Das Echo
würde.
Eine leere Wohnung.
Öde.
JP meinte, an der Geschichte der Prostituierten sei »was dran«, und befahl ihm, mal gründlich im Dreck rumzustochern.
Wenn es auf der Weihnachtsfeier fröhlich zuging, dann in einem anderen Raum. Deacon, der sich vorkam wie auf einer endlosen Leichenwache, machte einen halbherzigen Annäherungsversuch bei Lisa und bekam dafür kräftig eins übergebraten.
»Benimm dich gefälligst«, sagte sie ärgerlich. »Du bist alt genug, um mein Vater sein zu können.«
Mit einem befriedigten Lächeln ging er daran, sich sinnlos zu betrinken.
7
Es war fast Mitternacht. Amanda Powell hätte das Läuten an der Tür nicht beachtet, wenn der oder die Unbekannte draußen die Höflichkeit gehabt hätte, den Finger wieder vom Knopf zu nehmen; doch nach dreißig Sekunden ging sie in den Flur hinaus und spähte durch das Guckloch. Als sie sah, wer vor der Tür stand, warf sie einen nachdenklichen Blick zur Treppe, als erwäge sie das Für und Wider eines Rückzugs nach oben, dann öffnete sie die Tür dreißig Zentimeter. »Was wollen Sie, Mr. Deacon?«
Er nahm die Hand von der Klingel, stemmte sich gegen die Tür und stieß diese weit auf, ehe er an ihr vorbeitorkelte und sich in einen zierlichen Korbsessel im Vorsaal fallen ließ. Mit einem Arm winkte er zur Straße hinaus. »Ich bin zufällig vorbeigekommen.« Er bemühte sich, so zu tun, als wäre er nüchtern. »Da fand ich’s nur höflich, mal kurz guten Abend zu sagen. Ich hab’ mir gedacht, Sie sind vielleicht einsam, wo Mr. Streeter doch nicht da ist.«
Sie sah ihn einen Moment schweigend an, dann schloß sie die Tür. »Das ist eine sehr wertvolle Antiquität, auf der Sie da sitzen«, bemerkte sie ruhig. »Ich denke, es wäre besser, Sie kommen ins Wohnzimmer. Da sind die Sessel etwas stabiler. Ich rufe Ihnen ein Taxi.«
Er sah sie an und verdrehte auf lächerliche Art die Augen. »Sie sind eine schöne Frau, Mrs. Streeter. Hat James Ihnen das mal gesagt?«
»Immer wieder. Da konnte er es sich sparen, sich etwas Originelleres einfallen zu lassen.« Sie schob eine Hand unter seinen Ellbogen und versuchte, ihn hochzuhieven.
»Das war wirklich schlimm, was er getan hat«, sagte Deacon, bei dem ihr Sarkasmus gar nicht ankam. »Sie fragen sich wahrscheinlich, womit Sie so einen Mann verdient haben.« Whiskyböen wehten ihr ins Gesicht.
»Ja«, antwortete sie, ihren Kopf abwendend. »Ja, das frage ich mich wirklich.«
Tränen stiegen ihm in die Augen. »Er hat Sie nicht sehr geliebt, hm?« Er schob seine Hand über die ihre, die auf seinem Arm lag, und streichelte sie ungeschickt. »Arme Amanda. Ich weiß, wie das ist. Man ist sehr einsam, wenn keiner einen liebt.«
Mit einer heftigen Bewegung krümmte sie die Finger ihrer anderen Hand und bohrte ihm die scharfen Nägel in die Haut unter dem Kinn. »Werden Sie wohl aufstehen, bevor Sie mir meinen Sessel ruinieren, Mr. Deacon? Oder muß ich handgreiflich werden?«
»Es ist doch nur Geld.«
»Schwer verdientes Geld.«
»Das sehen John und Kenneth anders.« Er grinste sie an. »Die sagen, daß das Geld gestohlen sei, und daß Sie und Nigel den armen James umgebracht haben, um es zu kriegen.«
Sie drückte ihm immer noch die Nägel unter das Kinn und zwang ihn, sie anzusehen. »Und was meinen Sie, Mr. Deacon?«
» Ich meine, Sie hätten nie geglaubt, Billy könnte James sein, wenn James schon tot gewesen wäre.«
Ihr Gesicht wurde plötzlich still. »Sie sind ein gescheiter Mann.«
»Ich hab’s mir genau überlegt. Es gibt fünf Millionen Frauen in London, aber Billy hat Sie gewählt.« Er wedelte einen Finger vor ihrem Gesicht hin und her. »Warum soll er das getan haben, Amanda, wenn er Sie nicht kannte? Das würd’ ich gern wissen.«
Ohne Warnung verstärkte sie wieder den Druck ihrer Fingernägel, und er versuchte mit wenig Erfolg, ihr in die frostigen blauen Augen zu sehen.
»Sie haben soviel Ähnlichkeit mit meiner Mutter. Sie ist auch eine schöne Frau.« Vom schmerzhaften Druck ihrer Nägel gezwungen, richtete er sich schwankend auf. »Aber wenn sie wütend ist, nicht. Wenn sie wütend ist, ist sie schrecklich.«
»Ich auch.« Amanda zog ihn durch die Tür ins Wohnzimmer und stieß ihn auf das Sofa hinunter. »Wie sind Sie hergekommen?«
»Zu Fuß.« Er rollte sich auf dem Sofa zusammen und legte den Kopf auf die Armlehne.
»Warum sind Sie nicht nach Hause gegangen?«
»Ich wollte herkommen.«
»Na schön, aber Sie können nicht bleiben. Ich rufe ein
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