Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ei und ich

Das Ei und ich

Titel: Das Ei und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
Vom Netzwerk:
verwandelt waren; gehäkelte Täschchen für Silberbestecke; ein riesiger Kranz aus Blüten von weißem Organdy und Blättern von grünem Wachstuch, über die mit Pfeifenputzern quer geschrieben stand: Ruhe in Frieden ; Bilder aus Knötchenstickerei; Sofakissen zu Hunderten, auf denen sich gestickte Inschriften von Franky und Johnny liebten sich so in schwarzen Perlen auf rosa Satin bis zum dreiundzwanzigsten Psalm in weißer Seide auf schwarzem Samt fanden. Es war eine eindrucksvolle Ausstellung und ein Beweis, wozu Einsamkeit die Menschen treiben kann.

Es brennt
    Trotz der vielen Regenfälle waren Juli, August, September und Oktober feuergefährliche Monate in den Bergen. Lebte man allerdings in der Nähe der Kettles, war jeder Monat gefährlich. Ein unkontrollierbares Gerücht besagte, Paw habe seinerzeit als erster den glorreichen Einfall gehabt, die Torffelder abzubrennen. Wie gesagt, dieses Gerücht ließ sich nie kontrollieren, aber in einem der Sommer, die wir auf der Farm lebten, zündete er das Gras auf seinem Grund an, um nicht mähen zu müssen, und verbrannte bei dieser Gelegenheit auch gleich das vordere Gatter. Es war ein bewährtes Mittel Paws, sich auf diese Weise Arbeit zu sparen, aber wenn der Wind sich drehte, das Feuer auf des Nachbarn Grundstück übersprang und dort das Nutzholz zu Asche brannte, zuckten die Kettles nur bedauernd die Achseln und erklärten, es täte ihnen schrecklich leid.
    Im Nordwesten, hauptsächlich in der Nähe von Salzwasser, wächst alles Gestrüpp mit fast tropischer Geschwindigkeit. Und wenn nichts geschieht, um das wuchende Grün zurückzuhalten, nimmt es den anderen Wurzeln die Nahrung weg, und die älteren Sträucher verdorren, was eine nie endende Brandgefahr bedeutet.
    Es war gegen Ende September, als Elwin eines Tages in unseren Hof einfuhr und aufgeregt berichtete, daß bei ihnen die Scheune brenne. »Paw hat’s Heu in der Scheune aufgefüllt, und da hat sich das verdammte Zeug entzündet. Die Scheune steht in Flammen, und ’s Feuer is schon aufs Gesträuch übergesprungen un zieht sich nu zur alten Schlucht rüber. Maw hat gesagt, ich soll schnell herfahren un Sie warnen, weil der Wind vom Süden kommt un ’s Feuer sicher hertreibt.« Ich rannte zum Hühnerstall und holte Bob, der zwar meinte, es würde nicht weiter schlimm sein, sich aber doch in unseren Wagen setzte und mit Elwin zu den Kettles hinüberfuhr. Er kam erst nachmittags zurück, schwarz von Kopf bis Fuß und sehr wütend. Er war überzeugt, daß Paw die Scheune in Brand gesteckt hatte, um so das schon lange fällige Problem der Mistverlagerung zu lösen. Das Feuer fresse sich mit rasender Geschwindigkeit durch die Schlucht, sagte er.
    Wenn das Feuer die Straße überquerte, erklärte er besorgt, wäre es um unsere Farm geschehen. Ich erkundigte mich, ob die Kettles wenigstens alle Mann hoch bei der Bekämpfung des Feuers hülfen. Bob schüttelte grimmig den Kopf. »In dem Augenblick, wo das Feuer sich von ihrem Zaun abwandte, kümmerten sie sich um nichts mehr und zogen sich in ihre vier Wände zurück, angeblich um Haus und Ställe zu schützen. Aber als ich nachher meinen Wagen in ihrem Hof holte, saßen sie alle vergnügt auf der hinteren Terrasse, tranken Kaffee und lachten sich ins Fäustchen.«
    Bob trug mir auf, mit dem Gartenschlauch das Dach zu bespritzen und den Rasen vor dem Haus zu befeuchten. Dann sollte ich für die Männer, die das Feuer bekämpften, irgend etwas zu essen vorbereiten.
    Den ganzen Nachmittag rasten Autos auf der Straße unterhalb unserer Farm vorbei, in Richtung des Kettleschen Grundstücks. Bob hatte Hilferufe ausgesandt, von überall her eilten die Farmer herbei, um sich am Kampf gegen das Feuer zu beteiligen. Später, als Bob Zeit fand, mir Einzelheiten zu erzählen, erfuhr ich, daß er in seiner Angst Maxwell Jefferson um Beistand ersucht hatte, und der Alkoholschmuggler bot alle seine guten Kunden auf.
    Ich kochte Kaffee und füllte ihn in Zehnliterkanister und strich Hunderte von belegten Broten. So gegen vier Uhr trudelten die ersten Männer der Löschmannschaft ein, hungrig und verdreckt. Sie aßen belegte Brote, tranken Kaffee und verfluchten die Kettles in allen Tonarten.
    Von der Schlucht her wurde der Rauch zu uns herübergetrieben, er brannte in den Augen und reizte zum Husten. Jeder Ankömmling brachte neue schlimme Nachrichten. »An ein paar Stellen leckte das Feuer schon an der Straße. Wo wir arbeiteten, stürzte ein Baum, und wir entkamen mit

Weitere Kostenlose Bücher