Das Echo
Privatinternat.«
Deacon nahm das mit einer gewissen Skepsis auf. So wie er Hugh und Emma kannte, hatten sie mit schöner Regelmäßigkeit kleine Andeutungen fallenlassen, bis Penelope schließlich mit dem Geld herausgerückt war. »Und, läuft es gut?«
»Ja. Antonia macht gerade ihren Abschluß und Jess die Zwischenprüfung.« Er strich sich mit der Hand nervös über seine Glatze. »Der Fonds wurde zur Bezahlung von zwölf Jahren Ausbildung eingerichtet - fünf Jahre für Antonia, weil sie schon zwei Jahre weiter war, und sieben für Jess -, und inzwischen sind es schon fast zwölf Jahre. Es geht hier um eine Menge Geld, Michael. Du hast wahrscheinlich keine Ahnung, wie teuer Privatschulen sind.«
»Ich glaube, ich kann’s mir denken. Mindestens hundertfünfzigtausend bis jetzt?« Er zog amüsiert die Augenbraue hoch. »Du hast offensichtlich meine Untersuchung über Ausbildungsmöglichkeiten nicht gelesen. Ich habe das ganze Thema gründlich recherchiert, mitsamt den Kosten natürlich. Und war das Geld wenigstens gut angelegt?«
Hugh, der auf diese Weise genötigt war, den Wert seiner Töchter zu ermessen, zuckte unglücklich die Achseln. »Sie sind sehr gescheit«, sagte er, aber Deacon hatte den Eindruck, er hätte gern gesagt, sie seien sehr nett. »Wir müssen das klären, Michael. Es ist ein Alptraum. So wie ich es sehe, ist die Situation folgendermaßen: Deine Mutter hat absichtlich das Testament deines Vaters zerrissen und ihre Kinder um ihr Erbe gebracht. Dafür würde sie bestraft werden, wenn es an die Öffentlichkeit käme. Sie hat den Nachlaß deines Vaters verändert, indem sie das Haus in Cornwall verkauft und einen Fonds für die Mädchen eingerichtet hat. Andererseits, wenn du geerbt hättest, was Francis dir zugedacht hatte, dann hätte sich wahrscheinlich Julia die Hälfte davon bei der Scheidung unter den Nagel gerissen, und den Rest hätte Clara bei ihrer Scheidung kassiert. Dir wäre gerade mal ein Viertel von dem geblieben, was du geerbt hattest. Wer weiß, vielleicht können die beiden das Geld sogar jetzt noch beanspruchen.« Er hob ratlos und verzweifelt die Hände. »Wie soll es jetzt also weitergehen? Was tun wir?«
»Du hast gar nichts von deiner Wut darüber gesagt, daß du für Mutters Privatpflege bluten mußt«, murmelte Deacon. »Spielt das bei dieser komplizierten Rechnung nicht auch eine Rolle?«
»Doch«, bekannte Hugh aufrichtig. »Wir haben das Ausbildungsgeld in gutem Glauben angenommen, wir hielten es für ein Geschenk, aber als Gegenleistung scheint erwartet zu werden, daß Emma und ich auf unbegrenzte Zeit eine Pflegerin bezahlen, was wir uns gar nicht leisten können. Deine Mutter behauptet, sie sei dem Tod nahe, mit anderen Worten, daß wir nicht mehr lange herhalten müssen, aber ihre Ärzte sagen, sie habe noch gut zehn Jahre vor sich.« Er quetschte seinen Nasenrücken zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ich habe ihr zu erklären versucht, daß wir es nicht nötig gehabt hätten, ihr Geld für die Ausbildung der Mädchen anzunehmen, wenn wir es uns leisten könnten, für eine private Pflege aufzukommen, aber sie hört überhaupt nicht hin. Sie weigert sich strikt, ihr Haus zu verkaufen und zu uns ins Haus zu ziehen. Sie sorgt lediglich dafür, daß die wöchentliche Rechnung prompt an uns geschickt wird.« Seine Stimme wurde hart. »Und es macht mich wahnsinning. Wenn ich hoffen könnte, nicht erwischt zu werden, hätte ich ihr schon vor Monaten ein Kissen aufs Gesicht gedrückt und uns allen einen Gefallen getan.«
Deacon musterte ihn aufmerksam. »Und was glaubst du zu erreichen, wenn ich mit ihr rede? Wenn sie nicht auf euch hört, dann schon gar nicht auf mich.«
Hugh seufzte. »Der einzige Weg aus dieser verfahrenen Situation wäre, daß sie ihr Haus verkauft, das Kapital anlegt und in ein Pflegeheim geht. Aber Emma meint, sie wird eher auf den Vorschlag eingehen, wenn er von dir kommt.«
»Besonders wenn ich mit dem Testament meines Vaters ein wenig Druck mache?«
Hugh nickte.
»Hm, das könnte klappen.« Deacon griff nach seinem Mantel und stand auf. »Vorausgesetzt, ich wäre auch nur im geringsten daran interessiert, dir und Emma aus dem Schlamassel zu helfen. Aber ich habe echte Schwierigkeiten zu verstehen, wieso ihr euch einbildet, ein Anrecht auf einen so großen Teil des Vermögens meines Vaters zu haben. Ich mach’ euch einen anderen Vorschlag: Verkauft ihr euer Haus und zahlt Mutter zurück, was ihr ihr schuldet.« Sein Lächeln war nicht
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