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Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall

Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall

Titel: Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joao Paulo Cuenca
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sich in mein Gesicht, bis das gesamte Zimmer von einem klebrigen Schleim überzogen ist. Dann geht sie zum Fenster. Ich ziehe hastig die Vorhänge zu.
    „Was soll das? Ich ziehe bei mir niemals die Vorhänge zu … Wen stört es, wenn man mich nackt sieht?“
    Und schaut mich dabei mit einem perversen Zug im Gesicht an, das trunkene Licht des Nachmittags legt sich auf ihre marmornen Brüste. Herr Languste Okuda raunt hinter dem spiegelnden Glas:
    Du weißt …
    Es wird nicht anders gehen
    Als sie zu töten.

20
    Das Paar wird einander vertraut. An geraden Tagen beginnen wir, miteinander umzugehen, als seien wir unsere Eltern: Ich ihr Vater, der musikalische Diplomat, und sie meine Mutter, schüchtern und tot.
    Dieses Spiel führt zu lustvollen Nachmittagen, aber auch langen Wintern, in denen jede meiner Annäherungen mit Ekel quittiert wird – sie hat sich bereits auf meinen Plattenspieler erbrochen und auf den Toilettendeckel. Dann sagt sie, sie braucht mich zu nichts in der Welt, ich sei unnütz und ihren endlosen Wünschen sowieso nicht genug und erzählt dann Geschichten aus ihrer Vergangenheit im Ausland, von westlichen Männern der unterschiedlichsten Größen und Farben, an denen sie ihre Lippen gerieben und die sie zum Abspritzen gebracht haben mag mit allen Vertiefungen ihres Körpers.
    Kurze Zeit später bittet sie mich um Verzeihung in ihrem wohlformulierten Universitätsenglisch und sagt, sie erfände Geschichten, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und in einem Anfall von Eifersucht auf ehemalige Geliebte von mir, die sie sich selbst ausgedacht hat, beißt sie mich in die Lippe oder wirft eine Küchenmaschine aus dem Fenster.
    Manchmal vertauschen wir auch unsere Namen: Sie nennt mich Iulana und ich sie Shunsuke. So erzählen wir uns die furchtbarsten Geheimnisse und versprechen uns gegenseitig, sie am nächsten Tag gleich wieder zu vergessen. Ich werde sie nie los, denn alles wird aufgezeichnet von den Geräten des U-Boots hier in der Wohnung.
    Iulana Romiszowska hat dieses Problem nicht. Sie wird sich an keinen einzigen Satz mehr erinnern, sie nimmt nichts besonders wichtig, was von Leuten aus dieser Welt so gesagt wird, reagiert gleichgültig auf meine Antworten und unterbricht meine Rede, indem sie mir die Hand auf den Mund legt.
    Bereits in der ersten gemeinsamen Nacht in meiner Wohnung schliefen wir automatisch mit ineinander verschlungenen Armen, Beinen und Tentakeln. Zwei Kraken, verfangen in eigentümlicher Verrenkung, von besonderen, jedoch niemals festgelegten Regeln geleitet, wie etwa dem gleichzeitigen Ändern der Schlafposition mitten in der Nacht.
    (Kribbelt es mir in den Fingern, sodass ich mich umdrehen muss, löst das leichte Anheben meines Armes von Iulana Romiszowskas Nacken eine Reihe von komplexen Reaktionen aus, und innerhalb von wenigen Sekunden liegen wir uns wieder in den Armen, nur umgekehrt: 1. Iulanas Arm auf meinem Brustkorb, 2. mein linkes Bein unter ihrem rechten Oberschenkel, 3. ihr linkes Knie an mein linkes Bein geschmiegt, 4. die Hände geometrisch ineinandergelegt, 5. die Nase der Russin irgendwo in meinem Nacken.)
    In einer dieser schwarzen Nächte voller Verzückung und Panik träume ich, während Iulana mich von hinten umarmt, einen nie endenden Traum.
    Ich liege, diesmal aber auf der Treppe des Reiyukai Shakaden, den abgeschlagenen Kopf von Herrn Languste Okuda im Arm. Das dunkle Maul des Tempels fletscht über mir seine Zähne. Ich flüchte und stürze auf die Kreuzung von Roppongi, wo die Neon-Arterien sich in Peitschen verwandeln und auf mich eindreschen. Die Schwarzen, die chinesischen Huren und die betrunkenen Ausländer reißen mit ihren Krallen die Betonverkleidungen von den Gebäuden und werfen die Brocken nach mir. Der Boden wird zu einer rückwärts laufenden Rolltreppe. Ich sehe eine Kuschelkatze mit leeren Augen die Hochstraße mit einem riesigen Metallknochen zertrümmern. Als Larven aus den Augen der Katze herauskriechen, die mir auf Rumänisch eine Frage stellt, erwache ich mit Iulanas Fingern am Fuß einer Erektion.
    Schnell begreife ich, dass das Stück Fleisch, das sie in ihrer eisigen Hand hält, zu mir gehört.
    Iulana schlägt ihre Schenkel um meine Beine und fixiert, auf meinen Knien hockend, einen festen Punkt zwischen meinen Augen. Genau zwischen den weißen Kissen ihrer Brüste, die aus dem halb geöffneten Hemd hervorschauen und hin und wieder zwei unvorsichtige rosafarbene Brustwarzen erkennen lassen, baumelt ein Kruzifix. Wie

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