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Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Titel: Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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Patienten wie Lukas nicht abwenden? Tatsächlich ist ein Ausweg möglich: Es gibt nämlich auch ohne Stressantwort des Körpers Symptome, die im Gehirn entstehen, wenn sich eine Unterzuckerung anbahnt – die Symptome der Energieeinsparung. Diese Signale sind aber nicht einfach zu erkennen, und es braucht einige Übung, damit der Betroffene diese Warnbotschaften richtig wahrnehmen und deuten lernt. Bereits in den 1980er Jahren hat der Diabetesforscher Daniel Cox aus Charlottesville, USA , ein spezielles Wahrnehmungstraining für Menschen mit Diabetes entwickelt. Nachdem wir das Manual dieses verhaltensmedizinischen Programms ins Deutsche übertragen haben, bildeten die Lübecker Psychologin Gabriele Fehm-Wolfsdorf und ich über zwölf Jahre ca. 500 Internisten, Psychologen und Diabetesberater zu Trainern aus, die das Wahrnehmungstraining heute auch in Deutschland auf breiter Ebene anwenden. Dabei geht es darum, frühzeitig zu erkennen, wann das Gehirn neuroglukopenisch reagiert und die ersten Einsparungen vornimmt. Dann treten Symptome wie Müdigkeit, verschwommenes Sehen oder Gangunsicherheit auf. Der Haken dabei ist, dass das zeitliche Fenster für eine Reaktion sehr klein ist. Vom Auftreten der Signale bis zum Koma hat der Patient oft weniger als fünf Minuten Zeit, sich einen rettenden Zuckerschub zu verschaffen. Da in diesem Stadium bereits die Wahrnehmung, die Reaktions- und Urteilsfähigkeit des Gehirns eingeschränkt sind, kann das schnelle Auffinden eines zuckerhaltigen Lebensmittels zu einer heiklen Sache werden.
    Aber alles in allem zeigt das verhaltensmedizinische Training nach Cox Wirkung. Und zwar nicht nur, was die Prävention des Unterzuckerkomas angeht. Es gibt noch einen sehr spannenden und vielversprechenden Nebeneffekt. Patienten, die das Training absolvierten, erlernten nicht nur das frühzeitige Erkennen neuroglukopenischer Symptome, sondern stärkten auch ihren Brain-Pull: Es gelang ihnen quasi nebenbei, das erlahmte Stresssystem (also den inkompetenten Brain-Pull) wieder zu reaktivieren. Um diesem Phänomen der Reaktivierung genauer auf die Spur zu kommen, nahmen Daniel Cox und seine Mitarbeiter einen Test an freiwilligen Probanden vor, die eine gestörte Wahrnehmung ihrer Unterzuckerungsanzeichen hatten. Dabei führten sie zwei Unterzuckerungen künstlich herbei – eine vor und eine nach der Absolvierung des Blutglukose-Wahrnehmungstrainings. Des Ergebnis war eindeutig: Die für diese Erkrankten typischen abgeschwächten Stressreaktionen mit den fehlenden Anstiegen von Adrenalin und Kortisol hatten sich nach dem Training wieder erholt und sogar fast wieder normalisiert. Offensichtlich gelang es den Probanden mit Hilfe des Trainings, ihre Unterzuckerungen besser zu erkennen und zu vermeiden. Dadurch konnten sie die Aufeinanderfolge der wiederkehrenden Kurzzeitüberlastungen des Brain-Pulls unterbrechen. Mit der Folge, dass der Brain-Pull sich wieder regenerieren konnte.
    Es ist schon bemerkenswert, dass ein verhaltensmedizinisches Programm einen solch starken Effekt auf die physiologisch-hormonellen Reaktionen im Organismus ausüben kann. Die gute Botschaft also lautet: Der Brain-Pull ist trainierbar! Und das gilt nicht nur bei Typ-1-Diabetes, einer Erkrankung, die auf die Gesamtbevölkerung bezogen relativ selten ist: Etwa 200 000 Fälle gibt es in Deutschland. Aber Schwächungen des Brain-Pulls sind wesentlich verbreiteter und betreffen bei weitem nicht nur die Menschen, die an Typ-1-Diabetes erkrankt sind. Sondern jeden, der übergewichtig ist.

Energie-Inkompetenz – Essen als Notlösung

    Viele von uns erwischt es jenseits der vierzig, manche auch schon früher, andere nie: das Dickerwerden. In jüngeren Jahren zählte man immer zu den Schlanksten, hatte als Jugendlicher vielleicht sogar Untergewicht. Doch das ist lange her; der Bauch wächst, und auch an anderen Körperregionen zeigt sich zusätzliches Gewicht. Was bewirkt, dass viele Menschen ab einem bestimmten Alter Gewicht zulegen? Andersherum gefragt: Was hält andere Menschen trotz des heutigen Nahrungsüberangebots schlank? Die Antwort lautet: der Brain-Pull! Und die Übergewichtigen? Bei ihnen schafft es der Brain-Pull nicht. Das ist der entscheidende Unterschied – und nicht etwa die uneingeschränkte Verfügbarkeit von Lebensmitteln.
    Menschen mit Übergewicht haben eine Brain-Pull-Inkompetenz entwickelt. Die Fähigkeit ihres Gehirns, Energie aus dem Körper zu ziehen, lässt nach. Das kann die vielfältigsten Ursachen

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