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Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall

Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall

Titel: Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joao Paulo Cuenca
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ihre Nasenflügel zusammen. Sie schließt ihren Mund zu einem kleinen Kreis und strafft die weiße Haut ihrer Wangen.
    Lerne die geometrische
    Konstruktion der Arbeiter sehen
    Shunsuke!

    Die Arbeiter, welche die Striche
    Und Kurven der Lippen
    Von Iulana Romiszowska zogen

    Die Arbeiter, die mit Hacken
    ihre Marmorgänge erschlossen
    Die Arbeiter, die in ihrer Haut
    Eine Schippe, einen Hammer vergaßen
    Einen Holzklotz, eine Leiter
    Eine Säge!
    Für einen kurzen Moment stelle ich mir vor, ich würde das Territorium dieses Körpers mit schüchternen Fingern ertasten, wie ein Blinder das Evangelium in Braille-Schrift liest, und strecke meine Finger in Richtung der wie Lianen von kleinen suizidalen Arbeitern befestigten Haare aus, doch schnell verscheuche ich diesen dummen Gedanken, Tollheiten, die mir Herr Languste Okuda ins Ohr bläst.
    „Was für ein Scheiß, Vater!“
    Ich stürze das kalte Bier hinunter und konzentriere mich darauf, Herrn Languste Okuda aus meinem Kopf zu vertreiben und an etwas anderes zu denken, sein Bild einzutauschen gegen das von Aalen, von Metallstrukturen, Laboraffen oder Planetarien. Die Arbeiter, welche die Striche und die Kurven der Lippen von Iulana Romiszowska zogen, ignorieren meine Bemühungen und versuchen, sich an die Sommersprossen der Ausländerin zu klammern, bevor sie sich mit einem Lächeln im Gesicht in die Glut stürzen.
    Als ich glaube, Herr Languste Okuda sei endlich verschwunden, höre ich einen Schrei. Einen Schrei, der nicht von einem der an Iulana Romiszowska hängenden Arbeiter kam. Auch nicht von einem der Kellner oder einem anderen Gast. Es ist mein Vater, der noch einmal hinter Iulana Romiszowska erscheint und mit Awa-odori-Schritten beginnt, um den Tisch zu tanzen.
    Nun trägt er die Langustenmaske mit den langen Fühlern, die über den Boden schleifen, im Gesicht, tanzt um den Tisch und singt, hopst und zeigt mit dem Finger auf meine Begleiterin:
    Ha!
    Du bist eine Verbrecherin!
    Du bist böse!
    Und ich …
    Ich bin ein Monstrum
    Eine infame Verirrung
    Und du bekämst Fieber, könntest du
    Dich so sehen, wie ich dich sehe

    Wie ich die Arbeiter sehe und ihre beleuchteten Helme
    Wie sie durch Gärten blühender Kirschbäume wandern
    Die Arbeiter, die deine Venen von innen berührten
    Sich bis zu den Knien in deinen Beton pflanzten
    Die deine marmornen Knochen erschufen

    Die Arbeiter, die jenen großen Spalt
    Und die große Abwesenheit schufen, die du bist
    (Wie viele Türen führen in Zimmer
    Die Shunsuke niemals betreten wird!)
    Die Arbeiter, die kauten und schluckten
    Das Holz deiner Schatten
    Die deinen halb offenen Mund erklommen
    An Handläufen der
    Leuchtenden Galerie baumelnd, die sich öffnet
    Wohin auch immer du gehst

    Die Arbeiter deiner traurigen Kindheit
    Die heimlich weint unter dem Tisch
    In der Hafenstadt am Schwarzen Meer
    Constanţa, Land breiter Flure
    Der Leere und entvölkerter Ecken

    Die Arbeiter, die Landschaften und steinige Inseln
    Schufen im bleiernen Meer deines Körpers
    Das schorfige Knie, die bleichen Schultern
    Die heiligen Abstände zwischen den Zehen

    Die Arbeiter, die den Horizont kennen
    Den du hütest wie ein Geheimnis

    Ich beneide die
    Schnelle und glorreiche Existenz der Arbeiter
    Die Symmetrie pflanzten
    In die Unordnung der Iulana Romiszowska
    Die Arbeiter sind eifersüchtig wie ich
    Eines Tages, wenn sie schläft
    Werden sie ihrem Körper entweichen und mich töten
    Als zertrampelten sie einen trockenen Zweig

    Wenn ich Glück habe!
    Herr Okuda-Schalentier-Dichter grüßt kurz und fliegt durch das Schaufenster in Richtung der Bucht, die blau funkelt in Millionen winziger sich im Wasser bewegender Spiegel. Nachdem er einmal die kleine Replik der Freiheitsstatue von Odaiba umrundet hat, verschwimmt seine Gestalt in der fast unmerklichen Bewegung der Autos und Züge auf der Brücke von Tokio, bis sie ganz in der Stadt verschwindet. Der Hall seiner Worte erstirbt in der Umgebung.
    Ich widme mich wieder den Augen von Iulana Romiszowska, erleichtert darüber, dass sie nicht gemerkt hat, was sich hier gerade abgespielt hat. Ich strecke meinen Arm über den Tisch, doch sie unterbricht mich mit erhobener Hand.
    „Fang nicht damit an. Schau mich nicht so an …“
    „Wie?“
    „So, mit all dieser Zärtlichkeit.“
    „Was ist das Problem?“
    „Das Problem ist, dass ich es nicht mag. Basta.“
    Rauch steigt von der Grillplatte auf. Ich füttere das Gerät mit mehr rohem Fleisch. Wir essen schweigend. Plötzlich hält Iulana

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