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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Reaktionen - all das macht ihn einzigartig und dadurch geliebt. Wenn sich nur eine dieser Eigenschaften ändert, ist die Harmonie gestört, und wir haben es nicht mehr mit dem alten Freund zu tun, sondern mit einem Unbekannten, den wir nur ungern in unser Leben lassen.
    In letzter Zeit hatte ich solche Veränderungen immer wieder hinnehmen müssen. Den Kampf, die Dinge um mich herum zu erhalten, wie sie waren, hatte ich längst aufgegeben, weil er meine Kräfte überstieg. Ja, ich redete mir obendrein ein, die ständigen Veränderungen würden mir gefallen, und allmählich glaubte ich sogar daran.
    Aber die Veränderungen, die an dem von mir so geliebten Strand passierten, erschreckten mich zutiefst. Zuerst lehnte ich nur intuitiv ab, was dort geschah, dann aber bekam ich seltsame Ahnungen.
    Ich erhob mich von meinem warmen Stein, ohne zu bedenken, dass ich eigentlich auf Juffin hätte warten sollen, und ging zu den Badenden. Diese Leute gehörten einfach nicht hierher!
    Eine nicht eben große, aber bunt gemischte Menschengruppe kam mir entgegen. Ich sah Frauen mittleren Alters in farbigen Röcken und golden schimmernden Kopftüchern. Eine hielt ein Kleinkind auf dem Arm. Schon aus der Ferne begannen sie zu jammern. Natürlich brauchten sie Geld, und zwar - wie sie behaupteten - für ihre Kinder. Eine Frau wollte mich ködern, indem sie mir anbot, aus meiner Hand zu lesen.
    »Schöner Mann, ich verrate dir deine Zukunft. Lass uns sehen, ob du ein langes Leben hast und reich wirst.«
    Die Handleserin näherte sich blitzschnell. Wie kann man so rasch über den Sand laufen?, fragte ich mich, tröstete mich aber damit, dass es vieles gab, was ich nicht für möglich gehalten hätte.
    Dann verlor ich den Verstand.
    Damals wusste ich nicht, warum ausgerechnet diese Frauen mit ihren Kindern mich so aus der Fassung brachten. Wer das Gefühl hat, angegriffen zu werden, sollte sich beherrschen können. Mich dagegen überkam blinde Raserei.
    Das Erstaunlichste war, dass mir meine Wut gefiel. Ich ritt auf der Welle meines Zorns und spürte dabei ein intensives Gefühl der Befriedigung. Jede Zelle meines Körpers zitterte in wonniger Erwartung des Sturms. Genauso süß zitterte die Luft ringsum, und ich wusste nicht, wo mein Körper aufhörte und die Außenwelt begann. Auch wenn es seltsam klingen mag: Ich hatte mich noch nie so großartig gefühlt.
    Die Frauen belagerten mich, als spürten sie die Wut nicht, die sich in mir zusammengebraut hatte. Dabei murmelten sie etwas über mein Geschick und den Hunger ihrer Kinder.
    »Du willst Wahrsagerin sein, meine Liebe?«, fragte ich die lauteste von ihnen und staunte, wie unangenehm meine Stimme klang. »Obwohl du den eigenen Tod nicht vorhersiehst?«
    Ich hatte nicht vor, die Frauen anzuspucken, obwohl mein Gift sie sicher umgebracht hätte. In dieser Lage aber wollte ich nicht auf eine so primitive Art des Tötens zurückgreifen. Wohlig streckte ich ihnen die Arme entgegen, als würde ich mich nach einem herrlichen Schläfchen genüsslich räkeln. Auf meinen Unterarmen waren scharfe Stacheln zu sehen, und mir war klar, dass jeder von ihnen so tödlich wie meine Spucke war.
    Die Frau fiel leblos zu Boden und löste sich auf. Nur ihre farbenfrohe Kleidung blieb auf dem Strand zurück. Das waren gar keine Menschen, sondern Dämonen! Darauf hätte ich wirklich früher kommen können.
    Die lauten Freundinnen meines Opfers zögerten, und ich nutzte die Gelegenheit, ihrem erneuten Angriff zuvorzukommen. Die linke Hälfte meines Mundes lächelte wollüstig, während die rechte Hälfte teilnahmslos blieb, als hätte ich dort ein Betäubungsmittel gespritzt bekommen. Den Magistern sei Dank, dass mir in diesem Moment niemand einen Spiegel vors Gesicht hielt! Dem sympathischen Sir Max aus Echo hätte sein Anblick sicher gar nicht gefallen.
    Nach ein paar Sekunden war alles vorbei. Nur ein Haufen bunter Lumpen war am Strand zurückgeblieben. Ich zuckte die Achseln und ging weiter, um mir die nächsten Dämonen vorzunehmen, die sich im flachen Wasser tummelten. Um ehrlich zu sein, hätte ich es auch echten Menschen nicht verziehen, wenn sie sich hierher verirrt hätten.
    Das Erstaunlichste bei meinem privaten Feldzug war, dass die Luft um meine Hände herum hörbar vibrierte. Das gefiel mir, ermüdete mich aber zugleich. Die seltsamen Stacheln an meinen Armen verschwanden plötzlich, doch ich wusste, dass sie unversehens wieder auftauchen würden, wenn ich auf ein neues Opfer träfe.
    Ich ahnte,

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