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Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
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hatte.
    »Dass wir überhaupt noch produzieren, verdanken wir langfristigen Aufträgen der Ruhrkohle. Das geht aber höchstens noch ein Jahr gut. Unsere einzige Chance ist der Export. Das ist einer der Gründe, warum wir Sie engagiert haben.«
    Mager und Saale stellten die Ohren auf Empfang.
    »Sie sollen filmen, was wir herstellen, wie unsere Geräte eingesetzt werden – dazu können Sie auch unter Tage filmen. Kopien in Englisch, Spanisch, Russisch, Polnisch. Wie gesagt: Neuanfang. Aber nicht kleckern, sondern klotzen!«
    »Und womit wollen Sie klotzen?«, forschte Saale.
    »Wir müssen auf lange Sicht weg vom Bergbau. Diese Umstrukturierung bereiten wir gerade vor. Was uns hochbringt, sind Seilbahnen und Skilifte …«
    Das ist doch Quatsch, dachte Mager. Wo will der in Datteln einen Skilift aufstellen?
    »Es gibt in Deutschland nur einen Hersteller dafür, die Weserhütte in Köln. Die meisten Skigebiete in Deutschland werden von Firmen aus Österreich und der Schweiz versorgt. Von Ländern, die nicht in der EG sind. In diese Lücke müssen wir rein …«
     
    Im Büro warteten Kaffee und Cognac auf sie.
    »Also«, meinte Saale, als sie wieder in den Sesseln versunken waren. »Die Maschinen haben mich ja sehr beeindruckt. Aber wir müssen auch Menschen zeigen, die arbeiten. Das sieht sonst zu sehr nach Museum aus.«
    »Kein Problem«, nickte Gellermann. »Heute ist Montag, und da haben wir Kurzarbeit. Aber wenn Sie morgen früh filmen, werden Sie staunen. Wir …«
    »Morgen?«
    »Das war doch mit Frau Ledig so abgesprochen«, erklärte der Prokurist.
    Saale fand als Erster seine Sprache wieder.
    »Das muss ein Missverständnis sein. Ich habe Frau Ledig so verstanden, dass es nur um eine erste Kontaktaufnahme geht, dass wir Ihnen danach ein Drehbuch anbieten, einen Kostenvoranschlag …«
    »Außerdem sind wir noch mitten in der Produktion für die Stadt …«, assistierte Mager.
    »Die kann warten«, lächelte Gellermann. »Ein paar Tage Aufschub werde ich beim Bürgermeister schon herausschinden.«
    Dann wurde sein Gesicht ernst.
    »Sie müssen anfangen. Morgen früh beginnen wir mit einem neuen Auftrag. Da können sie die Entstehung eines Produkts von Anfang an miterleben …«
    »Aber wir haben noch keine Vorstellung, was alles in den Film hinein soll. Und über die Finanzierung haben wir noch gar nicht …«
    »Ich habe heute Morgen eine Anzahlung in Höhe von 5.000 DM auf Ihr Konto überwiesen.«
    Seine Gäste saßen wie gelähmt.
    Gellermann ließ seine Worte noch ein paar Sekunden wirken. Dann setzte er ihnen das Messer an die Kehle: »Selbstverständlich werden wir alles Weitere in Ruhe regeln. Aber morgen früh um neun machen Sie den ersten Schuss – oder wir sehen uns nie wieder.«
    Die PEGASUS-Leute wechselten einen kurzen Blick.
    »Also gut«, stöhnte Mager. »Dann sagen wir den anderen Termin ab …«
    Saale traute seinen Ohren nicht. Der einzige Termin, von dem er wusste, war erst um zwei: Magers Mittagsschlaf.

19
     
     
    »Haben Sie eine Ahnung, wer Frau Michalski ermordet haben könnte? Und warum?«
    Diese originellen Fragen hatten sie mindestens ein Dutzend Mal gestellt – bei allen in der Verwaltung, die mit der Ermordeten häufig zu tun gehabt hatten, beruflich oder …
    Doch da hörte es auch schon auf. Einerseits meist freundlich und kooperativ, hatte Ruth Michalski zugleich jene Distanz gewahrt, die sie als rechte Hand des Chefs vom Rest der Belegschaft trennte. Bei Firmenfesten am Vorstandstisch, zum Reiten nach Oer und zum Squash nach Bochum, ab und zu in die Altstadt von Düsseldorf – das alles hatte sie irgendwann erwähnt, aber dabei gewesen war, von den Betriebsfeiern abgesehen, keiner. Sie hatte, so schien es, niemanden an sich herankommen lassen.
    Außer Gellermann.
    Kalt, wie er war, hatte der mit Sicherheit nicht alles gesagt. Aber den würden sie noch ein wenig schmoren lassen.
    »Wer könnte sie ermordet haben? Und warum?«
    Achselzucken.
    Gellermanns Vorzimmerfrau wusste es auch nicht. Sie hieß Helga Kronenberger, war 24, hatte bei Puth Bürokauffrau gelernt, danach EDV-Lehrgänge besucht und saß seit einem Jahr im Vorzimmer des Prokuristen – wie die Michalski an anderen Frauen vorbeigehievt, die den Laden länger und besser kannten.
    »Neid?«
    »Das ist doch noch normal«, meinte sie. »Auf einen guten Posten lauern immer mehrere.«
    »Wer hat in ihrem Fall gelauert?«
    »Bei mir – oder bei ihr?«, fragte sie und zeigte zum ersten Mal ein leichtes, flüchtiges

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