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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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es?«
    Vorsichtig, um nicht die Übelkeit wachzurütteln, die in seinem Magen lauerte, schüttelte er den Kopf. »Das muß Ihnen alles sehr merkwürdig vorkommen«, murmelte er kleinlaut.
    »Aber woher denn!« entgegnete sie mit beißender Ironie. »Wie kommen Sie denn darauf? Ich habe mich schon richtig daran gewöhnt, alternde Säufer in meinem Haus vorzufinden. Billy hat mit der Garage vorliebgenommen, Sie haben das Wohnzimmer gewählt. Kaum ein Unterschied, außer daß Sie so freundlich waren, mir nicht wegzusterben.« Sie kniff die Augen zusammen, aber er konnte nicht sagen, ob aus Zorn oder Verwunderung. »Ist an mir oder meinem Haus etwas, das zu solchem Verhalten einlädt, Mr. Deacon? Und würden Sie sich jetzt endlich setzen, Herrgott noch mal?« fuhr sie ihn plötzlich gereizt an. »Ich fühl’ mich ausgesprochen unbehaglich, wenn Sie da wie ein Turm vor mir stehen.«
    Er ließ sich auf die Armlehne des Sofas hinunter und versuchte sich zu erinnern, aber die Anstrengung war zuviel, und er verzog die Lippen zu einem gequälten Lächeln. »Ich glaube, mir wird wieder übel.«
    Sie holte ein Handtuch hinter ihrem Rücken hervor und reichte es ihm. »Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es besser ist, man versucht durchzuhalten, aber Sie kennen ja den Weg, falls es nicht klappt.« Sie wartete schweigend einige Sekunden, während er die Übelkeit bekämpfte. »Warum sagten Sie, Sie hätten Ihren Vater verschlungen und daß nun die unsagbare Qual sich erneuern würde? Ich finde, das ist eine sehr ungewöhnliche Bemerkung.«
    Er sah sie verständnislos an, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. »Ich weiß nicht.« Er sah die Gereiztheit in ihrem Gesicht. »Ich weiß es nicht!« rief er mit einer Aufwallung von Zorn. »Ich war durcheinander. Ich wußte nicht, wo ich war. Okay? Ist das in diesem Haus gestattet? Oder muß sich jeder jeden Moment im Griff haben?« Er senkte den Kopf und drückte das Handtuch auf seine Augen. »Tut mir leid«, sagte er nach einer kurzen Pause. »Ich wollte nicht pampig werden. Ehrlich gesagt, ich habe ein kleines Problem. Ich kann mich an gestern abend überhaupt nicht erinnern.«
    »Sie kamen gegen zwölf.«
    »War ich allein?«
    »Ja.«
    »Warum haben Sie mich reingelassen?«
    »Weil Sie Sturm geläutet haben.«
    Guter Gott! Was war ihm da nur eingefallen! »Was hab’ ich gesagt?«
    »Daß ich Sie an Ihre Mutter erinnere.«
    Er legte das Handtuch in seinen Schoß und begann, es sorgfältig zu falten. »Hab’ ich das als Grund für mein Kommen genannt?«
    »Nein.«
    »Was denn?«
    »Sie haben gar keinen Grund genannt.« Er sah sie mit soviel Erleichterung in dem verkaterten schweißfeuchten Gesicht an, daß sie flüchtig lächelte. »Sie haben mich Mrs. Streeter genannt, von meinem Mann und meinem Schwager und meinem Schwiegervater gesprochen und angedeutet, daß dieses Haus samt allem Inventar mit Diebesgeld bezahlt ist.«
    »Hatten Sie Angst vor mir?«
    »Nein«, antwortete sie gelassen, »mir kann schon lange nichts mehr angst machen.«
    Er hätte gern gewußt, wie das kam. Ihm selbst machte allein schon das Leben angst. »Jemand bei der Zeitschrift hat Ihr Gesicht nach einem Foto erkannt, das damals aufgenommen wurde, als Sie nach James’ Verschwinden von der Polizei vernommen wurden«, erklärte er. »Das hat mich neugierig gemacht, und ich habe weiter recherchiert.«
    Das Zucken über ihrer Lippe begann wieder. Aber sie sagte nichts.
    »Das Nächstliegende schien mir, mit John Streeter zu sprechen, darum rief ich ihn an und hörte mir seine Seite der Geschichte an. Er hat - äh - gewisse Vorbehalte Ihnen gegenüber.«
    »Ich würde bei jemandem, der seine Schwägerin als Hure, Mörderin und Diebin bezeichnet, nicht von ›gewissen Vorbehalten‹ sprechen, aber vielleicht haben Sie ja mehr Angst vor einer Klage als er.«
    Deacon drückte das Handtuch wieder an seinen Mund. Er war überhaupt nicht in der Verfassung für so ein Gespräch, dachte er. Er fühlte sich wie irgend etwas Halbtotes auf einem Seziertisch, das nur darauf wartete, daß ihm das Skalpell durch die Gedärme schnitt. »Sie würden einen Haufen Geld bekommen, wenn Sie ihn auf Schadenersatz verklagen würden«, sagte er. »Er hat keinerlei Beweise für seine Anschuldigungen.«
    »Natürlich nicht. Sie sind alle nicht wahr.«
    Er leerte seine Kaffeetasse und stellte sie auf den Tisch. »›Verschlinger deines Vaters, nun erneuert sich die unsagbare Qual‹, ist eine Zeile von William Blake«,

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