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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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Eltern ist es alles andere als gleichgültig, was es tut.
    Vom Standpunkt seiner alten Mutter aus gesehen, geht es um die Entscheidung zwischen Enkeln und Kindern. Neue Kinder sind, genetisch gesehen, doppelt so wertvoll wie neue Enkel.
    Wenn wir im Zusammenhang mit der Frage, ob die Nachkommen das Nest verlassen oder bleiben und im Nest mithelfen, von einem Konflikt zwischen Eltern und Nachkommen sprechen, handelt es sich nach Charnovs Ansicht um einen Konflikt, den die Eltern leicht für sich entscheiden können, und zwar aus dem sehr guten Grund, daß nur sie ihn überhaupt als Konflikt sehen!
    Es ist ein bißchen wie ein Wettlauf zwischen zwei Athleten, bei dem man dem einen 1000 Mark für den Fall seines Sieges versprochen hat, seinem Gegner hingegen die gleiche Summe unabhängig davon, ob er gewinnt oder verliert. In einem solchen Fall würde man erwarten, daß der erste Läufer sich mehr anstrengt und daß er, wenn die zwei sonst gleich gut sind, wahrscheinlich gewinnen wird. Tatsächlich ist Charnovs Argument stärker, als dieser Vergleich erkennen läßt, weil die Kosten des Schnellaufens nicht so hoch sind, daß sie viele Leute abschrecken, ob sie nun eine finanzielle Belohnung dafür erhalten oder nicht. Solche olympischen Ideale sind ein zu großer Luxus für die darwinistischen Spiele: Anstrengung in eine Richtung wird immer in Form von verlorener Anstrengung in eine andere Richtung bezahlt. Es ist so, als ob die Wahrscheinlichkeit, zukünftige Rennen zu gewinnen, infolge von Erschöpfung um so weiter abnimmt, je mehr Anstrengung man in irgendein beliebiges Wettrennen steckt.
    Die Bedingungen werden von Art zu Art verschieden sein, so daß wir nicht immer die Resultate darwinistischer Spiele vorhersagen können. Wenn wir aber nur die Nähe der genetischen Verwandtschaft in Betracht ziehen und ein monogames Begattungssystem zugrunde legen (bei dem die Tochter sicher sein kann, daß ihre Geschwister Vollgeschwister sind), können wir erwarten, daß eine alte Mutter ihre junge erwachsene Tochter mit Erfolg dazu bringen kann, zu bleiben und mitzuhelfen. Die Mutter hat alles zu gewinnen, während die Tochter keinen Anreiz haben wird, den Überzeugungskünsten ihrer Mutter zu widerstehen, weil sie genetisch den möglichen Alternativen gegenüber indifferent ist.
    Wieder einmal ist es wichtig zu betonen, daß dies ein „Unter sonst gleichen Voraussetzungen“-Argument ist. Obwohl die übrigen Voraussetzungen gewöhnlich nicht gleich sein werden, könnte Charnovs Beweisführung für Alexander oder jemand anderen nützlich sein, der eine Theorie der elterlichen Manipulation vertritt. Auf jeden Fall sind Alexanders praktische Argumente zugunsten eines zu erwartenden elterlichen Sieges – Eltern sind größer, stärker und so weiter – stichhaltig.

9. Der Krieg der Geschlechter
    1 Wie so oft verbirgt auch dieser Eingangssatz ein implizites „unter sonst gleichen Voraussetzungen“. Selbstverständlich haben Partner eine ganze Menge zu gewinnen, wenn sie zusammenarbeiten. Dies wird das ganze Kapitel hindurch immer wieder deutlich. Denn schließlich ist es wahrscheinlich, daß Gatten miteinander ein Nichtnullsummenspiel spielen, das heißt ein Spiel, bei dem beide ihre Gewinne durch Zusammenarbeit vergrößern können und nicht der Gewinn des einen zwangsläufig der Verlust des anderen ist. (Ich werde diesen Gedanken in Kapitel 12 erklären.) Dies ist eine der Stellen im Buch, an denen mein Ton zu weit in Richtung der zynischen, egoistischen Sichtweise des Lebens ausgeschlagen ist. Zu jener Zeit schien das notwendig, da die damals vorherrschende Sicht der Paarbildung im Tierreich allzuweit in die entgegengesetzte Richtung ging. Nahezu überall ging man völlig unkritisch davon aus, daß Partner unveränderlich miteinander kooperieren. Die Möglichkeit der Ausbeutung wurde nicht einmal in Betracht gezogen. In diesem historischen Zusammenhang ist der offensichtliche Zynismus meines Eingangssatzes verständlich, doch heute würde ich einen milderen Ton anschlagen. In ähnlicher Weise erscheinen mir heute meine Bemerkungen über die menschlichen Geschlechterrollen naiv in ihrer Ausdrucksweise. Zwei Bücher, die sich ausführlicher mit der Evolution der menschlichen Geschlechtsunterschiede befassen, sind Sex, Evolution and Behavior von Martin Daly und Margo Wilson sowie Donald Symons’ The Evolution of Human Sexuality.
     
    2 Es scheint heute irreführend, den Größenunterschied zwischen Spermien und Eizellen als

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