Das Echo
gesagt, daß Billy an dem Dienstag noch am Leben war?«
Terry starrte unglücklich zum Fenster hinaus. »Aus dem gleichen Grund, aus dem ich es dir auch nicht gesagt hab’. Weil ich nicht glaube, daß er wirklich noch am Leben war. Ehrlich gesagt, am liebsten denk’ ich gar nicht dran. Ich mein’, glaubst du an Geister?«
Deacon erinnerte sich an den Geruch des Todes in Amandas Haus und dachte mit Unbehagen über die Natur von Billys Deus ex machina nach.
... Ich glaube an die Hölle ...
... Manchmal habe ich Alpträume, in denen ich in schwarzen Weiten treibe, wo niemals Liebe mich erreichen kann ...
Nur eine göttliche Hand kann eine Seele retten, die dazu verdammt ist, auf ewig in der Einsamkeit des Abgrunds der Hölle zu existieren ...
... Bitte, bitte bleib nicht länger fort als unbedingt nötig ...
Sergeant Harrison schlief schlecht. Tief in seinem Innern beunruhigte ihn die ganze Nacht das Wissen, daß er etwas übersehen hatte. Vorübergehend lenkte ihn das Chaos des Weihnachtsmorgens ab, als seine aufgeregten Kinder ihre Geschenke öffneten und seine Frau mit den Vorbereitungen für das Mittagessen begann, aber kurz nach elf kam ein Anruf von der Dienststelle, der ihm Deacons Nachricht übermittelte.
»Er wollte nicht sagen, um was für eine dringende Angelegenheit es sich handelt«, berichtete der diensthabende Sergeant, »und, ehrlich gesagt, ich hab’ das Ganze nicht allzu ernst genommen. Aber dieser Name, Nigel de Vriess, ist uns jetzt in einem anderen Zusammenhang untergekommen. Hampshire und Kent haben alle Dienststellen im Süden alarmiert, um ihn ausfindig zu machen. Anscheinend wurde sein Rolls-Royce gestern abend auf einer Wiese außerhalb von Dover verlassen aufgefunden. Was soll ich in der Sache unternehmen? Soll ich die Nummer von diesem Deacon an den Chief Inspector weiterleiten?«
»Nein, ich komme. Sagen Sie dem Chief Inspector, daß ich unterwegs bin.«
»Amanda muß ja was Furchtbares getan haben, wenn Billy deswegen so von der Rolle war«, sagte Terry plötzlich. »Ich meine, vom Stehlen und von Drogen hat er auch nicht allzuviel gehalten, aber über die Leute, die so was gemacht haben, hat er sich nicht weiter aufgeregt. Verstehst du, was ich meine? Nur bei Mord, da ist er total ausgeflippt und hat seine Hände ins Feuer gehalten und von Opfern gefaselt. Wie das eine Mal, als Tom dem Typen den Mantel weggenommen hat und der arme Hund in der Nacht erfroren ist. Da hat Billy sich in der Nacht nackt ausgezogen, weil er die Schuld auf sich nehmen wollte. Und er wär’ beinah dran gestorben. Nur weil Tom über das, was er getan hatte, total am Boden war, konnten wir Billy überhaupt wieder in seine Kleider kriegen. Was meinst du also, hat sie Billy einfach verhungern lassen und auf die Art umgebracht?«
»Nein«, sagte Deacon, der einen ähnlichen Gedankengang verfolgt hatte. »Barry hat recht. Sie hätte mir Billys Geschichte nicht erzählt, wenn sie Angst vor dem, was ich herausfinden könnte, gehabt hätte. Und ich glaube sowieso nicht, daß es Billys eigener Tod war, um den er sich solche Sorgen gemacht hat.«
... Meine eigene Erlösung interessiert mich nicht ...
»Um wessen Tod dann?«
... Ich bin noch auf der Suche nach der Wahrheit … Es gibt keinen Weg aus der Hölle außer durch Gottes Erbarmen... Ich bin noch auf der Suche nach der Verity…
»Veritys?« meinte Deacon.
Terry schüttelte den Kopf. »Die hat sich selber umgebracht.«
... Sie und ich werden nach den Bemühungen gerichtet werden, die wir unternehmen, die Seele eines anderen vor der ewigen Verzweiflung zu retten... Genießen Sie es zu leiden? Ja, wenn es Mitleiden hervorruft. Es gibt keinen Weg aus der Hölle außer durch Gottes Erbarmen... Ich bin auf der Suche nach Verity ...
»James’ Tod?«
»Ja.« Terry nickte. »Ich schätze, die Alte hat ihren Typen umgebracht, und Billy hat’s gesehen. Er hat mal erzählt, daß er’ne Zeitlang westlich von London gepennt hat, bevor er in die Lagerhalle gezogen ist. Aber das hat mich nicht weiter interessiert. Das war damals nicht wichtig. Aber jetzt schaut die Sache ganz anders aus, stimmt’s?«
»Ja«, antwortete Deacon langsam und dachte an den Fluß oberhalb von Teddington, wo der Wasserpegel konstant blieb, weil die Schleusentore keinen Gezeitenwechsel zuließen.
Harrison rief den Chief Superintendent Fortune in Hampshire an. »De Vriess wurde möglicherweise in der Nacht vom Samstag hier gesehen«, berichtete er. »Er war mit einer
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