Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
sie war weich und angenehm und ähnelte den Gummizellen in meiner Heimat.
Dann starrte ich auf eine kleine Erhöhung unter der Bettdecke. Der Bewohner, den wir zuletzt besucht hatten, war äußerst schwach gewesen, hatte aber immerhin Kraft genug besessen, sich die Decke über den Kopf zu ziehen. Das hatte ihm allerdings nichts genutzt, da mein Blick wie ein Röntgenstrahl durch das Federbett gegangen war.
Eine Zeit lang spürte ich nicht das Geringste. Ich saß auf dem Boden und starrte den Schlafenden an. Hätte ich ihn um seine Bettdecke gebeten, wäre ich womöglich an wichtige Informationen gekommen. Plötzlich schlug mir das Herz im Hals, und ich spürte höchste Gefahr.
Im nächsten Moment zog ein Kaleidoskop verworrener Erscheinungen an meinem inneren Auge vorbei. Diese Bilder waren aber nichts im Vergleich zu der ungeheuren Einsamkeit, die der Kranke spüren musste. Er steckte offenbar im Tor zwischen den Welten fest. Dieser Gedanke ließ mich frösteln.
Juffin rüttelte mich an der Schulter. »Max, wach auf. Wir müssen uns beeilen. Ich habe alles erfahren, was ich wissen muss. Dir geht es nicht besonders, stimmt's?«
»Stimmt«, sagte ich kopfschüttelnd. Ein Teil von mir schien durch die Irrenanstalt zu geistern, ein großer Teil von mir sogar, und ich glaubte, ohne diesen Teil viel angenehmer leben zu können. Da das Kopfschütteln nicht half, wieder zu Kräften zu kommen, gab ich mir zwei heftige Ohrfeigen.
»Soll ich weitermachen?«, fragte mein Chef belustigt.
»Danke, das schaff ich schon allein. Außerdem brauche ich jetzt unbedingt Wasser.«
»Nichts leichter als das. Die kleine Tür dort führt ins Bad. Aber beeil dich bitte. Wir müssen wirklich los.«
Ich ging ins Bad, setzte meinen Turban ab und hielt den Kopf unter den Hahn. Die Wassertemperatur war ideal. Flugs wusch ich die jüngsten Ereignisse von mir ab. Juffin stand in der Tür und beobachtete neugierig jede meiner Bewegungen.
»Ich habe erschütternde Dinge erfahren, Max - genau wie du. Aber ich glaube, dir mangelt es noch an Erfahrung, um das Geschehene in eine verständliche Sprache zu übersetzen.«
»Gut möglich«, antwortete ich matt.
»In dieser Anstalt dürften wir noch weitere Opfer unseres geheimnisvollen Reiters finden - wesentlich mehr, als ich vermutet hatte. Aber wir werden damit keine Zeit verlieren, denn das Zentrum der Unheil stiftenden Kraft befindet sich zweifellos in diesem Zimmer. Der Mann beispielsweise, den wir eben untersucht haben, ist schon seit über achtzig Jahren von einer fremden Kraft besessen, also die ganze Zeit über, die er hier verbracht hat. Man muss allerdings zugeben, dass er sich perfekt getarnt hat. Wer hätte gedacht, dass der mächtigste Magister des Ordens vom Stab im Sand hier einsitzt? Ich jedenfalls wäre nie auf diese Idee gekommen.«
»Kennen Sie diesen Mann etwa?«, fragte ich meinen Chef.
»Aber ja! Magister Gugimagon und ich waren gute Freunde. Seinerzeit hat er versucht, über mich an alle Geheimnisse der Unsichtbaren Magie zu gelangen. Doch in seinem Gesicht stand geschrieben, dass er dieses Wissens nicht würdig war - und zwar mit so großen Buchstaben«, sagte Juffin und breitete die Hände aus wie ein Angler, der einen kapitalen Hecht gefangen haben will.
»Sie hatten wirklich interessante Freunde. Hat der Alte hier Ihnen vielleicht verraten, wo wir den gesuchten Reiter finden?«
»Das weiß er nicht. Er ist ihm nur im Traum begegnet. Oder denkst du, dass Gugimagon seinen Verfolger zu einer Tasse Kamra eingeladen hätte?«
»Woher soll ich wissen, welche Sitten bei bösartigen Magiern herrschen?«
»Gehen wir, du gutartiger Magier«, spöttelte mein Chef. »Und hör auf zu simulieren - es geht dir doch längst wieder bestens. Auf uns warten wichtige Aufgaben, ein Abschiedsessen bei Slobat Katschak zum Beispiel.«
Er gab mir einen leichten Tritt in den Hintern, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
Wir traten auf den Flur, wo der Heiler uns schon sehnsüchtig erwartete.
»Haben Sie erfahren, was Sie wissen wollten?**, fragte er.
»Jedenfalls einiges«, antwortete Juffin allgemein. »Nun allerdings brauchen wir Ihre Hilfe.«
»Aber gern!«, rief Slobat so begeistert, als hätte mein Chef ihm eine Tüte Drops angeboten.
»Sie müssen möglichst rasch einen Patienten enttarnen«, sagte Juffin und hielt inne, um die richtigen Worte zu finden. »Er ist nicht krank, sondern ein begnadeter Simulant und sitzt seit mindestens achtzig Jahren in der Anstalt. Er muss
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