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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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Brüder eng verwandt, aber wennMännchen in der Population insgesamt selten sind, istdie Wahrscheinlichkeit entsprechend hoch, daß jedereinzelne jener Brüder zum Ahnherrn zukünftiger Generationen wird.

     
    4 Der bereits verstorbene bekannte Philosoph J. L. Mackie hat die Aufmerksamkeit auf eine interessante Konsequenz der Tatsache gelenkt, daß Populationen meiner „Betrüger“ und „Nachtragenden“ gleichzeitig stabil sein können. Es mag „nichts zu machen“ sein, wenn eine Population bei einer ESS anlangt, die sie dem Untergang weiht; Mackie stellt zusätzlich fest, daß einige Sorten von ESS Populationen mit größerer Wahrscheinlichkeit dem Untergang weihen als andere. In diesem speziellen Beispiel sind sowohl Betrüger als auch Nachtragender evolutionär stabil: Eine Population kann sich beim Betrüger-Gleichgewicht oder beim Nachtragenden-Gleichgewicht einpendeln. Mackie behauptet, daß Populationen, bei denen sich zufällig das Betrüger-Gleichgewicht einstellt, mit größerer Wahrscheinlichkeit anschließend aussterben werden.
    Es kann daher eine Art Selektion auf höherer Ebene, auf der Ebene „zwischen evolutionär stabilen Strategien“, zugunsten des wechselseitigen Altruismus geben. Dies läßt sich zu einem Argument zugunsten einer Art von Gruppenselektion weiterentwickeln, die, anders als die meisten Theorien der Gruppenselektion, tatsächlich funktionieren kann. Ich habe den Gedankengang in meinem Aufsatz In Defence of Selfish Genes genauer erklärt.

11. Meme, die neuen Replikatoren
    1 Meine These, es würde sich erweisen, daß sich alles Leben überall im Universum entsprechend der Darwinschen Evolutionstheorie entwickelt hat, ist jetzt in meinem Aufsatz Universal Darwinism und im letzten Kapitel meines Buches Der blinde Uhrmacher ausführlicher erklärt und begründet worden. Ich zeige, daß alle jemals vorgeschlagenen Alternativen zum Darwinismus im Prinzip nicht in der Lage sind, die organisierte Komplexität des Lebens zu erklären. Die Beweisführung ist allgemeiner Art, das heißt, sie beruht nicht auf den spezifischen Eigenschaften des Lebens, wie wir es kennen. Als solche ist sie von Wissenschaftlern kritisiert worden, die phantasielos genug sind zu meinen, die Sklavenarbeit über einem heißen Reagenzglas (oder in kalten schlammigen Stiefeln) sei die einzige Methode, mit der man in der Wissenschaft Entdeckungen machen könne. Einer der Kritiker beschwerte sich, meine Argumentation sei „philosophisch“, als ob dies ausreichte, um sie zu verwerfen. Philosophisch oder nicht, Tatsache ist, daß weder dieser Kritiker noch irgend jemand sonst auch nur den geringsten Mangel an dem gefunden hat, was ich sagte. Und „Im-Prinzip“-Argumentationen wie die meine können, ganz abgesehen davon, daß sie keineswegs für die reale Welt irrelevant sind, gewichtiger sein als Beweisführungen, die auf konkreten, spezifischen Forschungsergebnissen beruhen. Wenn meine Überlegungen richtig sind, so sagen sie uns etwas Wichtiges über das Leben überall im Universum. Labor- und Feldforschung können nur Aussagen über die Art von Leben liefern, die wir hier vorfinden.
     
    2 Das Wort Mem scheint sich als ein gutes Mem zu erweisen.
    Es wird jetzt in ziemlich weiten Kreisen benutzt und wurde 1988 in die offizielle Liste von Wörtern aufgenommen, die für zukünftige Auflagen der Oxford English Dictionaries in Betracht gezogen werden. Um so dringender möchte ich wiederholen, daß meine Vorstellungen über die menschliche Kultur äußerst bescheiden waren. Meine wirklichen Ambitionen – und diese sind zugegebenermaßen groß – gehen in eine gänzlich andere Richtung. Ich möchte behaupten, daß Einheiten, die sich mit einer gewissen Fehlerquote selbst kopieren, nahezu unbegrenzte Macht haben, sobald sie irgendwo im Universum entstanden sind. Solche Einheiten werden nämlich einer natürlichen Selektion unterliegen, deren kumulatives Ergebnis nach ausreichend vielen Generationen Systeme von großer Komplexität sind. Ich glaube, daß sich Replikatoren unter den richtigen Bedingungen automatisch zusammentun, um Systeme oder Maschinen zu schaffen, von denen sie herumgetragen werden und die ihre fortgesetzte Replikation begünstigen. Die ersten zehn Kapitel des vorliegenden Buches befassen sich ausschließlich mit einer Art von Replikator, dem Gen. Durch die Erörterung der Meme im letzten Kapitel der ersten Auflage versuchte ich, meine Argumentation auf Replikatoren im allgemeinen auszudehnen und

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