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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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herauskommt, hätte wenig Sinn. Man kann auf diese Weise vielleicht ein Molekül herstellen, das aus ein paar Dutzend Atomen besteht, aber ein Mensch besteht aus über tausend Quadrillionen Atomen. Wollten wir versuchen, einen Menschen zu machen, so müßten wir unseren biochemischen Cocktailbecher so lange schütteln, daß uns das gesamte Alter des Universums demgegenüber nur wie ein Augenblick erschiene, und selbst dann würde es uns nicht gelingen. An diesem Punkt kommt uns Darwins Theorie in ihrer allgemeinsten Form zu Hilfe. Sie führt dort weiter, wo die Geschichte der langsamen Konstruktion der Moleküle endet. Die Darstellung, die ich vom Ursprung des Lebens geben werde, ist zwangsläufig spekulativ; definitionsgemäß war niemand in der Nähe, der hätte sehen können, was geschah. Es gibt eine Reihe rivalisierender Theorien, doch haben sie alle bestimmte Züge gemein. Meine vereinfachte Darstellung ist wahrscheinlich nicht allzuweit von der Wahrheit entfernt.
    Wir wissen nicht, welche chemischen Rohstoffe vor der Entstehung des Lebens auf der Erde vorherrschten, zu den plausiblen Möglichkeiten gehören jedoch Wasser, Kohlendioxid, Methan und Ammoniak: alles einfache Verbindungen, von denen man weiß, daß sie auf zumindest einigen der übrigen Planeten in unserem Sonnensystem vorhanden sind. Die Chemiker haben versucht, die chemischen Bedingungen der jungen Erde zu imitieren. Sie haben diese einfachen Substanzen in ein Reaktionsgefäß gegeben und eine Energiequelle, beispielsweise ultraviolettes Licht oder elektrische Funken, zugefügt – die Simulation eines Urgewitters. Nach ein paar Wochen findet man in dem Gefäß gewöhnlich etwas Interessantes: eine dünne braune Suppe, die eine Vielzahl von Molekülen enthält, welche komplexer sind als die ursprünglich hineingegebenen. Insbesondere hat man Aminosäuren gefunden – die Bausteine der Proteine, eine der zwei großen Klassen biologischer Moleküle.
    Vor Durchführung dieser Experimente hätte man natürlich vorkommende Aminosäuren als Zeichen für die Existenz von Leben angesehen. Wären sie beispielsweise auf dem Mars entdeckt worden, so hätte man es für so gut wie sicher gehalten, daß auf diesem Planeten Leben existiert. Heute jedoch braucht ihre Existenz lediglich das Vorhandensein ein paar einfacher Gase in der Atmosphäre sowie einiger Vulkane, etwas Sonnenlichtes oder gewitterreichen Wetters zu bedeuten. In jüngerer Zeit bildeten sich in Laborversuchen, in denen die chemischen Bedingungen auf der Erde vor der Entstehung des Lebens simuliert wurden, organische Substanzen, die man als Purine und Pyrimidine bezeichnet. Diese sind Bausteine des genetischen Moleküls, der Desoxyribonucleinsäure (DNA) selbst.
    Analog verlaufende Prozesse müssen zur Entstehung der sogenannten Ursuppe geführt haben, aus der, wie Biologen und Chemiker glauben, vor ungefähr drei bis vier Milliarden Jahren die Meere bestanden. Die organischen Substanzen konzentrierten sich an einigen Stellen, vielleicht in dem trocknenden Schaum an den Ufern oder in winzigen, fein verteilten Tröpfchen. Unter dem weiteren Einfluß von Energie, beispielsweise ultraviolettem Sonnenlicht, verbanden sie sich zu größeren Molekülen. Heutzutage würden große organische Moleküle nicht lange genug bestehen, um bemerkt zu werden: Sie würden schnell von Bakterien oder anderen Lebewesen absorbiert oder aufgespalten werden. Doch die Bakterien und wir anderen Lebewesen kamen erst sehr viel später; zu jener Zeit konnten große organische Moleküle ungestört durch die immer dicker werdende Brühe dahintreiben.
    Irgendwann bildete sich zufällig ein besonders bemerkenswertes Molekül. Wir nennen es Replikator. Es war vielleicht nicht unbedingt das größte oder komplizierteste Molekül ringsumher, aber es besaß die außergewöhnliche Eigenschaft, Kopien seiner selbst herstellen zu können. Es mag uns sehr unwahrscheinlich vorkommen, daß sich ein derartiger Zufall ereignet haben soll. Und das war es auch. Es war sogar mehr als unwahrscheinlich. Während eines Menschenalters können Dinge, die derart unwahrscheinlich sind, als praktisch unmöglich angesehen werden. Deshalb gelingt uns nie ein Haupttreffer im Fußballtoto. Aber bei unseren menschlichen Begriffen davon, was wahrscheinlich ist und was nicht, sind wir nicht gewohnt, mit Hunderten von Jahrmillionen zu rechnen.
    Würden wir hundert Millionen Jahre lang jede Woche unseren Lottozettel ausfüllen, so würden wir sehr

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