie bereits mit der Polizei? Vielleicht hatte sie sich ja in den Lotossitz geflüchtet und murmelte ein paar Mantras zur Beruhigung. Man weiß nie, wie jemand auf einen überraschenden Verlust reagiert.
    Im vierten Stock stellte ich fest, dass der Aufzug stecken geblieben und zwei Männer im Overall mit seiner Reparatur beschäftigt waren. Langsam machte ich Fortschritte, was das Vorhersehen von Unfällen und Katastrophen anlangte.
    Dann schlenderte ich ziellos durch die Stadt. Es war

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