Das Echo
Frau namens Amanda Powell, vormals Amanda Streeter, zusammen. Sie ist die Ehefrau von James Streeter, der 1990 mit 10 Millionen Pfund unterschlagenen Geldes spurlos verschwunden ist. Unseren Informationen zufolge sind Amanda Powell und de Vriess seit Mitte der achtziger Jahre miteinander liiert.«
»Wer ist Ihr Informant?«
»Ein Journalist namens Michael Deacon. Er beschäftigt sich mit dem Fall Streeter.«
Einen Moment war es still in der Leitung, dann sagte der Chief Inspector: »Er hat heute morgen bei de Vriess angerufen und behauptet, er wäre ein Geschäftsfreund. Wir schicken jemanden rauf, um ihn zu vernehmen. Was ist er für ein Typ?«
»Ich denke, er versucht, seine Story zu schützen. Hören Sie, ich schlage vor, Ihr Beamter bespricht das erst einmal mit mir. Die Situation ist nicht so einfach, und es wäre wahrscheinlich eine Hilfe für ihn, wenn ich bei der Vernehmung Deacons dabei bin. Er ist nicht der einzige, der in die Sache verwickelt ist.« In aller Kürze schilderte er Barry Grovers Rolle in der Angelegenheit. »Er hat den Mann nicht eindeutig als Nigel de Vriess identifiziert«, warnte er, »aber er hat uns gesagt, daß er an der Schulter ein Muttermal hat, und das wird in Ihrer Fahndungsmeldung ja als besonderes Kennzeichen aufgeführt.«
»Wo können wir Grover erreichen?«
»Er wohnt bei Deacon.«
»Und Amanda Powell? Sie sagen, sie war gestern nacht in ihrem Haus. Ist sie dort noch?«
»Wir sind nicht sicher. Wir haben seit ungefähr dreißig Minuten einen Wagen gegenüber von ihrem Haus stehen, aber da hat sich bisher nichts gerührt. Wir haben außerdem die Kollegen in Kent gebeten, das Haus ihrer Mutter in Easeby zu überwachen. Amanda Powell war gestern den ganzen Tag dort und ist erst spätabends nach London zurückgekommen.«
»Wie weit ist Easeby von Dover?«
»Ungefähr dreißig Kilometer.«
»Gut. Wir kommen zu zweit.« Er gab Harrison eine Nummer. »Ich sorge dafür, daß diese Leitung für Sie offen bleibt. Der Verkehr dürfte nicht allzu schlimm sein, Sie können uns, denke ich, zwischen eins und halb zwei erwarten.«
Barry war glänzender Stimmung, als Deacon und Terry zurückkehrten. Sich selbst überlassen und mit einem klaren Ziel vor Augen, hatte er Ordnung ins Chaos gebracht, und jetzt stiegen verführerische Düfte aus dem Backrohr auf. Er strahlte sie an, als sie zur Tür hereinkamen, und Deacon bemerkte erstaunt, wie sehr er sich von dem stets unglücklich wirkenden Menschen, der seine Tage und Nächte in der Redaktion des Street verbrachte, unterschied.
»Du bist ein Genie«, sagte er aufrichtig, als Barry ihm ein Glas gekühlten Weißwein reichte.
»Es ist keine besondere Kunst, Mike. Mir ist eingefallen, daß ich einmal gelesen habe, daß man Truthahn bei sehr hohen Temperaturen braten soll, und das habe ich getan. Dabei kommt es darauf an, dafür zu sorgen, daß das Fleisch den Saft nicht verliert, darum habe ich Speck und Pilze unter die Haut gestopft.«
Er sprach in demselben leicht überheblichen Ton, den er anzuschlagen pflegte, wenn er von seinem fotografischen Talent sprach, und Deacon, der erkannte, daß Barrys Selbstwertgefühl äußerst verletzlich war, hatte Mitleid mit ihm; er blühte nur auf, wenn er beweisen konnte, daß er besser war als andere. Da ihm der überhebliche Barry lieber war als der tränenreiche, sagte er nichts davon, daß Lawrence Jude war und es mit dem Speck Probleme geben könnte.
»Und ich habe Bratkartoffeln für Terry gemacht.«
»Toll«, sagte der Junge bewundernd.
»Und - ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, Mike - ich habe mir erlaubt, meine Mutter anzurufen. Ich dachte mir, sie würde sich vielleicht Sorgen machen.«
»Und hat sie?«
Barrys Genugtuung war unverkennbar. »Ja«, antwortete er. »Sie hat sich sogar große Sorgen gemacht. Es hat mich ein bißchen gewundert. Es scheint sie nie zu kümmern, wenn ich Überstunden mache.«
Deacon hätte ihn gern gewarnt - Sei objektiv… Mutterliebe ist eifersüchtig... Wenn die Einsamkeit für dich Erinnerung wird, wird sie ihr zur Realität... Sie benutzt dich -, aber er vermutete, daß ein großer Teil von Barrys neu gewonnenem Selbstbewußtsein dem Gespräch mit seiner Mutter entstammte, und darum schwieg er.
Terry jedoch, ungebremst von Taktgefühl oder Sensibilität, trat mit beiden Füßen ins Fettnäpfchen. »Mensch, das ist vielleicht ein falsches Luder, was? Erst rührt sie keinen Finger für dich, und wenn dann deine Kumpel dir unter die Arme
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