Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
Vom Netzwerk:
immer als ganz scharfer Bock …«
    »War was zwischen den beiden?«, beharrte Brennecke.
    »Verstehen Sie doch: Seit sie auf dem Karrieretrip war, ließ sie nichts mehr raus. Sie hatte sich völlig verändert. Und ich fühlte mich pausenlos von ihr verarscht – ich spielte in ihrem Leben einfach keine Rolle mehr.«
    Lohkamp lenkte zu dem Thema zurück, das ihn am meisten interessierte.
    »Noch mal zu Gellermann – wann fing die Geschichte mit ihm an?«
    »Vor drei Jahren – ungefähr. Ein Jahr, bevor sie zu Puth wechselte …«
    »Wo haben Sie damals gewohnt?«
    »Recklinghausen – kurz vor Erkenschwick. Die haben es so offen getrieben, dass mich die Kollegen über Funk gerufen haben, wenn ich nachts auf Streife war. ›Micki‹, haben sie gesagt, ›fahr mal zu Hause vorbei. Da steht ein BMW im Parkverbot …‹«
    Er verstummte.
    »Und was haben Sie gemacht?«, fragte Brennecke.
    »Eines Nachts bin ich wirklich hingefahren. Ich habe Gellermann die Treppe runtergeschmissen und ihr den Arsch versohlt.«
    »Allein?«
    »Na klar. Wieso?«
    »Es saß doch noch einer im Streifenwagen …«
    Michalski verzog das Gesicht: »Den brauchte ich dazu nicht. Der wollte mich sogar noch daran hindern. Hat mir dann die Pistole abgenommen, bevor ich ging. Hatte Angst, ich würde die beiden umlegen. Viel gefehlt hat daran ja nicht.«
    Sie schwiegen.
    »Eins verstehe ich aber nicht«, mischte sich Brennecke ein. »Wenn sie so scharf auf eine gute Stelle war und es mit Roggenkemper so gut konnte – warum hat sie bei ihm aufgehört?«
    Michalski lachte bitter.
    »Geld. Bei Puth verdient sie doch mindestens einen Tausender mehr…«
    »Haben Sie eine Ahnung, was sie auf Vlieland gewollt hat?«
    Er zuckte die Achseln: »Urlaub machen. Was sonst?«
    »Sie hat erzählt, ihr Vater wäre da als Soldat …«
    »Ernst?«
    Er grinste: »Der ist dreiundfünfzig. Rechnen Sie mal nach …«
    »Und wie geht die Geschichte weiter?«, fragte Brennecke.
    »Sie ist ausgezogen, ich habe mich versetzen lassen, Scheidung …«
    Er stand auf und öffnete den weißen Schleiflackschrank, der die andere Wohnzimmerwand beherrschte. Im Barfach stand eine Flasche Mariacron.
    »Sie auch?«
    Die Kripo-Leute schüttelten ihre Köpfe. Brennecke, weil er im Dienst war, und Lohkamp, weil er mit diesem Zeug nicht einmal sein Klo desinfiziert hätte.
    Michalski goss sich einen Dreistöckigen ein, zögerte kurz und kippte ihn hinunter.
    »Zwei Monate später stand sie plötzlich auf der Matte und hat mir einen vorgeheult: Wie schwer das Leben ist und wie gemein sie zu mir war. Ich traute ihr nicht. Aber wenn sie will … Wenn sie wollte, meine ich, konnte sie einen unheimlich scharfmachen. Und sie machte mich scharf. Aber als ich drei Tage später bei ihr vor der Tür stand, hat sie mich im Flur abgefertigt …«
    »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
    »Vor sechs, acht Wochen. Anfang Juli. Da hat sie mir dieselbe Show noch einmal vorgespielt. Und das Schlimme ist – man fällt immer wieder drauf rein …« Er starrte zum Fenster hinaus.
    »Hat sie Ihnen gesagt, warum sie das Leben plötzlich so schwer fand? Welche Probleme sie hatte?«
    Michalski schüttelte den Kopf.
    »Nein. Es war nur ein Einsamkeitskoller, nehme ich an. Wollte sich für eine Nacht die Füße wärmen.«
    »Warum gerade bei Ihnen?«
    »Warum?« Er zog die Schultern hoch. »Die meisten Männer in ihrer Umgebung waren verheiratet. Zu viele Komplikationen. So ’n trauernder Exmann kam da gerade recht …«
    Brennecke und Lohkamp sahen sich an. Mit den Wimpern gab der Chef das Startzeichen.
    »Wie war das mit dem Geld?«, fragte der Kriminalmeister ohne jede Vorwarnung.
    »Bitte?«
    »Ihre Schulden: Zwanzigtausend. Kneipe, Zocken, Autos, Trips am Wochenende.«
    Einen Augenblick lang schien Michalski angeschlagen: »Woher …«
    »Kleine Umfrage in der Kantine«, erläuterte Brennecke. »Da sind Sie noch bestens bekannt.«
    Michalski schwieg.
    »Zwanzigtausend Mark Schulden, Mann! Wie wollten Sie mit Ihrem Gehalt da herunter?«
    Keine Antwort.
    »Man kann die ganze Geschichte auch anders sehen. Herr Michalski«, sagte Lohkamp scharf. »Wenn ich mir das Rührstück von der abgelegten Jugendliebe wegdenke – wissen Sie, was dann übrig bleibt? Ein Mann, der nicht weiß, wie er von den Schulden herunterkommt. Andere schicken ihre Frauen auf den Strich – und Sie lassen sie in den Akten ihrer Chefs schnüffeln. Wie gefällt Ihnen diese Fassung?«
    »Sie spinnen ja!«, schrie er. »Meine Mutter hat

Weitere Kostenlose Bücher