Das einzig wahre Handbuch für Agenten. Tricks und Täuschungsmanöver aus den Geheimarchiven der CIA
Landung ihren Fallschirm vergraben. Danach sollten sie in ihre Hälfte der Kuh schlüpfen - zwei Männer pro Tier -und sich verbergen, bis Mitglieder der Résistance vor Ort sie abholten und in Sicherheit brachten. Tests zeigten, dass die Tarnung gerade nachts sehr wirkungsvoll war. Doch obwohl die Gummikühe produziert wurden, ist kein Einsatz bezeugt. 92
4. Entfesselungskünste
Jedes Schloss, das ein Mensch anbringen kann, kann von einem anderen Menschen wieder geöffnet werden.
Entfesselungskünstler Steranko
Die Spionage kann manchmal gewisse Gefahren mit sich bringen und selbst die geschicktesten Mitarbeiter und Spione könnten erwischt und eingesperrt werden. In diesem Fall müssen sie zurückgreifen auf die Kunst, mittels derer man sich aus Gefangenschaft befreit - sei es aus Stricken, Handschellen, Zwangsjacken, Gefängnissen oder sogar einem ganzen Land. Zauberkünstler haben solche Techniken schon immer angewendet, um ihr Publikum zu unterhalten. Für Situationen, in denen eine Gefangennahme zum Tode hätte führen können und der Gegner mit einer Flucht nicht rechnete, hat man Spionen ähnliche Werkzeuge und Techniken an die Hand gegeben.
Kreative Köpfe haben immer wieder spezielle Ausrüstung und Techniken entwickelt, mit denen man sich aus so gut wie jeder Art von Gefangenschaft befreien kann. Die geheimen Methoden, die die Zauberkünstler in den letzten 150 Jahren angewendet haben, sind auch von Spionen genutzt worden.
Sich trotz Schlössern und Ketten zu befreien, erfordert spezielles technisches Wissen, einen versteckten Schlüssel oder Werkzeug - oder einen Verbündeten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts benutzte Harry Houdini all das, um einer der berühmtesten Männer seiner Tage zu werden. Seine Kreativität und seinen Erfindungsreichtum stellte er 1903 bei einem Besuch in Moskau unter Beweis. Er forderte die russische Geheimpolizei heraus, indem er behauptete, dass er sich jederzeit aus einer ihrer gefürchteten »carettes« befreien könnte, den »Safes auf Rädern«, großen, von Pferden gezogenen fahrbaren Zellen für den Gefangenentransport nach Sibirien. 93
Man nahm die Herausforderung an. Houdini wurde ausgezogen, von drei Polizisten gründlichst durchsucht, mit Handschellen und Fußfesseln versehen, angekettet und in den tresorartigen Wagen gesperrt. Das Schloss an der Tür war von innen nicht erreichbar und erforderte ohnehin den Schlüssel des Wärters. 94 Nichtsdestotrotz spazierte Houdini nach wenigen Minuten aus dem Wagen - sehr zur Überraschung und zum Zorn seiner misstrauischen Gastgeber. Wie er entkommen war, war ihnen bald Idar, aber sie staunten dennoch über den Trick, den er angewendet hatte, um seine Werkzeuge mit in die Gefangenschaft zu schmuggeln.
Houdinis Vorbereitungen hatten schon einen Tag zuvor begonnen. Seinem Assistenten Franz Kukol war es gelungen, die Unterseite des Wagens in Augenschein zu nehmen. Er hatte festgestellt, dass der einfache Holzboden des Gefährts nur durch eine dünne Zinkschicht geschützt war. Kukol erkannte, dass nur zwei Werkzeuge für eine Flucht nötig waren: ein flexibler Metalldraht, wie ihn Chirurgen zum Durchsägen von Knochen benutzen, die sogenannte Gigli-Säge, sowie ein kleineres Werkzeug zum Schneiden. 95 Houdini hatte vor, die schweren Türen und Schlösser komplett zu umgehen und stattdessen einfach ein Loch in den Boden zu schneiden. 96 Es war ihm gelungen, seine Gerätschaften während der Leibesvisitation in einem ldeinen »sechsten Finger« zu verbergen. 97 Während die Polizisten erst seinen Oberkörper und dann seinen Unterkörper durchsuchten, versteckte er den hohlen Finger erst in der Hose, dann in der
Hand. Sobald er in der »Carette« eingesperrt war, gelang es ihm innerhalb einer Minute, einen Schlitz in die Zinkschicht zu schneiden und dann die Bodenbretter durchzusägen. 98 Er schrieb seine Fähigkeiten als Entfesselungskünstler seinem technischen Geschick, seinen Körperkräften und dem geschickten Verstecken seiner Werkzeuge zu.
Wenige Jahre zuvor, 1900, hatten Houdinis Künste die Aufmerksamkeit von William Melville geweckt, dem Leiter des Scotland Yard Special Branch. 99 Da dieser zunächst meinte, der Entfesselungskünstler benutze speziell für die Bühne präparierte Handschellen, legte er Houdinis Arme um einen Pfeiler und fesselte ihn mit Handschellen von Scotland Yard. Er staunte nicht schlecht, als Houdini sich innerhalb von Sekunden befreit hatte, und rief aus: »Scotland Yard wird Sie so schnell
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