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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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Landtieren stärker verbreitet als die väterliche Pflege.
    Aber für Fische und andere im Wasser lebende Tiere sehen die Dinge ganz anders aus. Wenn das Männchen sein Sperma nicht physisch in den Körper des Weibchens hineinbringt, besteht für dieses keinerlei Notwendigkeit, „den Kopf hinzuhalten“. Jeder der beiden Partner könnte sich schnell davonmachen und den anderen mit den gerade erst befruchteten Eiern zurücklassen. Es gibt aber sogar einen möglichen Grund, warum häufig das Männchen eher in Gefahr ist, im Stich gelassen zu werden. Wahrscheinlich wird ein evolutionärer Krieg darum entbrennen, wer seine Geschlechtszellen zuerst abgibt. Der Gatte, der dies tut, hat den Vorteil, daß er oder sie dann den anderen mit den gerade erst entstandenen Embryos zurücklassen kann. Andererseits geht der Partner, der zuerst ablaicht, das Risiko ein, daß der angehende Gatte es anschließend versäumt, seinem Beispiel zu folgen. Nun ist das Männchen in diesem Punkt im Nachteil, und sei es auch nur deshalb, weil Spermien leichter sind und sich leichter verteilen als Eier. Wenn ein Weibchen zu früh ablaicht, das heißt bevor das Männchen bereit ist, so spielt das keine große Rolle, weil die Eier, da sie relativ groß und schwer sind, wahrscheinlich einige Zeit lang als eine zusammenhängende Masse zurückbleiben werden. Daher kann ein Fischweibchen es sich leisten, das „Risiko“ des frühen Ablaichens auf sich zu nehmen. Das Männchen wagt dieses Risiko nicht einzugehen, denn wenn es seinen Samen zu früh abgibt, wird dieser sich überallhin zerstreut haben, bevor das Weibchen soweit ist, und das Weibchen wird seinen Laich dann nicht mehr ablegen, weil es nicht mehr der Mühe wert ist. Wegen dieses Problems muß das Männchen das Ablaichen des Weibchens abwarten und dann seinen Samen über die Eier ausschütten. Doch die Fischmutter gewinnt ein paar kostbare Sekunden, in denen sie verschwinden kann, wobei sie das Männchen mit den Embryos zurückläßt und ihm die beiden Alternativen des Triversschen Dilemmas aufzwingt. So liefert diese Theorie eine gute Erklärung dafür, warum die väterliche Pflege im Wasser verbreitet, an Land aber selten ist. Verlassen wir nun die Fische und wenden uns der anderen weiblichen Hauptstrategie zu, der des „Supermannes“. Bei Arten, die sich diese Politik zu eigen gemacht haben, finden die Weibchen sich praktisch damit ab, daß sie keinerlei Hilfe vom Vater ihrer Kinder erhalten, und bemühen sich statt dessen uneingeschränkt um gute Gene. Wieder einmal benutzen sie die Waffe, die Paarung zu versagen. Sie weigern sich, mit jedem beliebigen Männchen zu kopulieren, und üben äußerste Sorgfalt bei der Auswahl des Männchens, dem sie schließlich erlauben, sie zu begatten.
    Zweifellos verfügen einige Männchen über eine größere Zahl guter Gene als andere, das heißt sie besitzen Gene, die den Überlebenschancen von Söhnen wie Töchtern zugute kommen würden. Wenn ein Weibchen anhand äußerlich sichtbarer Anhaltspunkte auf irgendeine Weise gute Gene bei Männchen entdecken kann, so kann es seinen eigenen Genen einen Vorteil verschaffen, indem es sie mit guten väterlichen Genen vereint.
    Denken wir an unseren Vergleich mit den Rudermannschaften: Ein Weibchen kann die Wahrscheinlichkeit minimieren, daß seine Gene durch schlechte Gesellschaft beeinträchtigt werden. Es kann versuchen, mit aller Sorgfalt gute Mannschaftskameraden für sie auszuwählen.
    Wahrscheinlich wird die Mehrzahl der Weibchen sich darüber einig sein, welches die besten Männchen sind, da die Information, nach der sie sich richten können, für alle gleich ist. Daher werden diese wenigen glücklichen Männchen für den Großteil der Kopulationen verantwortlich sein. Dazu sind sie ohne weiteres in der Lage, da sie jedem Weibchen nicht mehr als einige ohne Anstrengung erhältliche Spermien zu geben brauchen. Etwas Derartiges hat sich vermutlich bei den See-Elefanten und Paradiesvögeln abgespielt. Die Weibchen gestatten lediglich ein paar Männchen, ungestraft mit der von allen männlichen Individuen angestrebten, idealen egoistischen Ausbeutungsstrategie davonzukommen – aber sie stellen sicher, daß nur die besten Männchen diesen Luxus genießen.
    Wonach hält nun ein Weibchen Ausschau, das gute Gene herauszufinden sucht, um sie mit seinen eigenen Genen zu vereinen? Auf jeden Fall will es einen Beweis der Überlebensfähigkeit. Es liegt auf der Hand, daß jeder potentielle Geschlechtspartner,

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