Das egoistische Gen
Fertigkeiten verfeinert hat, alle möglichen Hinweise auf die Gesundheit und psychische Belastbarkeit eines Mannes aus dem Tonus und der Haltung seines Penis ablesen können. Aber ein Knochen könnte dies zunichte machen! Jeder kann einen Knochen in seinem Penis wachsen lassen; man braucht dazu nicht besonders gesund oder widerstandsfähig zu sein. Daher hat der Selektionsdruck seitens der Frauen die Männer gezwungen, das Os penis zu verlieren, weil dann nur wirklich gesunde und starke Männer einen wirklich steifen Penis präsentieren und die Frauen ungehindert eine Diagnose vornehmen konnten. An diesem Punkt wird möglicherweise Widerspruch laut. Woher, so könnte man fragen, hätten die Weibchen, die die Auslese durchsetzten, wohl wissen sollen, ob die Steifheit, die sie fühlten, Knochen war oder hydraulischer Druck? Schließlich bemerkte ich eingangs, daß sich eine Erektion beim Menschen wie ein Knochen anfühlen kann. Doch ich habe meine Zweifel daran, ob die Frauen wirklich so leicht zu täuschen waren.
Sie unterlagen ebenfalls der Selektion, die in ihrem Fall nicht dahinging, einen Knochen zu verlieren, sondern Urteilskraft zu gewinnen. Und man vergesse nicht, daß die Frau auch mit demselben Penis zu tun hat, wenn er nicht erigiert ist, und der Gegensatz ist enorm auffallend. Knochen können sich nicht auflösen (aber zugegebenermaßen eingezogen werden). Vielleicht ist es das beeindruckende Doppelleben des Penis, das die Glaubwürdigkeit des hydraulischen Anpreisens garantiert.
Nun zum „Stethoskop“. Betrachten wir ein anderes bekanntes Schlafzimmerproblem, das Schnarchen. Heutzutage ist es vielleicht nur eine Unannehmlichkeit des Zusammenlebens.
Früher einmal konnte es über Leben und Tod entscheiden.
In der Stille einer ruhigen Nacht kann Schnarchen bemerkenswert laut sein. Es könnte von weit und breit Räuber zu dem Schnarcher und der Gruppe, in der er liegt, heranrufen.
Warum aber schnarchen dann so viele Menschen? Stellen wir uns eine schlafende Horde unserer Vorfahren in irgendeiner Höhle des Pleistozän vor. Die Männer schnarchen in verschiedenen Tönen, die Frauen liegen wach und haben nichts anderes zu tun als zuzuhören (ich nehme an, es ist wahr, daß Männer mehr schnarchen). Liefern die Männer den Frauen absichtlich angezeigte und verstärkte stethoskopische Informationen?
Könnte die genaue Qualität und das Timbre des Schnarchens eine Diagnose über den Zustand der Atemwege erlauben? Ich möchte nicht behaupten, daß man nur schnarcht, wenn man krank ist. Eher schon, daß das Schnarchen wie die konstante Trägerfrequenz eines Radiosenders ist: ein klares Signal, das in diagnostisch brauchbarer Weise von dem Zustand moduliert wird, in dem sich Nase und Kehle befinden. Der Gedanke, daß Frauen den klaren Trompetenton sauberer Bronchien einem von Viren kündenden Schnorcheln vorziehen, ist gut und schön, aber ich gestehe, daß es mir schwerfällt, mir vorzustellen, daß Frauen überhaupt positiv auf einen Schnarcher reagieren. Doch die persönliche Intuition ist bekanntlich unzuverlässig. Vielleicht würde dies zumindest ein Forschungsprojekt für eine an Schlaflosigkeit leidende Ärztin abgeben.
Diese könnte sich übrigens in einer guten Ausgangsposition befinden, um die andere Theorie ebenfalls zu testen.
Der Leser sollte diese beiden Spekulationen nicht allzu ernst nehmen. Sie haben ihren Zweck erfüllt, wenn sie das Prinzip der Hamiltonschen Theorie darüber, wie die Frauen gesunde Männer auszuwählen versuchen, zweifelsfrei erklärt haben.
Vielleicht das Interessanteste an ihnen ist, daß sie die Verbindung zwischen Hamiltons Parasitentheorie und Amotz Zahavis Theorie des „Handikaps“ aufzeigen. Wenn der Leser der Logik meiner Hypothese über den Penis folgt, sind die Männer durch den Verlust des Knochens gehandikapt, und das Handikap besteht nicht zufällig. Die hydraulische Anpreisung funktioniert gerade deshalb, weil die Erektion manchmal versagt.
Lesern, die mit dem Darwinismus vertraut sind, wird diese Implikation eines „Handikaps“ gewiß aufgefallen sein, und sie hat möglicherweise einen schweren Verdacht bei ihnen ausgelöst. Ich bitte sie, ihr Urteil noch bis nach der Lektüre der nächsten Anmerkung zurückzuhalten, die sich mit einer neuen Betrachtungsweise des Handikap-Prinzips befaßt.
7 In der ersten Auflage schrieb ich: „Ich halte nicht sehr viel von dieser Theorie, obwohl ich in meiner Skepsis nicht mehr ganz so sicher bin, wie ich dies
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