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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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wie beispielsweise das Matterhorn, das lange genug besteht, so daß es sich lohnt, ihm einen Namen zu geben. Oder es kann eine Klasse   von Gebilden sein, beispielsweise Regentropfen, die in ausreichend großer Menge entstehen, um einen Sammelnamen zu verdienen, selbst wenn jeder einzelne Regentropfen nur kurze Zeit existiert. Alle Dinge, die wir um uns herum sehen und die unserer Meinung nach eine Erklärung verlangen – Felsen, Galaxien, Meereswellen –, sind mehr oder weniger stabile Anordnungen von Atomen. Seifenblasen sind gewöhnlich rund, weil dies eine stabile Gestalt für dünne gasgefüllte Filme ist. In einem Raumschiff ist Wasser ebenfalls in kugelförmiger Gestalt stabil, doch auf der Erde, unter dem Einfluß der Schwerkraft, ist die stabile Oberfläche für stehendes Wasser flach und horizontal. Salzkristalle zeigen eine Tendenz zu würfelförmiger Gestalt, denn dies ist eine Form, in der Natrium- und Chloridionen stabil zusammengepackt sein können. Im Innern der Sonne verschmelzen die einfachsten aller Atome, die Wasserstoffatome, miteinander und bilden Helium, weil unter den dort herrschenden Bedingungen die Heliumstruktur stabiler ist. Andere, sogar noch komplexere Atome werden in Sternen überall im Universum gebildet, und sie entstanden beim „Urknall“, der nach der vorherrschenden Theorie den Anfang des Universums bildete. Auch die Elemente unserer Erde haben darin letztlich ihren Ursprung.
    Wenn Atome zusammentreffen, verbinden sie sich gelegentlich in einer chemischen Reaktion miteinander und bilden Moleküle, die mehr oder weniger stabil sein können. Solche Moleküle können sehr groß sein. Ein Kristall wie beispielsweise ein Diamant kann als ein einziges Molekül betrachtet werden, ein sprichwörtlich stabiles in diesem Fall, aber auch ein sehr einfaches, da sich seine innere Atomstruktur endlos wiederholt. In den heute lebenden Organismen gibt es andere große Moleküle, die äußerst komplex sind und deren Komplexität sich auf verschiedenen Ebenen zeigt. Das Hämoglobin unseres Blutes ist ein typisches Proteinmolekül. Es ist aus aneinandergereihten kleineren Molekülen, den Aminosäuren, aufgebaut, von denen jede circa zwei Dutzend in einem bestimmten Muster angeordnete Atome enthält. Das Hämoglobinmolekül besteht aus 574 Aminosäuremolekülen. Diese sind in vier Ketten angeordnet, welche sich umeinander schlingen und eine kugelförmige dreidimensionale Struktur von verwirrender Komplexität bilden. Das Modell eines Hämoglobinmoleküls sieht etwa wie ein dichter Dornbusch aus. Aber im Gegensatz zu einem wirklichen Dornbusch ist es nicht ein zufälliges, ungefähres Muster, sondern eine bestimmte, unwandelbare Struktur, die sich in identischer Gestalt mehr als sechstausend Trillionen Mal in einem menschlichen Körper wiederholt, wobei sich kein einziges Ästchen und keine einzige Biegung am falschen Platz befindet. Die exakte Dornbuschgestalt eines Eiweißmoleküls wie des Hämoglobins ist stabil in dem Sinne, daß zwei aus denselben Aminosäuresequenzen bestehende Ketten dazu tendieren werden, wie zwei Sprungfedern in genau derselben dreidimensionalen Spiralstruktur zur Ruhe zu kommen. Hämoglobin-Dornbüsche springen in unserem Körper mit einer Geschwindigkeit von 400 Billionen pro Sekunde in ihre „bevorzugte“ Gestalt, und andere werden mit der gleichen Geschwindigkeit zerstört.
    Das Hämoglobin ist ein modernes Molekül, von mir benutzt zur Erläuterung des Prinzips, daß Atome dazu tendieren, stabile Strukturen zu bilden. Der entscheidende Punkt dabei ist, daß bereits vor der Entstehung des Lebens auf der Erde eine gewisse rudimentäre Evolution von Molekülen durch gewöhnliche physikalische und chemische Prozesse stattgefunden haben könnte. Es besteht keinerlei Notwendigkeit, sich dabei einen Plan, eine Absicht oder ein Gerichtetsein vorzustellen. Wenn eine Gruppe von Atomen unter Einwirkung von Energie eine stabile Struktur ausbildet, bleibt diese gewöhnlich stabil. Die früheste Form der natürlichen Auslese war einfach eine Selektion stabiler und ein Verwerfen instabiler Formen.
    Daran ist nichts Geheimnisvolles. Es mußte per definitionem geschehen.
    Daraus folgt natürlich nicht, daß man die Existenz so komplexer Gebilde, wie der Mensch eines ist, allein mit diesen Prinzipien erklären kann. Der Versuch, die richtige Zahl von Atomen unter Zugabe von etwas Energie durcheinanderzuschütteln, bis sie zufällig die richtige Struktur einnehmen und Adam dabei

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