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Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
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Lederpolster murmelten unaufhörlich weiter.
    »Ehrlich, Saale«, platzte Mager schließlich los. »Mit dir kann man sich nirgends sehen lassen. Wo du auch hinkommst, liegt schon eine Leiche …«

17
     
     
    Lohkamp und Brennecke saßen um einiges komfortabler als die PEGASUS-Leute: Die Ledergarnitur nahm eine Hälfte des Büros ein, in dem Gellermann sonst an den Bilanzen bastelte. Auch er war sichtlich geschockt.
    »Ermordet? Das gibt’s doch gar nicht. Und wo? Fliesland?«
    »Vlieland«, half ihm Brennecke aus. »Eine Insel. Die Provinz auf dem Festland davor heißt so ähnlich: Friesland …«
    »Seltsam …«
    »Bitte?«
    »Es passt nicht zu ihr«, sagte Gellermann. »Sie war sonst immer so korrekt …«
    »Können Sie uns das erklären?«
    »Letzten Montag fühlte sie sich nicht. Sie ging nach Hause und schickte uns einen Krankenschein. Dass sie in dieser Zeit nach Holland gefahren ist, ist einfach nicht ihr Stil …«
    Seine Nase schnitt eine Querrinne in die Luft, dann wurde sein Blick philosophisch: »Trotzdem – das verstehe, wer will. In den Ferien hat sie noch den Bürobetrieb in Gang gehalten, und jetzt …«
    »Sie mochten sie?«, unterbrach ihn Brennecke.
    »Klar. Jeder mochte sie. Sie war gut, fleißig und freundlich. Kein Vergleich zu dem Drachen, den der Chef vorher hatte … Aber vielleicht sagen Sie mir einfach, weswegen sie wirklich gekommen sind.«
    »Wir brauchen Informationen. Alles, was hilft, dass wir uns ein Bild von der Frau machen können. Wie sie war, was sie tat …«
    »Waren Sie schon bei Ihren Eltern? Die müssten Ihnen am besten helfen können …«
    Brennecke schüttelte seinen Kopf: »Im Moment wohl kaum. Die Mutter war – wir haben einen Arzt holen müssen. Und der Vater ist wohl mit dem LKW auf Tour. Wir sind erst einmal auf Sie angewiesen …«
    Der Mann nickte.
    »Fragen Sie. Ich werde tun, was ich kann. Und ansonsten helfen Ihnen meine Sekretärin und die anderen Mitarbeiter. Nur mit dem Chef wird es schwierig – das muss vielleicht der Arzt entscheiden.«
    »Schwer?«
    »Herzinfarkt«, erläuterte der Prokurist. »Heute vor zwei Wochen. Schon der zweite. Drei Firmen – und das mit zweiundsechzig.«
    »In welchem Krankenhaus …«
    »Er ist seit Donnerstag wieder zu Hause. Der Arzt hat getobt, aber wenn der Chef sich etwas in den Kopf setzt …«
    Er machte eine vage Handbewegung.
    Lohkamp hatte bis jetzt zugehört und sich den Mann angeschaut. Er fand es an der Zeit, zum Wesentlichen zu kommen, und drückte seine Zigarette aus: »Waren Sie jemals in ihrer Wohnung?«
    Gellermann nickte: »Oft.«
    Die Beamten blickten ihn an, aber er ließ sie hängen.
    »Und wieso?«, fragte Brennecke schließlich.
    Der Prokurist zuckte mit den Achseln: »Geschäftlich. Sie hat sich manchmal Arbeit mitgenommen. Und wenn der Chef mich bat, etwas abzuholen oder hinzubringen, bin ich gefahren. Ein paarmal habe ich sie auch nach Hause gebracht, wenn ihr Wagen in der Werkstatt war.«
    »Das war’s?«
    Die Antwort kam fast ohne Zögern: »Nein …«
    Wieder eine Pause. Es schien eine Marotte von ihm zu sein, nur Minimalantworten zu liefern. Aber dann sprach er doch von allein weiter.
    »Ich hatte so etwas wie ein Verhältnis mit ihr. Sehr locker und rein sexuell. Aber auf Dauer hätte das nur zu Unannehmlichkeiten geführt. So sind wir im letzten Sommer übereingekommen, unsere Beziehungen wieder auf das Geschäftliche zu beschränken …«
    Lange Pause.
    »Weiß …«
    »Meine Frau? Ja … Ich habe gebeichtet, hinterher. Allerdings war die Buße reichlich teuer …«
    Er machte eine kreisförmige Bewegung vor seinem Hals. Lohkamp tippte auf Perlen und nahm sich vor, die Kette bei Gelegenheit zu besichtigen.
    »Herr Gellermann – ist Ihnen in Frau Michalskis Wohnung nichts aufgefallen?«
    »Doch. Sie hatte Geschmack.«
    »Aber einen sehr teuren«, meinte Lohkamp. »Wie viel verdiente sie?«
    »Um die vier. Brutto.«
    Er stand auf und öffnete die Tür zum Vorzimmer: »Frau Kronenberger, schauen Sie mal nach, was Frau Michalski genau verdient hat. Und machen Sie bitte einen Kaffee. Sie auch?«
    Lohkamp nickte. Die lange Nacht in der Ludwigstraße rächte sich. Noch vor ein paar Jahren hätte er eine solche Schicht mühelos weggesteckt.
    »Wie lange hat sie hier eigentlich schon gearbeitet?«
    »Etwas über zwei Jahre.«
    »Und vorher?«
    Gellermann grinste flüchtig.
    »Im Rathaus, beim Bürgermeister. Aber der konnte sie nicht angemessen bezahlen …«
    »Und Puth kann?«
    »Klar. Die

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