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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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Möglichkeit vor, die der Leser hatte: Er hätte die Karte Zusammenarbeiten   spielen können (sehen wir uns die linke Seite der Abbildung an). Erneut wäre es für mich am besten gewesen, Zusammenarbeit verweigern   zu spielen.
    Hätte ich zusammengearbeitet, so hätten wir beide die recht hohe Belohnung von 300 Dollar erhalten, hätte ich mich aber geweigert, so hätte ich sogar noch mehr bekommen, nämlich 500 Dollar. Die Schlußfolgerung ist: Gleichgültig, welche Karte der Leser ausspielt, meine beste Strategie ist „Immer Zusammenarbeit verweigern“.
    So habe ich mich nun mit unangreifbarer Logik zu dem Ergebnis durchgearbeitet, daß ich, gleichgültig, was der Gegenspieler tut, immer die Zusammenarbeit verweigern muß. Und der Leser wird, mit nicht weniger unfehlbarer Logik, zu ganz genau dem gleichen Schluß kommen. Wenn also zwei vernünftige Spieler aufeinandertreffen, werden sie beide verweigern, und beide werden dafür entweder eine Strafe oder eine geringe Auszahlung erhalten. Doch jeder von ihnen weiß ganz genau, daß beide, hätten sie nur die Karte Zusammenarbeiten   ausgespielt, den relativ hohen Preis (in unserem Beispiel 300 Dollar) für gegenseitige Zusammenarbeit erhalten hätten.
    Genau aus diesem Grund wird das Spiel als Dilemma bezeichnet, deshalb scheint es so entnervend paradox, und deshalb wurde sogar vorgeschlagen, es gesetzlich zu verbieten.
    „Gefangener“ kommt von einem bestimmten imaginären Beispiel. In diesem Fall geht es nicht um Geldbeträge, sondern um Gefängnisstrafen. Zwei Männer – nennen wir sie Peterson und Moriarty – sitzen unter dem Verdacht im Gefängnis, gemeinsam ein Verbrechen begangen zu haben. In getrennten Zellen untergebracht, wird jeder der beiden Gefangenen aufgefordert, seinen Kollegen zu verraten (Zusammenarbeit verweigern)   und als Kronzeuge gegen ihn aufzutreten. Was dabei herauskommt, hängt davon ab, was beide Gefangene tun, und keiner von beiden weiß, was der andere getan hat.
    Wenn Peterson Moriarty die alleinige Schuld zuschiebt und Moriarty die Geschichte plausibel erscheinen läßt, indem er schweigt (wenn er also mit seinem früheren und, wie sich zeigt, verräterischen Freund zusammenarbeitet), erhält Moriarty eine lange Gefängnisstrafe, wohingegen Peterson ungestraft davonkommt, weil er dem „Anreiz“, die Zusammenarbeit zu verweigern, erlegen ist. Wenn jeder den anderen verrät, werden beide wegen des Verbrechens verurteilt, erhalten jedoch einen gewissen Bonus dafür, daß sie ausgesagt haben, und bekommen eine etwas geringere, wenn auch immer noch erhebliche Strafe, die „Bestrafung für beiderseitiges Verweigern“ der Zusammenarbeit. Wenn beide zusammenarbeiten (miteinander, nicht mit der Justiz) und sich weigern auszusagen, gibt es nicht genügend Beweismaterial, um einen von ihnen des Hauptverbrechens zu überführen, und beide erhalten eine milde Strafe für ein geringeres Verbrechen, die „Belohnung für beiderseitige Zusammenarbeit“. Zwar mag es sonderbar erscheinen, eine Gefängnisstrafe als „Belohnung“ zu bezeichnen, doch würden die beiden Männer es gewiß so nennen, wenn die Alternative eine längere Verbannung hinter Gitter wäre. Obwohl die „Auszahlungen“ nicht in Dollar, sondern in Gefängnisstrafen erfolgen, bleiben die wesentlichen Merkmale des Spiels offensichtlich erhalten (man betrachte die Rangordnung der Erwünschtheit der vier Ergebnisse). Wenn wir uns vorstellen, wir wären an Stelle der beiden Gefangenen, und davon ausgehen, daß beide von vernünftigem Eigeninteresse getrieben und sich dessen bewußt sind, daß sie nicht miteinander reden und eine Absprache treffen können, so kommen wir zu dem Schluß, daß keiner von beiden eine andere Wahl hat, als den anderen zu verraten, und daß beide sich und dem anderen dadurch eine schwere Strafe einhandeln.
    Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma? Beide Spieler wissen, daß, was auch immer ihr Gegenspieler tut, für sie selbst Zusammenarbeit verweigern   die beste Entscheidung ist; aber beide wissen ebenfalls, daß jeder   von ihnen besser abschneiden könnte, wenn sie nur beide   zusammenarbeiten würden.
    Wenn nur ... wenn nur ... wenn es nur einen Weg gäbe, zu einer Absprache zu kommen, wenn es nur irgendeine Möglichkeit gäbe, sich zu vergewissern, daß man dem anderen trauen kann und dieser nicht den egoistischen Jackpot wählt; wenn es nur irgendeinen Weg gäbe, die Absprache zu überwachen.
    In dem einfachen Gefangenendilemma-Spiel

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