Das egoistische Gen
und von spröden zu leichtfertigen Weibchen korrekt ausgerechnet, bei denen die beiden Sorten von Männchen beziehungsweise Weibchen gleich erfolgreich waren.
Bei diesen Werten besteht in der Tat ein Gleichgewicht, doch habe ich versäumt nachzuprüfen, ob es auch ein stabiles Gleichgewicht ist. Es hätte eine Situation sein können, die einer unsicheren Gratwanderung glich und nicht einem sicheren Tal.
Um eine Situation auf ihre Stabilität zu überprüfen, müssen wir feststellen, was geschehen würde, wenn wir das Gleichgewicht leicht stören. (Wenn wir einen Ball von einem Grat hinunterstoßen, verlieren wir ihn; wenn wir ihn von der Mitte eines Tales wegstoßen, kommt er zurückgerollt.) In meinem speziellen Zahlenbeispiel war das Gleichgewichtsverhältnis für Männchen 5/8 treu und 3/8 Schürzenjäger.
Was geschieht nun, wenn durch Zufall das Verhältnis von Schürzenjägern in der Population auf einen Wert ansteigt, der geringfügig über dem des Gleichgewichts liegt? Damit sich das Gleichgewicht als stabil und sich-selbst-korrigierend qualifiziert, sollten die Schürzenjäger unverzüglich anfangen, ein wenig schlechter abzuschneiden. Unglücklicherweise geschieht dies nicht, wie Schuster und Sigmund zeigten. Im Gegenteil, den Schürzenjägern beginnt es besserzugehen! Weit entfernt davon, selbststabilisierend zu sein, wird ihre Häufigkeit in der Population zunehmend größer. Sie steigt an – nicht unbegrenzt, sondern nur bis zu einem gewissen Punkt. Wenn wir eine dynamische Computersimulation des Modells vornehmen, wie ich dies inzwischen getan habe, so erhalten wir einen sich endlos wiederholenden Zyklus. Ironischerweise ist dies genau der Zyklus, den ich hypothetisch beschrieben habe, aber damals glaubte ich, er sei lediglich ein gutes Hilfsmittel zur Erklärung des Prinzips, geradeso wie das Modell der Falken und Tauben. In Anlehnung an die Falken und Tauben nahm ich an – was völlig falsch war –, daß der Zyklus nur hypothetischer Art sei und daß das System sich in Wirklichkeit bei einem stabilen Gleichgewicht einpendeln würde. Schusters und Sigmunds Startschuß habe ich nichts hinzuzufügen:
Kurz gesagt können wir also zwei Schlußfolgerungen ziehen:
(a) daß der Kampf der Geschlechter vieles gemein hatmit Raub; und
(b) daß das Verhalten von Liebenden sich wandelt wieder Mond und unvorhersagbar ist wie das Wetter.
Natürlich brauchte man keine Differentialgleichungen,um dies schon früher zu bemerken.
5 Die Hypothese, die Tamsin Carlisle noch als Studentin über Fische aufstellte, ist inzwischen von Mark Ridley getestet worden, und zwar anhand von Vergleichen, die dieser im Verlauf einer erschöpfenden Betrachtung der väterlichen Fürsorge im ganzen Tierreich angestellt hat. Seine Veröffentlichung ist ein erstaunlicher Kraftakt, der, wie Carlisles Hypothese selbst, ebenfalls als ein Referat begann, das er während seines Studiums für mich schrieb. Bedauerlicherweise wurde Carlisles Hypothese durch Ridleys Arbeit nicht bestätigt.
6 R. A. Fishers in extremer Kürze dargestellte Theorie eines unaufhaltsamen Prozesses der geschlechtlichen Auslese ist nunmehr mathematisch von R. Lande und anderen ausgearbeitet worden. Sie ist zu einem schwierigen Thema geworden, aber man kann sie auch mit nichtmathematischen Ausdrücken erklären, sofern man über ausreichend Raum dafür verfügt.
Doch bedarf es dazu eines ganzen Kapitels, und ich habe ihr in meinem Buch Der blinde Uhrmacher eines (Kapitel 8) gewidmet, deshalb werde ich hier nichts mehr darüber sagen.
Statt dessen werde ich mich mit einem Problem befassen, das im Zusammenhang mit der geschlechtlichen Auslese steht und das ich in keinem meiner Bücher jemals ausreichend hervorgehoben habe. Wie bleibt die erforderliche Variabilität erhalten? Die natürliche Selektion kann nur dann funktionieren, wenn es einen reichlichen Vorrat an genetischer Variabilität gibt, auf die sie einwirken kann. Sollte ich beispielsweise versuchen, Kaninchen mit immer längeren Ohren zu züchten, so werde ich zu Beginn Erfolg damit haben. Das durchschnittliche Kaninchen in einer wildlebenden Population wird mittelgroße Ohren haben (nach Kaninchen-Maßstab; nach unseren menschlichen Maßstäben werden die Ohren natürlich sehr lang sein). Ein paar Kaninchen werden Ohren haben, die kürzer als der Durchschnitt sind, und ein paar andere überdurchschnittlich lange. Wenn wir lediglich die mit den längsten Ohren zur Zucht heranziehen, wird es uns
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