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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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Gesamtpopulation als ein Genvorrat ansehen. In der Tat verwenden die Genetiker den Fachausdruck Genpool. Er ist eine nützliche Abstraktion, da die sexuelle Fortpflanzung die Gene, wenn auch in sorgfältig organisierter Weise, durcheinandermischt. Im einzelnen geschieht wirklich so etwas wie das Herauslösen und Austauschen von einzelnen oder mehreren Seiten des Schnellhefters, wie wir gleich noch sehen werden.
    Ich habe bereits die normale Zellteilung beschrieben, bei der sich eine Zelle in zwei neue teilt, von denen jede eine vollständige Kopie aller 46 Chromosomen erhält. Diese normale Zellteilung wird Mitose genannt. Es gibt jedoch noch eine andere Art von Zellteilung, die man als Meiose bezeichnet.
    Diese kommt lediglich bei der Herstellung von Geschlechtszellen vor, also von Samen- oder Eizellen. Spermien und Eier sind insofern einzigartig unter unseren Zellen, als sie statt 46 Chromosomen lediglich 23 enthalten. Das ist natürlich genau die Hälfte von 46 – eine praktische Einrichtung, wenn sie bei der Befruchtung verschmelzen, um ein neues Individuum zu erzeugen! Die Meiose ist eine besondere, ausschließlich in Hoden und Eierstöcken stattfindende Art von Zellteilung, bei der sich eine Zelle mit dem vollständigen doppelten Satz von 46 Chromosomen teilt und Geschlechtszellen bildet, die lediglich einen einzigen Satz von 23 Chromosomen besitzen. (Wir benutzen hier zur Erläuterung die Chromosomenzahl des Menschen.)
    Eine Samenzelle mit ihren 23 Chromosomen entsteht durch meiotische Teilung einer der gewöhnlichen 46-Chromosomen-Zellen im Hoden. Welche 23 Chromosomen erhält eine gegebene Samenzelle? Es ist zweifellos wichtig, daß sie nicht einfach nur irgendwelche 23 Chromosomen bekommt: Es darf nicht so ausgehen, daß sie am Ende zwei Kopien von Band 13 und keine von Band 17 enthält. Theoretisch wäre es möglich, daß ein Individuum eine seiner Samenzellen mit Chromosomen ausstattet, die ausschließlich von seiner Mutter stammen, das heißt Band 1b, 2b, 3b ... 23b. In diesem unwahrscheinlichen Fall würde ein aus dem Samen empfangenes Kind die Hälfte seiner Gene von seiner Großmutter väterlicherseits und keine von seinem Großvater väterlicherseits erben. Doch in der Realität findet eine solche Verteilung ganzer Chromosomen nicht statt. Die Wahrheit ist sehr viel komplizierter. Erinnern wir uns daran, daß wir uns die Bände (Chromosomen) als Schnellhefter gedacht haben. Während der Herstellung der Samenzelle werden nun einzelne Seiten oder eher noch Päckchen von mehreren Seiten herausgenommen und gegen die entsprechenden Päckchen des alternativen Bandes ausgetauscht. So stellt eine spezielle Samenzelle vielleicht ihren Band 1 her, indem sie die ersten 65 Seiten aus Band 1a entnimmt und die restlichen Seiten ab Seite 66 aus Band 1b.
    Die anderen 22 Bände dieser Samenzelle würden auf ähnliche Weise zusammengestellt werden. Daher ist jede von einem Lebewesen produzierte Samenzelle einzig in ihrer Art, obwohl in allen Samenzellen die 23 Chromosomen aus Teilen desselben Satzes von 46 Chromosomen zusammengesetzt sind. Die Eier werden in den Eierstöcken auf ähnliche Weise hergestellt, und auch sie sind einzigartig.
    Über die mechanischen Einzelheiten dieser Vermischung im wirklichen Leben weiß man ziemlich gut Bescheid. Während der Herstellung einer Samenzelle (oder einer Eizelle) lösen sich von jedem väterlichen Chromosom kleine Stückchen ab und tauschen ihren Platz mit den genau entsprechenden Stückchen des mütterlichen Chromosoms. (Erinnern wir uns daran, daß wir von Chromosomen sprechen, die ursprünglich von den Eltern des Individuums kommen, das den Samen erzeugt, das heißt von den Großeltern väterlicherseits des Kindes, das schließlich aus dem Samen empfangen wird.) Der Vorgang des Austauschens von Chromosomenabschnitten wird als Crossing-Over bezeichnet. Er ist für die gesamte Beweisführung in diesem Buch von großer Bedeutung, da er eine entscheidende Folge hat: Würden wir unser Mikroskop hervorholen und die Chromosomen in einer unserer Samenzellen (beziehungsweise bei Frauen in einer Eizelle) betrachten, so wäre es Zeitverschwendung, wenn wir die Chromosomen, die ursprünglich von unserem Vater, und die Chromosomen, die ursprünglich von unserer Mutter kamen, herauszufinden suchten. (Dies steht in deutlichem Gegensatz zu den Verhältnissen bei normalen Körperzellen.) Jedes einzelne Chromosom in einer Samenzelle ist bunt zusammengewürfelt, ein Mosaik aus

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